Polnisches Institut in Düsseldorf Neuer Leiter will mehr Kultur wagen

Düsseldorf · Rafal Sobczak hat die Leitung des Polnischen Instituts übernommen. Er möchte die Kultur seines Geburtslandes bekannter machen.

Rafal Sobczak leitet das Polnische Institut in der Carlstadt.

Foto: Sonczak

In seinem Büro an der Citadellstraße 7 hängen Filmplakate von Kinoklassikern, gestaltet von polnischen Künstlern. Ein erster Hinweis auf das, was Rafal Sobczak, seit Juli neuer Leiter des Polnischen Instituts, am Herzen liegt. „Ich verstehe Kultur als Fenster. Je weiter ich es öffne, desto mehr kann ich sehen“, wählt der 40-jährige eine Metapher, die zu seinem Anliegen passt: „Mehr Kultur wagen“. Schließlich sei das die Kernaufgabe des Instituts. Mit seinem kleinen engagierten Team hat Sobczak in den nächsten Wochen einiges vor.

Los geht es am kommenden Wochenende mit einer Ausstellungseröffnung in der Sammlung Philara in Flingern. An der Birkenstraße wird ab dem 28. September das interdisziplinäre Projekt „Winterreise – Schubert/Müller/Baczyriski“ zu sehen sein (Beginn: 19.30 Uhr). Dafür haben sich der polnische Sänger Łukasz Konieczny, der österreichische Tänzer Boris Randziom, der deutsche Pianist Christoph Stöcker und der aus Polen kommende Video-Art-Künstler Piotr Opawski zusammengetan.

Gemeinsam wollen sie ein Zeichen setzen und in unruhigen Zeiten die Notwenigkeit grenzüberschreitender Kommunikation ins Bewusstsein rücken. Als Basis dient den Künstlern dabei Franz Schuberts Liederzyklus „Winterreise“, Verse des Dichters Wilhelm Müller und Gedichte des polnischen Lyrikers Krzysztof Kamil Baczyński.

Letztgenannter kam mit 23 Jahren während des Warschauer Aufstands 1944 ums Leben, als sich die Polnische Heimatarmee gegen die deutschen Besatzer erhob. Dessen Ausbruch jährte sich 2024 zum 80. Mal. Düsseldorf und Warschau verbindet seit 35 Jahren eine Städtepartnerschaft. Die „Warschau Week“ wird vom 23. bis 30 Oktober deshalb „ganz im Zeichen des interkulturellen Verständnisses und Austauschs stehen“, umreißt der Institutsleiter weitere Veranstaltungspläne.

Rafal Sobczak gefällt seine neue Wirkstätte. „Düsseldorf ist nicht so groß wie Wien. Genau das finde ich besonders gut. Denn es hat Atmosphäre und viele hoch motivierte Akteure“, sagt er und ergänzt: „Dadurch ist mehr möglich, weil die Institutionen enger zusammenarbeiten.“ Er sei in den vergangenen Monaten mit den Vertretern aller Düsseldorfer Kulturstätten ins Gespräch gekommen und überrascht „über so viel positive Resonanz“.

In Wien war der gebürtige Warschauer sechs Jahre lang Direktor des dortigen Polnischen Instituts. Ein wenig schimmert im Gespräch noch der Wiener Zungenschlag durch. Er sei, sagt Rafal Sobczak, Berufsdiplomat. Schon früh hatte er Interesse an kulturpolitischen Zusammenhängen. Wählte daher bewusst ein Studium in Krakau aus, das ihm die Welt in diplomatische Kreise öffnen würde. 2009 bekam er eine Stelle beim Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Republik Polen.

Im Anschluss an den polnischen Nationalfeiertag organisiert das Polnische Institut vom 15. bis 18. November das „Polish Freedom Weekend“. „Wir möchten damit das polnische Kunstschaffen fördern und den polnisch-deutschen Dialog intensivieren“, erklärt Rafal Sobczak das Ziel der Veranstaltung und ergänzt: „Leitmotiv ist, dass die Freiheit des kreativen Schaffens als Grundlage für Unabhängigkeit und Vielfalt verstanden wird.“

Das Festivalprogramm ist bewusst auf ein breites Publikumsinteresse zugeschnitten. So werden Regisseurin Agnieszka Holland mit ihrem Film „Green Border“ und Jazzsängerin Aga Zaryan zu Gast sein. Polnische und deutsche Künstler debattieren zum Thema „Kunst der Freiheit. Freiheit in der Kunst“.

Das Publikum hat die Gelegenheit, den Dichter und Schriftsteller Jacek Dehn zu treffen und eine Tanzaufführung von Absolventen des Tanztheaters in Bytom zu sehen. Zu den deutschen Partnern des Festivals gehören das Cinema-Kino, das Maxhaus und die Sammlung Philara.

„Ich bin überzeugt, dass sich das in diesem Herbst erstmals durchgeführte Polish Freedom Weekend zu einer jährlichen Veranstaltung entwickeln wird, die zu einem festen Bestandteil der Kulturlandschaft in Düsseldorf und Nordrhein-Westfalen wird“, sagt
Sobczak.