Natur in Düsseldorf Wann der Rhabarber renitent wird
Düsseldorf · Ein riesiger Andrang herrschte bei der Pflanzenbörse im Botanischen Garten.
Der Frühling kommt, ganz bestimmt. Denn Frühling ist ja immer auch Pflanzzeit, und das dachten sich wohl viele der Menschen, die am Sonntag zum Botanischen Garten auf dem Gelände der Uni strömten, um bei der Pflanzenbörse rund um die Orangerie die besten Stauden und Schattengewächse zu ergattern. Die Hobbygärtner und Balkonbepflanzer hatten offenbar auch kein Problem damit, sich in eine der beiden 20 Meter langen Schlangen an der Kasse einzureihen, um das kostbare Gut für eine angemessene Spende nach Hause transportieren zu können. Zum Start um 14 Uhr war jedenfalls der Andrang (inklusive kleinem Park-Chaos) so groß, dass die Auszubildenden zum Staudengärtner kaum damit nachkamen, palettenweise Nachschub herbeizukarren.
„Wer später kommt, kann gleich zu Hause bleiben, dann sind die besten Stücke schon weg“, weiß Renate Bader, die extra aus Kaiserswerth zur Uni gekommen war und gleich einen ganzen Bollerwagen voll mit Pflanzen zusammengetragen hatte. Darunter Waldaster, „der blüht so schön in meinem Bauerngarten“, sagt sie und macht noch auf die Ballonblume aufmerksam, die im Fachlatein auf den exquisiten Namen Platxcodon grandiflorus hört. „Die blüht im Juli leuchtend blau.“
Freundeskreis des Botanischen Gartens organisiert die Börse
Überhaupt waren unter den Besuchern auffällig viele Experten in Sachen Beetbepflanzung, die dann auch zielstrebig jene Plätze aufsuchten, die den größten Blüherfolg versprechen. Aber auch vermeintliche Außenseiter wie Steppensalbei, der bei rechtzeitigem Rückschnitt nach der ersten Blüte eine zweite Blütezeit im Herbst in Aussicht stellt, oder die sonnig gelbe Nachtkerze fanden reißenden Absatz. Leid tun konnte einem da fast schon das Hornkraut, das von allen verschmäht wurde. Ganz anders die Ecke mit Essbarem für die Küche: Rhabarber, Ochsenherz-Tomate und Butterkohl waren rasch vergriffen.
Organisiert wird die Pflanzenbörse vom Freundeskreis des Botanischen Gartens. „Der Andrang ist eigentlich immer so groß“, sagt Marianne Genenger-Hein, die sich wünschen würde, dass der Botanische Garten das ganze Jahr über eine derartige Aufmerksamkeit auf sich zieht. „Viele wissen gar nicht, dass es dieses kleine Paradies hier gibt.“ Was stets fehle, sei Personal. „Genug Interesse an der Ausbildung ist vorhanden, aber die Uni stellt nur ein begrenztes Kontingent an Stellen zur Verfügung“, erklärt Genenger-Hein. Das führe dazu, dass Besucher häufig vor Flächen stehen, die nicht bepflanzt werden konnten. Was sie Laien, deren grüner Daumen noch nicht so ausgeprägt ist, empfiehlt, ist die Initiative „Gärtnern und Lernen“, bei der Teilnehmern einer kleinen Führung unter Leitung von Ulla Hannecke Tipps und Tricks für die erfolgreiche Arbeit im Garten verraten werden – wenn sie denn bereit sind, auch selbst mit anzupacken.
Ob die fachsimpelnden Besucher der Pflanzenbörse am Sonntag diese Nachhilfe benötigen, sei dahingestellt, die meisten wussten ziemlich genau, wonach sie suchten. Der Wiesenknöterich zum Beispiel färbt, wenn er in Blüte steht, eine ganz Wiese rosafarben. Das graublättrige Mutterkraut wiederum kann sich selbst vermehren, womöglich hat sie auch deshalb den Beinamen „Jackpot“. Frisch getopft präsentierte sich die Iris Barbata – die deutsche Schwertlilie – sie leuchtet in allen Farben des Regenbogens. Und der Zier-Rhabarber (nicht essbar!) ist eine kleine Diva in der Pflanzenwelt und entwickelt die typischen roten Rispen nur dann, wenn er einen sonnigen bis halbschattigen Standort mit gut durchlässigem, humusreichem Boden vorfindet. Wenn das alles gegeben ist, zeigt sich der Zier-Rhabarber aber als relativ pflegeleicht.