Geburtstag im Düsseldorfer Salzmannbau Seit 30 Jahren Kunst, Musik und gute Nachbarschaft
Düsseldorf · Der Salzmannbau ist zwar schon über hundert Jahre alt. Der Name steht heute für eine in der Stadt einzigartige Einrichtung, die Integration, Sozialarbeit und Kunst in sich vereinigt. Sie feierte gerade ihren 30. Geburtstag.
Im September 1994 war der Salzmannbau nach längerem Umbau mit 106 Mieteinheiten endlich bezugsfertig. Von nun an sollten dort Studierende wohnen, Kunstschaffende ihre Ateliers einrichten, Vereine und gemeinnützige Initiativen ihre Büros eröffnen sowie die Stadt mit Einrichtungen des Kultur- und Jugendamtes einziehen.
Die ehemalige Papiermaschinenfabrik ist seitdem zu einem Ort der Begegnung geworden, der sich auch schon mal lautstark quer stellt, wie erst im Mai, als die AfD dort einen Raum für eine Veranstaltung gemietet hatte. Und laut war die Community auch am Samstag, diesmal in eigener Sache, schließlich gab es einen runden Geburtstag zu feiern. Im Mittelpunkt des Nachbarschaftsfests zum 30. stand ein Programm für Familien. Bei sommerlichen Temperaturen war reichlich Gelegenheit zum entspannten Plausch mit Nachbarn, Besuchern und Passanten, die von der Livemusik auf der Bühne angelockt wurden.
Wie alles begann und sich entwickelt hat, haben die Kunstschaffenden im Salzmannbau bereits im Mai in einer sehenswerten Ausstellung Revue passieren lassen, die mit „30 JA – Drei Jahrzehnte Kunst im Salzmannbau“ überschrieben war. Denn vor allem ihrem Engagement ist es verdanken, dass es diesen Ort überhaupt gibt.
Kunstschaffende gewannen damals lokale Politiker dafür, sich gegen den ursprünglich geplanten Abriss des Gebäudekomplexes auszusprechen. Tatsächlich wurde der Salzmannbau im September 1984 sogar unter Denkmalschutz gestellt. Zwei Monate später erwarb die Stadt Düsseldorf das ehemalige Fabrikgelände. Die drei Werkshallen wurden abgerissen und neuer Wohnraum geschaffen. Der Verein „Wohnen in der Fabrik“ war maßgeblich am Umbaukonzept mit beteiligt. So entstanden ein Bürgerhaus, ein Gast-Wohnatelier für auswärtige Kunstschaffende, Stipendiaten der Stadt und Gastronomie zogen ein, und ein Jazzclub eröffnete in der ehemaligen Schmiede, die er seither im Namen trägt.
Viel Geschichte und Kreativität also, die sich da gesammelt hat. Letztere zeigte sich am Samstag auch bei vielen der Angebote für Kinder: Da gab es einen upcycling Workshop, es wurden Traumfänger gebastelt, Bilder gemalt oder geklebt, auch mal mit elterlicher Hilfe, vor allem aber mit viel Spaß und überquellenden Ideen.
Die kleinen Besuchenden gaben alles beim Mitmachzirkus, zeigten wie lange sie etwa einen Hula-Hoop-Reifen um die Hüften kreisen lassen konnten oder probierten sich in überdimensionalen Spiellandschaften aus. Zum Beispiel mit Bauklötzen, die zu immer neuen Figuren zusammengesetzt werden konnten.
Den Startschuss gaben Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf und Stephan Glaremin, Leiter des Amtes für Soziales und Jugend. „Ich komme immer gern her“, sagt Dagmar. Sie wohnt noch nicht lange in Bilk. „Nachbarn haben mir von den Kursen im Salzmannbau erzählt. Ich bin einfach mal hin und seitdem informiere ich mich immer, was im Angebot ist.“ Auch am Stand Aktion Gemeinwesen und Beratung e. V., kurz Die AGB hat sie etwas entdeckt: die vom Verein organisierte Frauenwerkstatt mit Kinderbetreuung.
Klaus und Sandra sind leidenschaftliche Jazz-Fans, die Jazz-Schmiede haben sie zu ihrer „Lieblingslocation in der Stadt“ erkoren. „Dass der Club Teil des Salzmann-Areals ist, haben wir tatsächlich erst kürzlich realisiert, als sich die Leute hier gegen die AfD positioniert haben“, sagt Klaus. Das Paar hat es sich auf einer der Bänke vor der Bühne bequem gemacht, wo es ein vielseitiges Musikprogramm gibt. Darunter auch „Jazz vom Feinsten“ mit Sängerin Sara de Bourgeois und Bob Hochstädter an den Tasten.