Neue Stadtführung in Düsseldorf Wie man mit Jan Wellem die Stadt erkundet

Düsseldorf · Eine neue Stadtführung wurde als Abschlussprojekt von einem Team von Auszubildenden entwickelt. Jan Wellem hat viele Geschichten auf Lager.

Walter Hamacher, der in Düsseldorf schon als Hoppeditz an den Start ging, macht als Jan Wellem eine gute Figur.

Foto: Anne Orthen (orth)

Die Landeshauptstadt ist die sechstgrößte Stadt der Bundesrepublik und ein Handels- und Dienstleistungszentrum, für die Industriewelt ein führender Messestandort, Kunst-, Mode-, Garten- und Sportstadt und seit 1946 Hauptstadt des bevölkerungsreichsten Bundeslandes. Doch bis es so weit war waren einige Persönlichkeiten maßgeblich am Fortschritt beteiligt. Dazu gehörte Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Berg (1658 – 1716).

Mit seiner Ehefrau Anna Maria Luisa aus dem Haus der Medici hielt er in Düsseldorf Hof und förderte die Künste: Er ließ das erste Opernhaus errichten und trug eine qualitätsvolle Gemäldesammlung zusammen. Jan Wellem, wie der Kurfürst genannt wird, hat tiefe Spuren in der Historie Düsseldorfs hinterlassen. Diesen Spuren folgend wird „Visit Düsseldorf“ einmal im Monat eine historische Jan-Wellem-Führung anbieten.

Konzeptioniert wurde die Stadtführung von Paulina Scheffel, Lisa Coloma, Carolin Kauws und Aleyna Maier. Die Vier sind Auszubildende zur „Kauffrau für Tourismus und Freizeit“ am Alfred-Müller-Armack Berufskolleg in Köln und haben sich Düsseldorf als ein Thema für ihre Abschlussarbeiten ausgesucht. Keine von ihnen kommt aus Düsseldorf, aber die Solingerin Scheffel arbeitet bei „Visit Düsseldorf“.

„Nach dem Kick-off für unseren Praxisteil in der Abschlussprüfung im September 2023 war schnell klar, eine historische Figur als Guide zu nehmen“, erläutert Scheffler. „Im Dezember haben wir Walter Hamacher als ‚Jan Wellem‘ angefragt und er hat zugesagt.“ So also nahm der Ex-Hoppeditz, der eh Stadtführungen leitet, in einem prächtigen dem Barockstil nachempfunden Gehrock, mit opulenter Perücke und Flanierstock ausgerüstet, die erste „edle Gästeschar“ mit auf die Zeitreise durch Düsseldorf „wie es heute ist und früher war.“ Humorvoll und oft in Reimform zeichnete „Jan Wellem Hamacher“ an 23 Stationen die kurfürstlichen Linien von der Stadterhebung 1288 bis heute nach. So verdrückte der herzogliche Stadtführer beinahe ein Tränchen auf dem Burgplatz, dem Geburtsort von Jan Wellem. 1658 wurde Johann Wilhelm im Schloss, von dem nach dem Feuer vom 20. März 1872 nur noch ein Turm übrig ist, geboren.

Jan Wellem hat auch das
Gaslicht nach Düsseldorf gebracht

Zur Geburt Jan Wellems stand der älteste Teil des Rathauses am Marktplatz bereits und auch das hat Auswirkungen bis heute. „Das Rathaus zeigt, dass die Fortuna nie deutscher Fußballmeister werden darf, der Balkon ist viel zu klein“, witzelte Hamacher. Der Tourguide eröffnete, dass Jan Wellem das Gaslicht nach Düsseldorf gebracht hat, nachdem er beleuchtete Straßen bei einer Paris Reise gesehen hatte. Er zeigte den ältesten Profanbau in der Altstadt datiert aus dem Jahr 1288, das Lieferhaus an der Liefergasse. „Das Haus war mal Teil der Stadtmauer. Daher sind die Fundamente doppelt so dick wie bei anderen Bauten“, so Hamacher. Genau deshalb habe das Haus die Bombardements Krieg überstanden. Hamacher erzählte, dass die Kunstsammlung Jan Wellems über Mannheim nach München gebracht wurde und der Versuch der Düsseldorfer die Gemälde per Gerichtsbeschluss zurückzuerhalten scheiterte, ihnen aber 150.000 Taler Entschädigung gezahlt wurden.

„Damit wurde 1878 bis 1881 eine neue Kunsthalle gebaut, die nach starken Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg 1967 abgerissen wurde und im Stile des Brutalismus neu entstand“, erläutert Hamacher. Das und noch ganz viel mehr zur immer noch engen Verbindung zwischen Düsseldorf und Jan Wellem gab es in der zweistündigen Führung auf die Ohren. Als Applaus von den Führungsteilnehmenden aufbrandete, fielen sich die vier Auszubildenden glückstrahlend um den Hals. „Jetzt müssen sie noch alles verschriftlichen, dokumentieren, und im Mai vor der Prüfungskommission präsentieren“, verriet Diplom-Pädagogin Annette Asselborn-Preuß. Sie ist Lehrerin am Alfred-Müller-Armack Berufskolleg. „Aber ich glaube, die Vier haben bestanden.“ Die Stadtführung wird ab März buchbar sein, die erste öffentliche Tour ist für April geplant und soll dann einmal im Monat angeboten werden.

Die Stadtführung wird ab März buchbar sein, die erste öffentliche Tour ist für April geplant und soll dann einmal im Monat angeboten werden. Termine unter:
www.visitduesseldorf.de.