Erinnerungskultur in Düsseldorf Stele soll an ermordetes Kind erinnern

Düsseldorf · Das behinderte Mädchen wurde 1943 im Alter von zwölf Jahren von der NS getötet.

Ein einziges Familienfoto existiert von dem Kind Lieselotte gemeinsam mit den Großeltern.

Foto: Andreas Bretz

(brab) Einstimmig hat die Bezirksvertretung 6 jetzt beschlossen, eigene Mittel in Höhe von bis zu 3200 Euro für eine Stele oder Gedenktafel zur Verfügung zu stellen. Damit soll im öffentlichen Raum vor dem Gebäude mit der Adresse Am Klosterhof 1, in dem sich das Haus St. Josef befindet, an das ermordete Mädchen Lieselotte Wevers, das ein Opfer der nationalsozialistischen Behindertenmorde wurde, erinnert werden.

Ihre Geschichte hat die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf auf Wunsch von Lieselottes Nichte Jutta Wevers recherchiert. Die Familie der beiden hatte – möglicherweise aus Scham oder aus Schuldgefühlen – nie über die ermordete Lieselotte gesprochen.

Nach Erkenntnissen der Gedenkstätte war das Mädchen mit dem Downsyndrom im Jahr 1941 als Zehnjährige ins St.-Josef-Heim nach Unterrath gekommen. Dort lebten damals nur Frauen, die von den Schwestern der Töchter vom Heiligen Kreuz betreut wurden. Heute ist das Haus eine Einrichtung der Behindertenhilfe der Ordenswerke des Deutschen Ordens.

Im Zuge der Massenmorde der Nationalsozialisten an psychisch Erkrankten und Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen wurde Lieselotte im September 1943 in die „Anstalt Kalmenhof“ im hessischen Idstein verlegt. Hier starb sie dann am 22. September 1943 im Alter von zwölf Jahren. „Im Kontext der massenhaften Ermordung von Kindern an diesem Ort ist mit größter Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass Lieselotte keines natürlichen Todes starb, sondern ermordet wurde“, heißt es in dem Antrag der Bezirksvertretung.

Das Mädchen hat in Idstein kein individuelles Grab. Das Haus St. Josef in Unterrath war die letzte Station in Lieselottes Geburtsstadt Düsseldorf, deshalb soll dort nun an die Zwölfjährige erinnert werden.

Die Gestaltung der Tafel oder Stele soll von der Mahn- und Gedenkstätte in enger Abstimmung mit Jutta Wevers erfolgen. Der genaue Standort wird derzeit noch abgestimmt.