Büdchentag Straßenfestatmosphäre beim Büdchentag
Düsseldorf · Beim mittlerweile vierten Büdchentag haben viele Kioske auch musikalisch viel Programm angeboten. Mit Livemusik und Plattenrodeo sollten Passanten neugierig gemacht werden.
Überall in den zentral liegenden Stadtteilen Düsseldorfs verteilt waren am Samstag die Menschentrauben kaum zu übersehen. Leute saßen auf Bordsteinkanten, tranken gemeinsam Bier oder hörten Musik, tanzten und feierten. Ihr Treffpunkt: das Büdchen um die Ecke. Der Büdchentag, der nun zum vierten Mal stattfand, machte aus den Büdchen Hotspots zum Feiern und zierte die Stadt mit vielen kleinen Straßenfesten, über die man immer wieder stolpern konnte, wenn man durch die Stadt oder sein Viertel spazierte.
Hip-Hop-Gruppe Modusteam spielte gleich an drei Orten
Bei den musikalischen Highlights der 24 teilnehmenden Kioske wurde auch gleich die Bühne aufgebaut und lokale Szenegrößen traten auf. Die Düsseldorfer Hip-Hop-Gruppe Modusteam spielte gleich an drei Orten und veranstaltete eine kleine Büdchentour. Den ersten Stop machten sie dabei beim Kiosk Karakus an der Volksgartenstraße. Als sie gerade Oberbilk besangen und mit dem Song „Miami Vice“ erzählten, wie sie dort ihre Jugend in den Achtziger Jahren verbrachten, wurde in der ersten Reihe, nur wenige Zentimeter von der Bühne entfernt, getanzt und mit dem Kopf gewippt. Auch drumherum war die Straße belebt, jeder hatte ein Getränk in der Hand — natürlich beim Büdchen gekauft. Diese Lebensweise im Rheinland, die an der Büdchenkultur sichtbar wird, war für den 43-jährigen Stefan Köpke ein Grund dafür, dass er nach Düsseldorf gezogen war: „Hier sind alle Leute sehr offen, man kommt schnell mit seinen Nachbarn in Kontakt. Vor allem natürlich am Büdchen.“
Beim Plattenrodeo entscheiden die Besucher, was gehört wird
Etwas entspannter ging es bei Roberts Stehcafé an der Aachener Straße zu. Hier bestimmten beim „Plattenrodeo“ die Besucher die Playlist des Tages, in dem sie ihre Platte mitbrachten und dem DJ Rafał Mendrychowski geben konnten. Er ist sonst eigentlich als Kunde beim Stehcafé zugegen und kam auf Robert zu, um gemeinsam mit einer Aktion am Büdchentag teilzunehmen. Der Plattensammler sorgte mit dem Publikum zusammen so für einen vielfältigen Mix aus Klassikern, den Lieblingssongs des Publikums und modernen Platten.
Für den 56-jährigen Thomas Henning die perfekte Gelegenheit, die Platten auszuprobieren, die er auf dem Büdchentagströdel an der Volksgartenstraße gekauft hatte. Dabei hört er selbst Musik eigentlich nur noch über Streamingdienste. „Meine Tochter ist eigentlich die Analogliebhaberin. Bei mir standen die Platten nur rum und jetzt zwingt sie mich, ihr die Platten aus meiner Jugend zu kaufen“, sagte er belustigt, als er bemerkte, wie junge Menschen die alte Technik viel mehr wertschätzen als die älteren.
Auch die Ecke am Zoopavillon füllte sich am Samstag nach und nach. Gegen 17 Uhr startete die Band „Ska is Back in Town“ ihr Konzert. Die Band um Leader Daniel Paczia (Bass) besteht seit knapp neun Jahren und spielt Ska und Rocksteady — Musik, die am Samstag alle, bis in die letzte Reihe, animierte, mitzutanzen oder zumindest mitzuwippen.
Drei der Bandmitglieder, die zuvor schon in der Combo „Me in the bucket“ zusammen gespielt haben, sind in den letzten Jahren Väter geworden und hatten deshalb auf ihrem Social-Media-Kanal ausdrücklich Familien aufgerufen, mit ihren Kindern vorbeizukommen. Die Familien waren dem Aufruf gerne gefolgt und mischten sich unter Anwohner, Studenten sowie Freunde und Fans der Band.
Zugabe mit Unterstützung
durch den Nachwuchs
Der eigene Nachwuchs saß auf der Bierbank in der ersten Reihe und zeigte, wie diszipliniert Groupies auch sein können: Die Zwei- bis Fünfjährigen schauten mit großen Augen zu, himmelten Papa an Bass, Gitarre und Schlagzeug an und nickten lässig im Takt der Musik.
Die Schlange an der Trinkhalle wurde immer länger, und wäre die Stimmung nicht so entspannt gewesen, hätte das den einen oder anderen bei den Temperaturen und dem Bedürfnis nach einem kühlen Bier verärgern können. Im Kiosk rackerten sich die Mitarbeiter aber sichtlich ab, mit diesem Ansturm hatten sie nicht gerechnet. Am Ende wurden alle mit Getränken versorgt und das Familienkonzert wurde durch eine Zugabe, bei der sich dann auch die Kinder unter die Band mischten, noch verlängert.