Schach in Düsseldorf Hanni und die sizilianische Verteidigung
Düsseldorf · Seit einiger Zeit bietet das Zakk offene Schachabende an. Betreut werden Anfänger und routinierte Spieler dabei von Hanni Kayali. Der Veranstaltungstechniker und Künstler war schon als Jugendlicher im Spiel der Könige erfolgreich.
(tino) Hanny Kayali bringt sich ein. Im Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation (ZAKK) hat der 28-Jährige bereits während der Corona-Phase ein großes Schachturnier, an denen auch ein deutscher Meister und Großmeister mitgespielt haben, organisiert und betreut inzwischen ein regelmäßiges Angebot zum freien Schachspiel. Er gehört auch dem organisationsteam der offenen Bühne für lokale Künstler an. Außerdem war Kayali auf dem Wagen des ZAKKs während der großen Demonstration gegen Rechtsextremismus und Rassismus dabei. „Hanni ist mit der Idee der regelmäßigen Schachabende auf uns zugekommen. Und weil wir das ganze Equipment vom Turnier noch haben, hatte das ZAKK plötzlich ein neues regelmäßiges, kostenfreies Angebot“, verrät Markus Unzen aus dem Programmplanungsteam des ZAKK. „Uns geht es ja auch darum das Programm des ZAKK abwechslungsreich und lebendig zu halten.“ Kayali hatte auch vergleichsweise leichtes Spiel, hat Unzen doch berits als Kind mit Schach angefangen. „Ich fand die Idee des Schachbends direkt gut“, gesteht der Programmgestalter.
Aber einfach nur die Schachbretter und Figuren hervorzukramen und in der Kneipe hinzustellen reichte nicht. Für die Spieler und Spielerinnen sollte es schon einen Mehrwert geben. Genau dafür ist Kayali der Richtige, gehörte er doch in seiner syrischen Heimat als Jugendlicher über Jahe hinweg zu den besten vier Spielern und sicherte sich als er Lebensmittelchemie studierte auch den Titel eines syrischen Hochschulmeisters. Seine Karriere im „Spiel der Könige“, wie Schach ja auch genannt wird, endete abrupt, als er nach Deutschland fliehen musste. Das war 2016. Ein Jahr später erhielt er die offizielle Anerkennung und gleichzeitig seine Aufenthaltsgenehmigung. „In der Zeit unbd auch noch danach hatte ich andere Sorgen, als mich mit Schach zu befassen“, erläutert Kayali. „Ich musste mein Leben komplett neu gestalten und organisieren.“ Das umfasste auch seinen beruflichen Lebensweg. Aus dem Studenten der Lebensmittelchemie wurde ein Auszubildender für Veranstaltungstehnik. „Ich wollte schon immer was mit Theater machen“, offenbart der Schachexperte. „Jetzt bin ich Quereinsteiger in die Veranstaltungstechnik.“
Kayali reicht es auch nicht, als Berater den ZAKK-Schachspielern zur Seite zu stehen, sondern bietet an jedem freien Schachabend auch vertiefende Informationen zu bestimmten Spielsysteme, Strategien oder Varianten an. So stand beim Januar-Schachabend die „sizilianische Verteidigung“, eine offensive Strategie für die schwarzen Figuren, auf dem Programm. Heute Abend spricht der syrische Schachexperte über die Frage: was sind eigentlich „geschlossene Spiele“, was sind „halboffene Spiele“ oder „offene Spiele“?
Schachspielerin Claudia mag die ungezwunge Atmosphäre der ZAKK-Schachabende. „Einfach mal locker ein, zwei oder auch mehrere Partien zu spielen, in einer Kneipenatmosphäre, in der auch mal gequatscht werden darf, hat bei mir die Schach-Leidenschaft wieder geweckt“, verrät Claudia. „Früher, als Kind und Jugendliche habe ich viel gespielt, dann aber ganz lange nicht mehr.“
In der ZAKK-Kneipe geht es an den Schachabenden zwar vergleichsweise ruhig und konzentriert zur Sache, aber es ist kein Vergleich zu den Bildern, die im Allgemeinen über Schachspiele in den Köpfen herumschwirren. Ernst drein blickende Männer oder Frauen, verziehen keine Miene, sind mucksmäuschenstill und bewegen nach gefühlt stundenlangem Nachdenken vielleicht alle zehn Minuten in einer antiseptisch wirkenden Halle mal eine Figur. So staubtrocken und der horrenden Geschwindigkeit des derzeitigen Lebens entgegensetzt geht es im ZAKK nicht zu. Kayali geht von Brett zu Brett, scherzt, gibt Tipps und bringt die Aktiven oft zum Lachen. Das stört niemanden, sondern wird von allen beim freien Spiel positiv aufgenommen, denn Schach kann und soll Spaß machen.