Kultur in Düsseldorf Freie Szene kämpft weiter um mehr Platz

Düsseldorf · Die Künstler wünschen sich, möglichst bald in ein Haus an der Jahnstraße ziehen zu können. Doch das Gebäude ist sanierungsbedürftig. Zur Zwischennutzung wurden jetzt Räume am Bertha-von-Suttner-Platz eingerichtet.

Alexandra Schmidt, Vorsitzende des Vereins „Freie Szene Düsseldorf – Performing Arts“, im Gespräch mit Vorstandskollegin Izaskun Abrego.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Flur im siebten Stock des Gebäudekomplexes am Bertha-von-Suttner-Platz sieht noch sehr nach Verwaltungstrakt aus. Nach links und rechts gehen von dem schlichten und lang gezogenen Gang viele Türen ab. „Freie Szene“ hat jemand mit einem Bleistift auf das Schild neben eine der Türen geschrieben. Vor Kurzem hat der Verein „Freie Szene Düsseldorf – Performing Arts“ mehrere Räume direkt am Düsseldorfer Hauptbahnhof bezogen. Die professionell arbeitenden Künstler und Künstlerinnen sind zwar froh, diese vorübergehend nutzen zu können. Sie setzen sich aber weiter gegen ein aus ihrer Sicht seit Jahren währendes Platzproblem ein.

Nun ist der Bertha-von-Suttner-Platz nicht unbedingt als Düsseldorfs schönste Ecke bekannt. In der Vergangenheit waren die Flächen an der östlichen Seite des Hauptbahnhofs etwa oft durch Taubenkot verunreinigt. Zuletzt stufte die Stadt vor einem guten halben Jahr den Zustand als verbesserungswürdig ein. Zukünftig soll es vor Ort aber mehr Raum für kulturelle Zwischennutzungen geben – der Verein „Freie Szene – Performing Arts“ kann den Trakt im Obergeschoss nun für zwei Jahre nutzen.

Der neue Standort bringe für die Künstler einen großen Vorteil mit sich, sagt Alexandra Schmidt. Sie ist Tänzerin und Vereinsvorsitzende. So sei vor allem die Nähe zum Hauptbahnhof hilfreich. Denn in den Ensembles sind auch internationale Künstler oder solche aus anderen Städten vertreten. Die Künstler seien danbar, das Gebäude temporär nutzen zu können. Es fehle aber in den neuen Räumen an einer professionellen Ausstattung. So sei etwa der Boden für Tänzer auf Dauer nicht geeignet, erklärt Schmidt.

Die Volkshochschule zieht demnächst an die Yorckstraße

Kürzlich hielt sie deshalb im Kulturausschuss ein Plädoyer für mehr Platz. „Eine Bedarfsanalyse zeigt nach wie vor erheblichen quantitativen und qualitativen Mangel an Arbeitsraum“, sagt Schmidt. So können die Künstler zwar zusätzlich Räume unter anderem an der Winkelsfelder Straße und an der Benzenbergstraße nutzen, aber das reiche nicht, um den Bedarf zu decken. Was Schmidt und ihre Vorstandskollegen besonders frustriert: Bei einem aus ihrer Sicht perfekt geeigneten Gebäude geht es einfach nicht voran. Vor mehr als drei Jahren gab es bereits Pläne, die ehemaligen Kammerspiele an der Jahnstraße zu einem Haus für die Freie Szene zu machen. Ein Konzept für die Räume, für die die Stadt die Nutzungsrechte hat, lag bereits vor. Doch dann stellte sich heraus, wie sanierungsbedürftig die Räume sind.

Insgesamt gibt es am Bertha-von-Suttner-Platz aktuell viel Bewegung. Die Stadt hatte dort Flächen angemietet, die unter anderem nach der Aufgabe des Corona-Impfzentrums frei geworden waren. Demnächst wird zudem die Volkshochschule (VHS), die bisher am Bertha-von-Suttner-Platz einen Standort hat, an die Yorckstraße ziehen. Dann könnte an dem östlichen Vorplatz des Hauptbahnhofs auch die Clara-Schumann-Musikschule vier Räume nutzen, die für den Musikunterricht geeignet wären – zumindest bis der geplante Erweiterungsbau an der Prinz-Georg-Straße fertiggestellt ist. Das ist allerdings frühestens im Jahr 2029 der Fall. Dass die Ausweitung in Richtung Hauptbahnhof noch eher Zukunftsmusik ist, erklärte Direktorin Doris Bischler kürzlich im Gespräch mit der Redaktion. Die Räume am Bertha-von-Suttner-Platz könnten voraussichtlich erst ab 2025 genutzt werden.

Nach den Plänen der Verwaltung soll außerdem dort, wo früher die mittlerweile im Kap1 beheimatete Stadtbücherei, residierte, Raum für kulturelle Sonderveranstaltungen sein. So könnte etwa das für die Euro 2024 geplante „Stadion der Träume“ hier temporär einziehen. Während der Fußball-Europameisterschaft sollen sich an 24 Tagen alle 24 qualifizierten Nationen am Bertha-von-Suttner-Platz mit eigenen Veranstaltungen.