Kunst in Erkrath Wenn das Leben zu Form und Farbe gerinnt
Erkrath · Die eine strebt nach Perfektion. Die andere ruht in sich. Beide haben Werke geschaffen, die nun im Kunsthaus zu sehen sind.
Wieder einmal überrascht das Kunsthaus Erkrath mit einer besonderen Ausstellung. „Leben in Form und Farbe“ lautet der vielversprechende Titel. Als langjährige Freundin und Wegbegleiterin von Kerstin Schoele hatte Claudia Birkheuer, in der Kunstszene der Stadt gut vernetzt, die Begrüßung und Einführung am Freitagabend übernommen und gestaltete diese mit sehr unterhaltsamen und temperamentvollen Worten.
Die Bilder von Kerstin Schoele folgen einer klaren Linie. Sehr viele Frauengestalten strahlen eine makellose, fast überirdische Schönheit aus. Perfekt wie ihre Schöpferin, wie Claudia Birkheuer die Malerin auch vorgestellt hatte. Schoele sei eine Perfektionistin zwischen Familie mit drei Töchtern und mittlerweile acht Enkelkindern, ihrem Beruf als Industriemanagerin und ihrer Passion als Künstlerin. Sie beherrsche perfekt die Klaviatur des Malens und der Farbe als Illusion, sagt Claudia Birkheuer.
Früher hat Kerstin Schoele mit Bleistift, Kohle und Tusche gearbeitet. Dann legte sie eine schöpferische Pause von 35 Jahren ein. Während dieser Zeit widmete sie sich der Familie. Erst danach ist die Kunst ins Zentrum ihres Schaffens gerückt. Zuerst hat sie mit Acrylfarben angefangen, malt aber heute ausschließlich mit Öl. Acryl trocknet ihr viel zu schnell und sie kann nichts mehr ändern, noch besser machen. Da spricht die Perfektionistin.
Inhaltlich hat sich Kerstin Schoele mit Künstlern des Realismus und Surrealismus auseinandergesetzt. Ihre Werke lassen jeweils als Hommage an Salvatore Dali, Max Ernst und René Magritte eine erstaunliche Vielfalt erkennen. Es entsteht das Bild einer Eine lebensfrohen, der Welt zugewandten Künstlerin. Und doch zeigt sich die Malerin noch von einer weiteren Seite. Ihr Bild „Carpe Diem“ – Nutze den Tag! rührt an. Ein junges Mädchen schaut in den Spiegel und sieht sich dort als alte Frau. Eine eindringliche Mahnung, die Lebenszeit zu nutzen.
Tonfiguren mit
aufwendiger Ausstattung
Anders dagegen Maria Teresa Schreiber, eine gebürtige Kolumbianerin, seit kurzem auch Mitglied im Verein der Hildener Künstler: Sie erscheint eher still, in sich gekehrt, sensibel. Sie hat sich der Kunst von Tonarbeiten verschrieben. Ihre Figuren – ebenfalls Frauengestalten – mit teils aufwendiger Haarpracht und erlesener Robe sind unglaublich feine und zeitintensive Arbeiten. Diese sind dem Betrachter zugewandt und bezaubern ganz einfach. Maria Teresa Schreiber hat sie „Zuneigung“, „Atempause“, „Seelenruhig“ und „Im Gespräch“ genannt. Die Werke lassen sich nur mit Worten wie warmherzig, einfühlsam oder feinfühlig beschreiben.
Maria Teresa Schreiber ist eigentlich mehr durch Zufall an die Kunst gekommen. Fast liest sich der Lebenslauf über viele Jahre als unstet. Sie ging zum Studium nach Deutschland, wo sie auch ihren Mann kennenlernte. Gemeinsam wanderten sie für einige Jahre nach Kolumbien aus, wechselten nach Frankreich und nach Hofheim am Taunus, um schließlich im Düsseldorfer Raum ein Bleibe zu finden. Der Beruf als Biologin, die in der Forschung arbeitete, verlangte solche Opfer. Irgendwann wollte sie endlich zur Ruhe kommen und besuchte einen Töpferkurs bei der VHS. Das Töpfern hat ihr schon bei ihren beiden Töchtern gefallen und damit begann ihr künstlerisches Schaffen, das sich nach und nach zu einer Leidenschaft entwickelte.
Ein Stück Ton in ihren Händen bedeutet für sie ein Stück Natur – naheliegend für eine promovierte Biologin, für die das Arbeiten mit diesem Werkstoff immer noch etwas ganz besonderes ist. Anfangs hat sie keine konkrete Vorstellung, was aus einem Stück Ton entstehen soll. Das Werk entwickelt sich von selbst, - es sind Momentaufnahmen, wirkliche Unikate, wie die Künstlerin betonte. Während Kerstin Schoele immer an mehreren Bildern gleichzeitig arbeitet – wohl wieder ein Zeichen, dass es aus ihrer Sicht immer noch etwas zu verbessern gibt – strahlt Maria Teresa Schreiber eine innere Ruhe aus, die sich in ihren Werken widerspiegelt.
Eine sehr, sehr schöne Ausstellung, die zum Verweilen in dem schmucken Kunsthaus an der Dorfstraße in Millrath einlädt. Wie schön, dass Claudia Birkheuer ihre Kontakte nutzen konnte und den Künstlerinnen eine Ausstellung im Saargebiet vermittelt hat. Das gibt beiden die Möglichkeit, ihre Arbeiten noch in diesem Jahr außerhalb der heimischen Umgebung vorstellen zu können.