Freizeit Tagsüber Messe, abends Urlaub am Rheinufer

Düsseldorf · Ein Besuch bei den Campern am Robert-Lehr-Ufer. Dort sind viele Niederländern und Dänen zu Gast – und auch ein Paar aus Düsseldorf.

 Das Düsseldorfer Ehepaar Diana und Eckhard Maedel macht mit seinem Wohnmobil am Robert-Lehr-Ufer Urlaub vom Alltag.

Das Düsseldorfer Ehepaar Diana und Eckhard Maedel macht mit seinem Wohnmobil am Robert-Lehr-Ufer Urlaub vom Alltag.

Foto: Claudia Hötzendorfer

Der Tag verabschiedet sich mit einem filmreifen Sonnenuntergang. Auf der Mauer am Robert-Lehr-Ufer sitzt Swantje Simon mit ihrer „verrückten Clique“, wie sie augenzwinkernd bei einem Bierchen sagt, und schaut zu, wie der rote Ball über dem Rhein in den Wolken versinkt. Die sechs Niederländer waren den Tag über auf dem Caravan-Salon und lassen das Erlebte noch einmal Revue passieren. „Wir sind passionierte Camper“, sagt die 37-jährige. Schon zum vierten Mal sind sie nach Düsseldorf gekommen, um sich über Trends zu informieren. „Ich bin ein Equipment-Freak“, gibt Swantje Simon zu. Ihre Freundin Mathilde Hills verdreht die Augen und ergänzt: „Swanni geht uns allen auf den Keks mit ihrem Spleen, praktische Sachen fürs Camping zu finden, die dann nur Platz im Bus wegnehmen“. Der „Bus“ ist ein Kastenwagen Baujahr 1987, den die Freunde preiswert erstanden und zum Reisemobil selbst umgebaut haben. Der parkt jetzt unterhalb der Mauer am Robert-Lehr-Ufer mit all den anderen Wohnmobilen, deren Besitzer diesen Parkplatz dem Stellplatz an der Messe vorziehen.

Dazu zählt auch das dänische Ehepaar Silje und Marcus Lund. „Wir sind zum dritten Mal da. Gehen tagsüber auf die Messe und genießen dann die Abende hier am Ufer.“ Die beiden sitzen gerade bei einem Glas Rotwein und auf einem Teller angerichteten Schnittchen. Sie haben es sich in ihren Liegestühlen bequem gemacht. Ihr Gefährt ist mit das größte mobile Heim, das hier unten steht. Warum haben sie sich keinen Stellplatz direkt an der Messe gemietet? „Zu viel Trubel“, sagt Silje Lund. „Wenn wir den ganzen Tag dort waren, wollen wir nicht auch noch Party am Abend. Außerdem ist die Aussicht hier schöner“. Die beiden haben sich vor fünf Jahren ihr rollendes Heim zugelegt. „Marcus war in Rente gegangen und unsere Kinder haben ihr eigenes Leben.“ Genau der richtige Zeitpunkt fanden sie, noch einmal ein paar Abenteuer zu erleben. Seitdem reisen die beiden mit ihrem Camper rund 10 000 Kilometer im Jahr kreuz und quer durch Europa. Nächster Stopp: Spanien.

Spanien, haben sich auch Diana und Eckhard Maedel als Urlaubsziel vorgenommen. „Wir wollen dort im Winter hin. Einfach mal schauen, wie es dort außerhalb der Saison ist“, sagt Eckhard Maedel. Das Paar aus Düsseldorf macht Urlaub vom Alltag und genießt die Sicht auf den Rhein, gemütlich bei einer Pizza, die gerade geliefert wurde. „Hat wunderbar geklappt“, lobt Diana Maedel. Hat sie dem Boten als Adresse, der fünfte Camper von links, genannt? „So ähnlich.“ Das Wohnmobil hat sich das Paar im vorigen Jahr auf dem Caravan-Salon ausgesucht. „Ostern haben wir es dann endlich bekommen.“ Für die Jungfernfahrt wollten sie noch nicht zu weit reisen, sicher ist sicher. Also ging es erst einmal nach Holland.

„Für uns ist der Camper, wie für andere der Schrebergarten. Wir können überall hin, sind ungebunden und haben trotzdem alles, was wir brauchen dabei“, erzählt Eckhard Maedel. Seine Geschäftsreisen haben ihn viel in Fünf-Sterne-Hotels geführt. „Immer hockt man dann im Zimmer.“ Kürzlich sei er dann zu einem Kongress am Gardasee mit dem Camper gefahren. „Es war toll. Ich war autark, konnte unterwegs auch mal Pause machen und mit meinem E-Bike nach Locarno radeln“. Seinen rollenden Traum hat sich das Paar rund 120 000 Euro kosten lassen. Der „Cartago“ bietet dann auch allen Komfort, einschließlich Fußbodenheizung. „So können wir auch im Winter bequem unterwegs sein.“

Im Vergleich zum Messeparkplatz P1, ist die Standgebühr am Robert-Lehr-Ufer mit 14 Euro am Tag verhältnismäßig preiswert. Während des Caravan-Salons drückt die Stadt ein Auge zu und duldet, dass die Camper es sich abends mit Liegestuhl und Klapptisch bequem machen. Die Stimmung ist entspannt. Aus der Altstadt weht Musik herüber. Ein paar junge Frauen feiern laut grölend einen Junggesellinnenabschied. Eine Gruppe indischer Touristen stellt sich für Selfies vor den Campern auf. „This is amazing (Das ist unglaublich)“, sagt Gupta Bhanajee anerkennend mit Blick auf den überdimensionierten Hymer-Caravan von Ehepaar Lund. Die beiden haben sich längst ins Innere ihres Wohnmobils zurückgezogen. Es war ein anstrengender Tag und für den nächsten haben sie sich noch einiges vorgenommen. Die Messe ist schließlich groß, da möchten sie nichts verpassen.

Die Maedels lassen ihren Camper noch bis Montag am Rheinufer stehen. „Aber geschlafen wird zuhause“, verrät Diana Maedel. Wenn die Zwei nicht auf Tour sind, steht ihr rollendes Heim auf einem Bauernhof. Eckhard Maedel gefällt es besonders gut, dass er auf der Messe „als Anfänger all die vermeintlich dummen Fragen stellen kann“, die ihm auf den Nägeln brennen. „Man bekommt auch sehr viele gute Tipps.“ Beispielsweise, dass es sinnvoll sein kann, einen Sonnenschutz für die Dachfenster zu installieren, damit sich der Innenraum nicht zu sehr aufheizt. Man nimmt den beiden die Begeisterung für ihre neu entdeckte Ungebundenheit sofort ab. „Wir empfinden es als eine Aufwertung der Lebensqualität“, sagt Diana Maedel.

Stört es sie denn nicht, wenn sie unterwegs wie Zuhause auch kochen und putzen muss? „Ach was. Die Betten sind schnell gemacht und so viel kochen wir nicht“. Sie haben einen Gasanschluss außen am Gefährt und grillen oft. Außerdem gehen die beiden gerne essen. „Es ist ein entschleunigtes Reisen. Der Urlaub fängt praktisch schon an, sobald ich mich hinters Lenkrad setze, denn mit so einem großen Caravan kann man auch nicht so viel Tempo machen“, sagt Eckhard Maedel.

Es ist inzwischen dunkel geworden. Die Camper haben nach und nach ihre Klappstühle und -tische eingepackt. Langsam verläuft sich die Menge, die zuvor noch auf der Kaimauer gesessen hat oder an der Uferpromenade entlang geschlendert ist.