Kultur in Düsseldorf Theater unter freiem Himmel im Park
Stockum · Nach fast neun Monaten Spielpause ist das Theater Takelgarn zurück: Im Nordpark haben die Theatermacher eine Freilichtbühne aufgebaut. 50 Zuschauer waren am Samstag dabei, die nächste Vorstellung ist am heutigen Montag.
Die Freude war nahezu mit den Händen greifbar – bei Helge Neuber, „primus inter pares“ des Theaterateliers Takelgarn, bei Sabine Wiegand alias „Dat Rosi“ und bei den gut 50 Zuschauern. Neuber, weil er seit knapp neun Monaten endlich mal wieder seiner Berufung, Aufführungen zu ermöglichen, nachgehen konnte, Rosi, weil sie auftreten konnte – und die Besucher, weil sie endlich wieder ihrer Leidenschaft fürs Theater frönen konnten.
Neuber hat ein Freilufttheater auf der Engländerwiese im Nordpark aufgebaut und startete am Samstag in die Open Air-Saison genau mit der Künstlerin, mit der er sich im Oktober 2020 in den Lockdown verabschiedet hatte. „Damit schließt sich ein Kreis“, sagte er vor dem Publikum. Für Neuber ist das Takelgarn im Nordpark auch ein Weg zurück in die eigene Vergangenheit. „Die Engländerwiese war früher mein erweitertes Kinderzimmer“, sagt er lächelnd. „Früher habe ich hier gespielt, jetzt lasse ich spielen.“ Und das auf einer nagelneuen 42 Quadratmeter großen Bühne. „Alles ist neu, Bühne, Stühle, Sonnensegel, überall hängt noch das Preisschild dran. Wir wollen die ganze Bandbreite bieten, von Schauspiel, über Kabarett, Comedy, Konzerte und vieles mehr. Dafür arbeiten wir auch mit dem Kulturamt der Stadt.“
Die Kooperation mit staatlichen Stellen war der Lebensretter fürs Takelgarn. „Im Stammhaus haben wir 70 Plätze, derzeit dürfte ich also 20 Plätze verkaufen. Da kann sich jeder ausrechnen, dass das nicht reicht, um ein Theater wirtschaftlich zu führen“, sagt Neuber. „Also habe ich aus dem Corona-Hilfsfonds ‚Neustart Kultur’ Hilfe beantragt und auch erhalten.“ Der Grundstein für das Takelgarn Open-Air war gelegt. Neben der Bühne sind aktuell 110 vor Sonne und Regen geschützte Besucherplätze, Getränkewagen, Essensstand aufgebaut.
Es gibt Getränke, Pizza, Flammkuchen und Snacks
Klingt einfach, war aber mit Schwierigkeiten verbunden. „Wir haben versucht, einen Gastronomen für die Verpflegung unsere Besucher zu bekommen“, sagt Neuber. „Das hat nicht geklappt, also machen wir es selbst und bieten neben Getränken Pizza, Flammkuchen und Snacks an.“
Auch bis die Genehmigung für das Open Air erteilt wurde, dauert es. So blieben nur sechs Wochen, ein Programm zusammenzustellen. Da halfen die guten Kontakte in die Comedy- und Kabarettszene. Schnell hatte Neuber eine Basis zusammen. „Wir sind aber noch lange nicht fertig und arbeiten weiter daran, viele verschiedene Künstler in den Nordpark zu holen.“
Angefangen hat es mit „Dat Rosi“, einer echten Rampensau, die sich freute, wieder auf einer Bühne zu stehen. „Für mich war es wie Weihnachten und Sommerferien zusammen. Ich hatte die ganze Zeit auf der Bühne vor Freude innerlich Pipi in den Augen“, gestand Wiegand. Den ein oder anderen Verhaspler wusste sie amüsant zu kommentieren, was das Publikum vergnügt goutierte. „Nach acht Monaten Auftrittspause fehlt noch der Rhythmus“, gab Wiegand zu. „Aber wenn ein Chirurg acht Monate lang nicht operiert hat, sollt er auch erst mal wieder an ’nem Kotelett üben.“