Düsseldorf trauert um viele Opfer
Nach und nach wird klar, wer alles in der abgestürzten Maschine saß. Die Trauer reicht quer durch die Stadt.
Düsseldorf. Düsseldorf trägt Trauer. Gestern ging eine Schockwelle nach der anderen durch die Stadt — mit jeder neuen Todesnachricht, die bekannt wurde. So meldet die Awo, dass sich unter den Absturz-Opfern auch eine langjährige Mitarbeiterin befand. Details zur Identität mag man zum Schutz der Angehörigen nicht mitteilen. Die geschockten Kollegen bekämen Hilfe von Trauerbegleitern.
Auch Henkel meldet den Tod einer Mitarbeiterin. „Wir sind zutiefst bestürzt“, sagt Pressesprecher Wulf Klüppelholz, der sich zu den persönlichen Hintergründen ebenfalls nicht äußern will.
Insgesamt sollen neun Düsseldorfer Adressen auf der Passagierliste gestanden haben, die Fluggesellschaft Germanwings wies das als Spekulation zurück.
Eine dieser Adressen soll sich in Gerresheim befinden. Dort soll der Wohnort eines der Crew-Mitglieder sein. Aber auch dazu gibt es mit Rücksicht auf die Familie keine Details.
Bestätigt ist indes, dass sich an Bord der Maschine auch die Sängerin Maria Radner, Jahrgang 1981, befand. Sie war eine enorme Nachwuchshoffnung für die Opernbühne und erst am Anfang ihrer Karriere. Die gebürtige Düsseldorferin und ehemalige Schülerin des Gymnasiums St. Ursula war mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Baby unterwegs.
„Mich hat die Nachricht umgehauen“, sagt Lotte Zahn, Vorsitzende des Richard-Wagner-Verbandes Düsseldorf. Sie kannte Maria Radner gut. „Maria hat während ihres Studiums an der Robert-Schumann-Hochschule mehrmals bei unseren Weihnachtsfeiern gesungen“, erinnert sich Zahn.
„Das ist eine Stimme, die musst du dir anhören“ - mit diesen Worten hatte das ehemalige Rheinopern-Ensemblemitglied Jeannette Zarou, Maria Radners erste Gesangslehrerin, der Verbandsvorsitzenden die Sängerin empfohlen. Danach studierte Maria Radner bei der hiesigen Gesangsprofessorin Michaela Krämer. Bald darauf folgte für die junge Altistin auch das Wagner-Stipendium, das der Bayreuther Wagner-Verband an sie vergab. Bald kamen Engagements aus Salzburg und von der New Yorker Met. „Lernen Sie die Erda“, hatte Lotte Zahn der jungen Sängerin einstmals geraten. Es wurde für sie eine wichtige Wagner-Rolle (aus dem „Ring“). Als Erda hatte die Sängerin auch in Barcelona gastiert — ihr letzter Auftritt vor ihrem frühen Tod. Unterwegs war sie mit ihrem Lebensgefährten und dem anderthalb Jahre alten gemeinsamen Kind. Das Paar lebte in Wuppertal.
Auch ihr Bühnenpartner Oleg Bryjak, Mitglied des Rheinopern-Ensembles, kam, wie schon gestern berichtet, bei dem Unglücksflug ums Leben.
Für sie und für alle anderen Opfer des Flugzeugabsturzes soll es bald eine zentrale Gedenkveranstaltung geben. Das erklärte gestern NRW-Regierungssprecher Thomas Breustedt: „Es gibt aber noch keine konkreten Planungen, wann, wie und wo dies sein wird.“ Weil die größte Zahl der Opfer aus NRW komme, sei es gut möglich, dass die Trauerfeier in NRW stattfinde. Dies werde in enger Abstimmung mit dem Bund entschieden.
Derweil wird an mehreren Orten an die Toten gedacht. Nicht nur im Rathaus lag am Mittwoch ein Kondolenzbuch aus (siehe unten), auch im Landtag, im Opernshop in der Altstadt und am Flughafen. Dort wurde — ebenso wie im Rathaus — mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht.