Stadtteilkenner teilt sein Wissen Wolfgang Keil kennt Urdenbach wie kaum ein zweiter

Düsseldorf · Wolfgang Keil ist im Stadtteil geboren und aufgewachsen. In Führungen teilt er sein Wissen – bald steht die 350. an.

Der Hobby-Historiker Wolfgang Keil bei einer früheren Führung durch Urdenbach.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Ob Schulklassen oder Vereine, ob Alte oder Junge, ob Urdenbacher oder Weltenbummler – Wolfgang Keil hat mit allen schon zu tun gehabt. Der pensionierte Polizeibeamte ist in Urdenbach eine Institution. Ein wandelndes Lexikon, was die Geschichte des Stadtteils betrifft. Und so hat er von 15 Jahren angefangen, historische Führungen durch den malerischen Ort anzubieten.

Damals hat der Hobbyhistoriker sich noch nicht vorstellen können, dass er hunderte Male Interessierte zweieinhalb bis drei Stunden durch den alten Ortskern führen würde. Konkret sind es bisher 349 Führungen gewesen. Und am Sonntag, 21. Juli feiert Keil dann Jubiläum. Es veranstaltet seine 350. Führung.

„Ich versuche bei den Führungen, den Teilnehmern Urdenbach näher zu bringen. Ich hoffe, dass mir dies zum überwiegenden Teil gelungen ist“, meint er. Viele Teilnehmer würden bestätigen: Es ist ihm gelungen. Denn Keil kann gut erzählen. Gespickt mit Fakten, Jahreszahlen und Anekdoten.

Er plaudert gern und viel, kommt „vom Hölzgen aufs Stöcksken“. Dabei erfahren die Teilnehmer zunächst Grundsätzliches über den Stadtteil: Urdenbach war nämlich keineswegs eine Ansammlung von Bauernhöfen, sondern ein Fischerdorf an der Itter-Mündung, das sich schon im 14. Jahrhundert in einen blühenden Handels- und Produktionsort (Weber, Töpfer, Obstanbau, Gänsezucht und Holzhandel) verwandelte – mit eigenem Hafen, Handelshöfen, Landzoll, Landgericht und Galgen.

Er berichtet von dem kleinen Theater, das einem Brand zu Opfer fiel. Dort hat er selbst noch Filme gesehen. „Aber die gab es auch im Jägerhof, allerdings nur in Schwarz-Weiß.“ Er selbst – jetzt wird er wieder persönlich – ging auf die katholische Grundschule an der Urdenbacher Allee und hatte, wie er sagt, den kürzesten Schulweg. Denn er wohnte im Anbau, direkt neben der Schule. Keil, das wandelnde, historische Lexikon, setzt eine kurze Pause, um dann zu erwähnen. „Ich war übrigens eine Hausgeburt. Ich bin sozusagen in der Schule geboren.“

Dann hat er die Lacher wieder auf seiner Seite, und das gehört auch immer dazu. Der Mann mit dem Hut (sommers ein leichter, im Winter ein Filzhut) hat bei all seinem Wissen immer was zum Schmunzeln dabei. So beispielsweise auch die Tatsache, dass der Kurfürst von Sachsen im 16. Jahrhundert in Urdenbach auf Brautschau war. Dazu schickte er seinen Haushof- und Reiseprediger dorthin. Nach ihm wurde übrigens später eine Straße in Düsseldorf benannt, macht Keil es spannend, bevor er weitererzählt: Friedrich Mecum war der protestantische Prediger des Fürsten Johann Friedrich, den er ins Rheinland begleitet. Denn dort verlobte sich der Fürst mit Sybille von Jülich-Kleve-Berg. Das ist der Beginn der Geschichte, mit der er die Bedeutung der evangelischen Kirchengemeinde ab dem 16. Jahrhundert in Urdenbach dokumentieren will.

So reiht sich eine Geschichte und Anekdote an die andere, mal blumig ausgeführt, mal ein wenig dramatisch. Zweieinhalb bis drei Stunden dauert auf diese Weise die Führung, die immer am Piel‘s Loch beginnt – über die Dorfstraße vorbei an der Böke Pomp und dem Spritzenhaus bis hin zur Angerstraße. Dort macht Keil immer am Fachwerkhaus Nummer 73 von 1702 Halt, um zu zeigen wie hoch der Rhein stieg, als es noch keinen Damm gab. Denn dort sind die Wasser-Höchststände markiert.

Seine Blüte hatte die Hofschaft Urdenbach in der Zeit vom 15. Jahrhundert bis etwa Anfang des 19. Jahrhunderts. Aber auch heute noch hat dieses Urdenbach seine besonderen Reize für Einwohner und Nicht-Urdenbacher.