Integration in Düsseldorf Verein „Hispi“ ist Teil eines EU-Projekts zur Förderung von Frauen

Düsseldorf · Aktive von „Hilfe bei der sprachlichen Integration“ haben sich an Workshops beteiligt, um Migrantinnen mit kreativen Methoden zu unterstützen.

Elham Elhamali (v.l.), Karin Jungjohann, Francisca Ogbonnaya-Agu, Rahel Kiros Lorato und Linda Schramm (v.l.) freuen sich über die Workshops.

Foto: Julia Nemesheimer

„Das Projekt hat mir eine Stimme gegeben, die ich zuvor nicht hatte“, erzählt Rahel Kiros Lorato. Sie ist vor sechs Jahren aus Äthiopien beziehungsweise Eritrea nach Deutschland gekommen. Seit drei Jahren lernt sie beim Verein „Hilfe bei der sprachlichen Integration“, kurz Hispi, Deutsch. Das Besondere dabei: Gemeinsam mit vielen anderen Frauen hat sie an Workshops eines EU-Projektes teilgenommen, bei dem der Düsseldorfer Verein federführend ist.

„Wir haben festgestellt, dass vor allem Frauen häufiger Kurse abbrechen und der Spracherwerb deshalb weniger gut funktioniert“, berichtet Geschäftsführerin Karin Jungjohann. Deshalb sind im Rahmen des EU-finanzierten Projektes „Creative FEM Power“ vier Workshops entstanden, die auf kreative Weise den Spracherwerb speziell für Frauen erleichtern sollen. Außerdem sollen damit unter anderem neue Perspektiven für Erwerbsmöglichkeiten aufgezeigt werden.

Die Workshops entstanden
in mehreren EU-Ländern

Jeweils ein Workshop ist bei der der Organisation Eurocultura in Vincenza in Italien, bei Disora in Maribor, Slowenien, sowie beim Teatterimuseo in Helsinki, Finnland, entwickelt worden. Die Koordination und einen vierten Workshop übernahm die Düsseldorfer „Sophia Akademie“ Bereich Hispi. In diesem beschäftigten sich die Frauen vor allem mit dem Spracherwerb, der mit Kunst, Theater, Training von Vorstellungsgesprächen oder Jobsuche verbunden wurde. Weitere Module vertieften und wiederholten das zuvor Gelernte. Die Kurse sind speziell für und auch mit den Frauen entwickelt worden und wurden jeweils in die anderen europäischen Länder getragen – inklusive Besuchen in den jeweiligen Partnerstädten. „So konnten auch über die Grenzen hinweg Erfahrungen ausgetauscht und neue Freundschaften geschlossen werden“, erklärt Jungjohann. „Es war uns wichtig, dass alle auf einer Augenhöhe miteinander arbeiten konnten“, ergänzt Linda Schramm, Leiterin bei Hispi.

Für die Teilnehmerinnen sei es eine Möglichkeit gewesen, sich selbst ganz neu zu finden. Rahel Kiros Lorato schildert, dass es spannend war, die Erfahrungen anderer Frauen zu hören und Parallelen zu finden. Die Kurse hätten sehr viel Spaß gemacht und ihr vor allem bei der Persönlichkeitsentwicklung geholfen. „Früher war ich bei neuen Sachen nicht so schnell dabei. Ich war eher schüchtern – jetzt aber bin ich viel offener“, erzählt sie. Inzwischen ist sie ehrenamtlich im Gleichstellungsausschuss für die Grünen vertreten. Per Onlineunterricht hat sie außerdem Zertifikate für Coding und Webdesign erworben.

Auch für Francesca Ogbonnaya-Agu aus Nigeria haben die Workshops und der Unterricht bei Hispi positive Auswirkungen: „Ich kann jetzt auch vor Menschen sprechen und mich selbst einbringen“, sagt sie. Den Verein bezeichnet sie als eine Art Familie, bei der Menschen da sind, die sich gegenseitig helfen. „Wir haben jetzt eine Perspektive, länger hierzubleiben“, sagt Ogbonnaya-Agu. Tatsächlich hat die 42-Jährige kürzlich ihren deutschen Schulabschluss absolviert.

Elhan Elhamali aus Libyen hat jetzt endlich das Gefühl, in Düsseldorf angekommen zu sein. Sie hat sich ehrenamtlich viel bei Hispi engagiert, muss aktuell aber kürzer treten, um ihren Vater pflegen zu können. Solche und ähnliche Erfahrungen haben viele Frauen gemacht, die in vier europäischen Städten besonders gefördert worden sind – und die jetzt deutlich gestärkt im Leben stehen, wie einige von ihnen beschreiben. „In Kürze soll ein Handbuch über das Projekt „Creative FEM Power“ entstehen“, berichtet Karin Jungjohann. Das Ziel sei es, die Workshop-Module in andere Kontexte zu übertragen und damit weiteren Menschen beim Spracherwerb und der Integration zu helfen.