Verschmutzung Fünf Stadtteile betroffen: Was das PFT im Grundwasser bedeutet
Düsseldorf. · Analyse Zuletzt wurde auch in Benrath und Urdenbach die Nutzung von Brunnen verboten, zunächst für 15 Jahre.
Die Nachricht sorgte im Düsseldorfer Süden für viel Unruhe. Die Stadt hat Gartenbenutzern in Benrath und Urdenbach die Nutzung ihrer Brunnen untersagt, weil das Grundwasser durch die Chemikalie PFT verseucht ist. Es ist nicht der erste Fall in Düsseldorf. Für Kaiserswerth, Lohausen und Gerresheim ist die Nutzung der Brunnen schon seit Jahren verboten. Dort sind aber längst Maßnahmen ergriffen worden, um das Grundwasser zu reinigen. Ein Überblick .
Was ist PFT? Perflourierte Tenside sind eine Chemikalie, die aus vielen Einzelverbindungen besteht. Sie wurde lange von der Feuerwehr im Löschschaum benutzt und wurde für unbedenklich gehalten. Aber auch von der Industrie wird PFT eingesetzt, unter anderem bei der Beschichtung von Papier oder Kochgeschirr. Für die verschiedenen Verbindungen gibt es Leitwerte. Sie schwanken zwischen 60 und 300 ng/l, für einzelne Stoffe auch bis mehreren Tausend ng/l. „Werden diese unterschritten, kann das Wasser lebenslang unbedenklich als Trinkwasser genutzt werden“, erklärt Volker Paulat vom Amt für Kommunikation. Diese Richtwerte werden allerdings in den fünf Stadtteilen überschritten. Erst seit 2006 ist bekannt, dass PFT vermutlich krebserregend ist.
Kaiserswerth/ Lohausen Hier wurde das Phänomen im Jahr 2007 erstmals bei einer routinemäßigen Kontrolle des Grundwassers entdeckt. Der Hauptverursacher war schnell ausgemacht, denn die höchsten Verunreinigungen gab es am Übungs-Löschbecken der Flughafenfeuerwehr und an der Stelle, wo zwei Jahre zuvor ein Flugzeug der Atlas Air gebrannt hatte. Fische aus den drei Kaiserswerther Seen dürfen seitdem nicht mehr gegessen werden. Im Lambertussee wurde der gemessene PFT-Grenzwert sogar um das Zehnfache überschritten. Das Schwimmen ist dort ohnehin verboten. Mindestens 15 Jahre lang dürfen die Brunnen im Garten nicht genutzt werden. Im Norden wurde allerdings bereits damit begonnen, das Grundwasser mit Filteranlagen zu reinigen. Eine weitere soll bald im Park des Kalkumer Schlosses errichtet werden. Inzwischen wird die PFT-Belastung an 160 Stellen gemessen.
Gerresheim Zwei Jahre später wurde auch in Gerresheim eine Grundwasserverunreinigung festgestellt. Die wurde offensichtlich beim Großbrand einer Lagerhalle im Jahr 2001 ebenfalls durch Löschschaum verursacht. Wie bei Messungen festgestellt wurde, hat sich die Verunreinigung bereits im Grundwasser ausgebreitet. Die Schmutzfahne dehnt sich nach den bisherigen Erkenntnissen von der Straße Nach den Mauresköthen in Richtung Osten aus. Inzwischen gibt es 64 Grundwasser-Messstellen und acht private Gartenbrunnen, die regelmäßig überprüft werden. An einem umfangreichen Sanierungskonzept wird noch gearbeitet. Auch in Gerresheim wurde die Nutzung des Grundwassers verboten. Das gilt auch hier zunächst für 15 Jahre.
Benrath/ Urdenbach In den beiden Stadtteilen wurde erstmals 2014 eine Grundwasserverunreinigung durch PFT entdeckt. Einer der Verursacher soll aus dem Hildener Industriegebiet kommen. Im Bereich der Hildener Straße könnte die Chemikalie ebenfalls über Löschschaum in den Boden gelangt sein, weil es dort bis 2010 zu drei Großbränden kam. Darum wurde auch hier jetzt die Nutzung von privaten Brunnen für die nächsten 15 Jahre untersagt. Außerdem dürfen die Benrather Angelfreunde keine Fische aus dem Schlupkothensee mehr essen, denn in den Tieren wurde die Chemikalie bereits nachgewiesen. Wie Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Grad erklärt, handele es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme: „Es besteht keine Gefahr für die Bevölkerung.“
Wer bezahlt den Schaden? Die Sanierung des Grundwassers ist äußerst aufwendig, dauert etliche Jahre und kostet Millionen, weil an zahlreichen Stellen Filteranlagen gebaut werden müssen. Im Norden beteiligt sich der Flughafen bereits intensiv an den Maßnahmen, denn für einen großen Teil der Verschmutzung war die eigene Werksfeuerwehr verantwortlich. Für die weiteren Schäden, die durch den Löschschaum der Feuerwehr entstanden sind, muss die Stadt vermutlich selbst aufkommen.