Blinden-Fußball in Gerresheim Blindenfußball bei den Sportfreunden
Gerresheim · Blindenfußball-Nationalspieler Daniel Hoß spielte mit der C-Jugend der Sportfreunde Gerresheim – ohne Sicht auf den Ball.
(tino) Daniel Hoß hatte es geahnt. „Gleich wird es ähnlich aussehen wie bei einem Bambini-Fußballspiel. Alle werden nur in Richtung Ball rennen und sich drumherum knubbeln“, hatte der Blindenfußball-Nationalspieler vom PSV Köln prophezeit. Und er sollte recht behalten. Kaum trat die C2-Jugend der Sportfreunde Gerresheim ohne Sicht auf Ball und Gegner im kleinen internen Wettspiel an, fokussierten sich die 13-Jährigen einzig auf den Ball. Durch die komplett verdunkelten Brillen sahen die Nachwuchskicker nichts, deshalb hoben sie die Hände bis auf Schulterhöhe und versuchten, sich durch die Gegend zu tasten. Als Orientierung diente nur das Rasseln des rollenden Balles, die Stimmen der Mit- und Gegenspieler sowie die Rufe der hinter den Toren positionierten Guides. Eine Stunde lang hatte der Nationalspieler den Gerresheimern eine kleine Einführung in die Fußball-Variante für die Sehbehinderten gegeben, bevor es zum Trainingsspiel kam. „Es ist etwas völlig anderes als der Fußball, den wir normalerweise spielen“, urteilte Sportfreunde-Innenverteidiger Jan. „Man weiß nicht, wo die Mitspieler sind oder wo das Tor steht. Es wird einem schnell klar, dass alleine nichts geht. Man ist auf die Hilfe anderer angewiesen.“
Die beiden Trainer der C2, Patrick Kosselt und Stephan Jebens, hatten für die neue Sporterfahrung gesorgt, indem sie den Kontakt zum Blindenfußball-Projekt der Telekom aufnahmen. „Die Blindenfußballer sind bereits zum zweiten Mal bei uns“, sagte Kosselt. Die Unterrichtseinheit von Hoß sollte aber nicht nur Spaß und neue Kenntnisse bringen, sondern gleichzeitig auch etwas fürs Teambuilding und die Kameradschaft tun. „Bei einer Mannschaftssportart wie Fußball muss man zusammen spielen. Das klappt aber nur, wenn man sich gegenseitig vertraut“, so Jebens. „Deshalb versuchen wir mit solchen Maßnahmen, das Vertrauen untereinander zu stärken.“
Und auch fußball-technisch hat es Jan und seinen Mannschaftskameraden etwas gebracht. Beim Blindenfußball muss man den Ball zwischen den Füßen pendeln lassen, wenn der Ball nur einen Zentimeter aus der Kontrollzone hinausläuft, ist er weg. So schwankte die Stimmung der sehenden Kicker bei den einzelnen Übungen zwischen „cool“ und „ganz schlimm“. Am Ende aber waren alle sehr zufrieden mit der neuen Erfahrung. „Die Jungs haben einiges gelernt. Eben, dass es nur klappt, wenn man gegenseitig füreinander da ist, dass Ballkontrolle am besten funktioniert, wenn man das Spielgerät möglichst nah am Fuß führt, und dass Kommunikation auf dem Spielfeld wichtig ist.“
„Und die Spieler werden jetzt mehr wertschätzen, dass sie gesund sind und sehen können“, meint Jebens. Stolz waren die beiden Sportfreunde Coaches auch. „Es war toll zu sehen, wie sie Daniel Hoß integriert haben. Da gab es keine Vorbehalte oder Berührungsängste“, schwärmt Jebens.