3400 Beschäftigte in Düsseldorf Mehr Palette, weniger Parzelle – wie die Metro ihre Büros umbaut

Düsseldorf · Der Großhändler baut die Büros für seine 3400 Beschäftigten um – und will damit die neue Unternehmensstrategie greifbar machen.

Christiane Giesen, Personalvorständin der Metro AG, in einem bereits umgebauten Bürotrakt: Die gesamte Investition liegt bei 18 Millionen Euro.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Um die neue Bürowelt des Großhändlers Metro jetzt schon zu besichtigen, muss man aktuell noch durch die alte gehen – und die ist vor allem eins: lang. Auf dem Konzern-Campus in Flingern steht ein mehrgeschossiger Klinkerbau, fast länger als die Titanic. Und von innen langweilig ohne Ende. Der Flur zieht sich über hunderte Meter, links und rechts gibt es kleine Büros mit verschlossenen Türen. Christiane Giesen ging vor zwei Jahren bei der Metro als Personalchefin an Bord und empfindet diesen Trakt bis heute gewöhnungsbedürftig, an Tagen mit wenig Präsenz sogar leicht gruselig.

Alte Bürowelt: Viele Mitarbeiter sitzen bisher in kleinen und festen Büros entlang eines ewig langen Ganges.

Foto: Georg Salzburg (salz)

„Wir wollen es etwas rauer
und lässiger haben“

Aber es gibt Licht am Ende des Ganges, alles wird umgebaut. Die 48-Jährige führt in einen der Arbeitsbereiche, die schon fertig sind. Statt Zweierbüros mit Namensschildern gibt es einen großen Raum, unterteilt nur durch Regale mit Spanplatten, die Decke ist teilweise unverputzt. „Wir wollen das gerne etwas rauer und lässiger haben“, sagt Annika Gründel von der hauseigenen Immobiliengesellschaft Metro Properties. Und als Wand-Dekoration in einem Arbeitsbereich nahe der offenen Küche dienen Euro-Paletten. So soll es bis Ende 2025 überall in den Büroetagen aussehen, 18 Millionen Euro investiert der Konzern. „Der Campus ist das Herzstück unseres Unternehmens, an dem auch die Transformation ihren Urpsrung hat“, sagt Christiane Giesen.

Die Metro wird in diesem Jahr 60 Jahre alt und will sich erneuern. Das Lebensmittelangebot soll sich auf Hotels, Restaurants und Catering-Dienste fokussieren, dazu Lebensmittelhändler und Kioske. Die Parole von Vorstandschef Steffen Greubel: „Mehr Palette“. Keine kleinen Mengen mehr, sondern am liebsten große Gebinde für ein noch größeres Geschäft. Weltweit macht der Konzern rund 30 Milliarden Euro Umsatz und betreibt mehr als 600 Märkte in 21 Ländern. Die Zentrale aber ist in Düsseldorf, hier ist Großraumbüro statt Großmarkt angesagt – und neuerdings eben auch mehr Palette an der Wand.

Neue Bürowelt: Die Wände sind weg, Schreibtische müssen gebucht werden, die Decke ist teils unverputzt.

Foto: Maximilian Nowroth

Personalchefin Christiane Giesen sagt: „Der Fokus auf den Großhandel soll sich auch in der Architektur widerspiegeln.“ Elf verschiedene Gesellschaften der Metro kommen am Campus in Flingern zusammen, von der Abteilung Digital bis zur Werbung. 3000 Mitarbeiter sind schon da, 400 werden demnächst noch aus Oberkassel hierhin gezogen. Für alle wird es Schreibtische geben. Nur eben nicht mehr wie bisher an festen Plätzen und in Parzellen, sondern freier, flexibler und kommunikativer. „Es geht uns darum, zentraler zusammenzuarbeiten“, sagt Giesen. „Und wir wollen ein attraktiverer Arbeitgeber werden. Das sind Sie nicht mit der Art von Büro, das wir gerade gesehen haben.“

Wie andere Unternehmen auch muss sich die Metro den neuen Kräfteverhältnissen auf dem Arbeitsmarkt anpassen. Weil in Deutschland mehr Menschen in Rente gehen als in den Job starten, können sich Talente ihren Arbeitgeber aussuchen und entsprechende Ansprüche stellen. „Der Arbeitsmarkt gibt Arbeitnehmern aufgrund des Arbeitskräftemangels zunehmende Macht“, sagt der Düsseldorfer BWL-Professor Stefan Süß. Die Antwort der Metro ist ein Angebot in Form von angenehmerer Arbeitsatmosphäre – nicht nur, um neue Leute anzuwerben, sondern auch, um sie ins Büro zu locken. „Sie sollen so oft wie möglich kommen“, sagt Christiane Giesen. „Weil sie wollen, nicht weil sie müssen.“

Zwei Gesellschaften des Konzerns sind schon in die umgebauten Flächen gezogen, die anderen folgen bis zum Sommer 2025. Und auch abseits des Arbeitsplatzes verändert sich viel am Campus: Der riesige Großmarkt wird abgerissen, dort entsteht ein neues Wohnquartier mit Platz für 4000 Menschen, dazu eine Kita und eine Grundschule. Neben dem ewig langen Bürogebäude wird ein kleinerer Metro-Markt gebaut, der sich auf Restaurants konzentriert – dazu gibt es Gastronomie und Handel. Die Botschaft: Auch in der Zentrale muss man nah an der Kernkundschaft sein.