Joy kann sogar würfeln Wie ein Hund die Therapie unterstützt

Düsseldorf · Sabine Lahme wird bei ihrer Arbeit von Therapiebegleithund Joy unterstützt. Die Labrador-Hündin ist eine Stütze für die Klienten.

Sabine Lahme wird bei ihrer therapeutischen Arbeit von Therapiebegleithund Joy unterstützt. Die Hündin kann würfeln, mit Bauklötzen spielen und kennt sich mit der Tonie-Box aus.

Foto: Sabine Lahme

Wenn Joy ihre „Decke“ übergezogen bekommt, weiß sie, jetzt muss sie arbeiten oder trainieren. Joy ist eine Labrador-Hündin und die Decke eine Art Kleidungsstück, das klar macht, dass sie ein Therapiebegleithund ist. Und den Job nimmt sie sehr ernst.  „Meine Klienten sind immer ganz beeindruckt, weil Joy, wenn sie ihre Decke anhat, eine ganz andere Hündin ist“, erzählt ihre Besitzerin und psychologische Beraterin Sabine Lahme.

Lahme nutzt ihre Hunde schon länger  in ihren Therapiestunden. Joy ist allerdings der erste ausgebildete und zertifizierte Therapiebegleithund. „Franzi und Shiva waren die ersten Hunde, die meine Stunden manchmal begleiteten“, so die 63-Jährige. Die Anwesenheit der Hunde hatte deutliche Auswirkungen in der Therapie. „Die Gespräche waren ruhiger. Gerade bei Paaren geht es oft hitzig zu und das fiel weg. Das ein oder andere Thema ging auch gar nicht mehr über mich sondern über den Hund“, berichtet Lahme.

Als Franzi und Shiva beide 2020 starben, begann die Beziehungs-Coachin aus Düsseltal sich mit dem Thema Therapiebegleithund zu beschäftigen. „Ich habe mich gefragt, was ein Therapiebegleithund mir in der täglichen Arbeit an Mehrwert bringen könnte“, so Lahme. 2022 machte sie gemeinsam mit Joy, dem Neuzugang in ihrer Familie, eine neunmonatige Ausbildung an der SATTT, der Steinfurter Akademie für tiergestützte Therapie. Jetzt begleitet Joy Lahme bis zu dreimal am Tag bei ihren Therapiestunden. „Sie könnte das auch öfter machen. Da die Arbeit aber auch für den Hund sehr anstrengend ist, möchte ich das nicht“, sagt die Wahl-Düsseldorferin. Trifft Joy auf einen neuen Klienten, wird dieser erst einmal von ihr gescannt.  „Wenn sie sich hinlegt, ist alles gut. Setzt sie sich auf und schaut mich an, weiß ich, dass im Klienten Unruhe, Stress oder Angst vorhanden ist. Und so verhält es sich auch in der Therapiestunde. Der Hund regiert sofort, wenn sich im Klienten emotionaler Stress aufbaut. Damit ist das Tier nicht nur eine Stütze für meinen Klienten, sondern auch ein Informationswerkzeug für mich, denn Hunde können Emotionen sehr gut und schneller als Menschen lesen“, erklärt die psychologische Beraterin. Manchmal reicht die reine Anwesenheit des Labradors während der Stunden. Andere Male nimmt der Hund die Therapeutenrolle ein oder aber auch der Klient. „Und das ist auch gut so, denn das ist es, was die tiergestützte Arbeit ausmacht“, so Lahme. Die Zusammenarbeit mit dem Tier komme bei den Klienten gut an und viele fragen, wann Joy wieder dabei sein wird.

Arbeit mit Erwachsenen
und Kindern

Meist begleitet Joy die Therapiestunden Erwachsener. Sie ist aber auch für die Arbeit mit Kindern ausgebildet und hat dafür viel gelernt. „Sie kann würfeln, Buzzern, mit Bauklötzen spielen und kennt sich mit der Toniebox aus. Am liebsten hört sie Räuber Hotzenplotz“, erzählt die Therapeutin und ergänzt: „Sie hat auch gelernt, Leckerlis auf verschiedene Arten anzunehmen. Ängstliche Kinder können ihr auf einem langen Löffel ein Leckerli anbieten. Und für die, die Angst vor Speichel haben, ist der Therapieteddy, eine Handpuppe, im Einsatz.“ Durch das „Spielen“ mit dem Hund wird den Kindern die Angst genommen. Sie öffnen sich dem Hund gegenüber und werden manchmal selber zu kleinen Therapeuten. Gerne geht Lahme auch mit den Kindern und Joy spazieren. Dann bekommen die Kinder die Leine in die Hand und müssen die Verantwortung übernehmen. So können sie ihren eigenen Selbstwert stabilisieren und lernen, durch den Umgang mit dem Hund, nein zu sagen.

Auch Joys Halbschwester Hope wird jetzt von Lahme zum zertifizierten Therapiebergleithund ausgebildet. „Während Joy ein Kontrolletti ist, ist Hope noch ein wenig wie Pippi Langstrumpf. Sie lernt sehr schnell und schaut sich alles von ihrer Schwester ab“, berichtet die 63-Jährige. Von Hunden könne man sehr viel lernen, zum Beispiel hätten sie eine große Resilienz, ein Thema mit dem Lahme sich eingehend beschäftigt hat. „Einen Hund zu lesen und ihn zu verstehen, ist eine lebenslange Arbeit, wie bei  Menschen auch. Aber Menschen lassen sich leichter lesen als ein Hund“, findet die Therapeutin. Und auch sie habe durch ihre Hunde viel gelernt. „Ich war schon immer ein sehr klarer Mensch, aber jetzt bin ich in meiner Kommunikation noch klarer geworden.“