Zweieinhalb Stunden Horror-Auszeit „Zirkus des Horrors“ begeistert Besucher bei Premiere in Düsseldorf
Düsseldorf · Der Auftakt der Show zum Gruseln ist erfolgreich gelungen. Der Zirkus gastiert noch bis zum 29. September in Oberkassel.
Wer sich diese Show ansieht, muss sich Schmähungen gefallen lassen. „Sterbliche, bewegt eure Kadaver“, wird einem schon vor dem Eintritt ins Zirkuszelt von Zombies entgegengerufen. Das wirkte allerdings angesichts des strahlenden Sonnenscheins noch eher belustigend als gruselig. Aber wenn man von der schönen bunten, sonnendurchfluteten Welt in den schwarz-dunklen, undurchsichtigen „Höllenschlund“ des Eingangsbereichs des „Zirkus des Horrors“ geht, läuft der erste kleine Schauer den Rücken hinunter.
Einmal im „Vorhof der Hölle“ angekommen, präsentiert sich ein Ambiente, das jeder Halloween-Hollywoodparty zur Ehre gereichen würde. Spinnweben an den Decken und Wänden, baumelnde Skelette und rauchende Drinks empfangen die gruselbereiten Zirkusfans. „Wir passen alles an unsere Rahmenhandlung an. Auch die einzelnen Künstler müssen ihre feststehenden Nummern mit Kostümen, Make-up und Sondereffekten entsprechend einordnen“, offenbart Tourplaner Kevin Leppien. „Nach neun Jahren sind wir endlich mal wieder in Düsseldorf.“
Die Rahmenhandlung der 165 Minuten langen Show ist schnell erzählt, der Teufel will Gott vom Himmelsthron stürzen, die durch ein besonderes Amulett symbolisierte Weltherrschaft erringen und schickt seine Dämonen, Geister und Schreckgespenster aus, das Amulett von den Engeln zu stehlen. Folglich sind alle Gruselschockerkostüme bis auf das des Engels detailverliebt-ekelerregend gestaltet. Zartbesaitete sollten einigen der Artisten nicht unbedingt ins Gesicht sehen, es besteht erhöhtes nervliches Erschütterungspotenzial. Genau das, was einige der Fans der gepflegt-gruseligen Unterhaltung am Premierenabend wollten, denn es wurden mit den verkleideten Mitarbeitern jede Menge Fotos geschossen.
So unheilvoll die Geschichte, so überzeugend sind die einzelnen Darbietungen, sei es die Schleuderbrett-Akrobatik von Félix Tari, Géza Papp und Attila Gyarmathi, die „Verfolgungsjagd“ von Maik und Siegfried Sperlich auf dem „Rad des Todes“, die Tempo-Jonglage von Rudy Janecek oder die clownesk-humoresken, mit Slapstick durchzogenen Intermezzi von Johnny Cognetti und Gino Kaselowsky.
Den ersten echten Schockmoment bot Kurt Späth alias Duriel, der sich Spritzen durch Wange, Hals und Stirn schob, sich mit einem Hammer Nägel durch die Nase ins Hirn hämmerte, einen Riesenbohrer „verschluckte“ und sich anscheinend mit einem großen Messer in den Unterarm Schnitt. „Ist das echt?“, wurde immer wieder entsetzt im Publikum gefragt.
„In England und Spanien sind Horror-Zirkusse Kult“, eröffnet Leppien. „Bei uns ist die Idee 2011 entstanden und 2013 sind wir mit unserer ersten Produktion auf Tour gegangen. Jede Show spielen wir zwei Jahre lang.“ Dabei kommen sie nicht nur ordentlich in Deutschland herum. „Demnächst spielen wir für zwei Monate im Wiener Prater“, so Leppien. Die aufwendige Produktion benötigt 22 Trucks, um von Ort zu Ort zu ziehen.
Wer sich auf die kleine Horror-Auszeit einlässt, bekommt eine erstklassige Zirkusshow in einem anderen Gewand geboten. „Im Endeffekt geht es um gute Unterhaltung“, so Leppien. Und die wird offensichtlich geboten, wie die Standing Ovations zum Ende der Premiere bewiesen.