Umwelt Düsseldorfer entwickeln Klimaschutz für die Hosentasche

Düsseldorf · Düsseldorfer entwickeln eine App für alle, die ihren Alltag umweltfreundlicher gestalten wollen.

Michael Diederich und Nicolai Nawracala (r.) hatten die Idee.

Foto: Michael Diederich

Von Carolin Scholz

Was kann ich eigentlich für die Umwelt tun? Und was bringt das? Diese Fragen stellen sich viele, die gerne selbst etwas zu Umwelt- und Klimaschutz beitragen wollen. Doch die Menge an Informationen zu diesem Thema ist groß, die Antworten nicht einfach zu finden. Ein Team der Düsseldorfer Hochschule will hier einhaken. Mit einer neuen App sollen schon kleine Aktionen aufgezeigt werden, mit denen jeder täglich Emissionen, Wasser, Strom und Müll einsparen kann.

„Ich hatte selbst nach einer App gesucht, die mir hilft, Energie und CO2 einzusparen“, sagt Nicolai Nawracala, der an der Hochschule im Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik tätig ist. Gemeinsam mit seinem Kollegen im Fachbereich, Michael Diederich, hatte er die Idee hinter der geplanten „Green Karma App“, ihre Teampartner Sascha Tech und Stanislaw Gutsch sind für die technische Umsetzung verantwortlich. Denn so eine App hatte Nawracala seinerzeit nicht gefunden. Mit ihrer Idee war das Quartett in diesem Jahr eines von 15 Gewinnerteams des Hochschulwettbewerbs, der von der Initiative Wissenschaft im Dialog jedes Jahr ausgerufen wird und den das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert. Mit dem Preisgeld von 10 000 Euro können die Düsseldorfer die App bis voraussichtlich Ende 2020 umsetzen.

Dann sollen Nutzer der App erfassen können, an welchen Ecken sie Klimaschädliches eingespart haben und auch Anregungen finden, wo sie dies in Zukunft tun können. Aufgeführt sind etwa Dinge wie das Verkehrsmittel, mit dem man die Fahrt zur Arbeit zurückgelegt hat: Fahrrad, Fahrgemeinschaft, öffentlicher Nahverkehr oder mit dem eigenen Auto? Auch Müll einsammeln, Licht ausschalten, Mehrwegtüten zum Einkaufen mitnehmen oder auf den Coffee-to-go-Becher zu verzichten stehen zur Auswahl. Bis zum Start der App sollen dort etwa 30 Elemente zu finden sein.

Wer so einen Eintrag macht, dem wird eine gewisse Ersparnis auf das Konto gerechnet. „Uns hat der Ansatz, zu zählen, was jemand gespart hat, besser gefallen als der, zu zählen, was er verbraucht hat“, sagt Michael Diederich. Die Infos zur Ersparnis sollen aus zuverlässigen Quellen stammen, die wolle man direkt mit verlinken - für jeden zum Nachlesen. „Die Flut von Informationen führt bei vielen dazu, dass sie das Gefühl haben, nicht mehr zu wissen: Was ist eigentlich richtig und was falsch“, sagt Nicolai Nawracala.

Ein Beispiel dafür sei die Frage: Plastik-, Papier- oder Baumwolltasche für den Einkauf? Denn dazu kursieren verschiedene Meinungen.

Während man in der App einerseits aufschreiben kann, wo man etwas gespart hat, sollen die Auswahlmöglichkeiten auch eine Anregung dafür sein, was man noch tun könnte. „Man kann die App zum Beispiel morgens öffnen und sich Dinge für den Tag vornehmen“, sagt Michael Diederich. In der App könne man sich dafür auch Ziele setzen. Etwa: Heute achte ich darauf, immer das Licht auszuschalten - oder heute nehme ich mir meinen eigenen Becher zum Kaffeekaufen mit. Außerdem wollen die Macher Informationen anbieten, die einem beim Sparen helfen sollen. Wo und wann ist zum Beispiel das nächste Repair-Café - damit ein kaputtes Gerät nicht direkt ersetzt werden muss?

Teilen-Funktion für eine
gemeinsame Challenge

Um für zusätzlichen Ansporn zu sorgen, soll es außerdem eine Teilen-Funktion geben. Damit könne man sich mit Freunden und Kollegen messen und gemeinsame Challenges starten. „Das gibt einem das Gefühl, dass man eben nicht machtlos und alleine ist“, findet Nicolai Nawracala. Es wäre schön, wenn die Community gemeinsam überlegen würde, wo man noch mehr einsparen kann. Und ein Ziel hat Michael Diederich auch schon vor Augen: genug Nutzer, die gemeinsam so viel und so lange mitmachen, dass ein ganzes Kohlekraftwerk eingespart wird.