Oldtimer Kleine Zeitreise in 91 Jahre altem Citroën
Düsseldorf · Rolf Wichert will seinen Vorkriegswagen nicht nur in der Garage stehen lassen.
Traditionell finden sich zum Frankreichfest auch immer viele Sammler von Oldtimern zur „Tour de Düsseldorf“ ein. Hier messen sich die Enthusiasten von französischen Vintagewagen auf einem 150 Kilometer langen Kurs vom Burgplatz durch die Stadt ins Bergische Land und zurück. Der größte Blickfang befand sich am Samstag aber gar nicht auf der Strecke, sondern wurde vor dem Schlossturm ausgestellt. Doch der Citroën B14F aus dem Jahre 1928 ist immer noch fahrtüchtig, wie der 55-jährige Besitzer Rolf Wichert berichtet. Er erklärt: „Ich würde beim Rennen nur hinterherfahren und verliere nicht gerne.“
Mit dem 91 Jahre alten Wagen zum Bäcker oder durch die Stadt
Auch wenn er bei Treffen wie der Tour zum Frankreichfest seinen Wagen lieber stehen lässt. In seiner Nachbarschaft kennt man den Ratinger überhaupt nicht dafür, den mittlerweile 91 Jahre alten Wagen aus Angst vor Gebrauchsspuren nur in der Garage zu haben. Er fährt mindestens einmal in der Woche mit dem Oldtimer, nutzt ihn für alltägliche Erledigungen wie Einkäufe oder Termine: „Der Wagen fährt 80 Kilometer pro Stunde, bei 60 fühlt er sich wohl. In der Stadt ist man damit also kein Hindernis.“ Auch beim Ausstellen will er nicht übervorsichtig sein. Er ermutigt Leute, in das Auto zu steigen, die dicken Polster zu fühlen und den Motor mit der Kurbel anzuwerfen. So will er den Besuchern auf dem Frankreichfest ermöglichen, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich das Fahren in der Vorkriegszeit anfühlte.
Die rheinische Frohnatur kommt dabei schnell mit den Leuten ins Gespräch, die interessiert an seinem Auto stehen bleiben. Dieser Austausch ist ihm viel wert, weswegen er sein Auto gerne mehrmals im Jahr bei Veranstaltungen ausstellt: „Einmal hat sich eine ältere Frau den Wagen angeguckt und musste fast weinen“, sie sei als Kind in den 20er Jahren mit diesem Wagen in den Urlaub nach Belgien gefahren.
Der gelernte Maschinenbautechniker hat sich das Autoschrauben selbst beigebracht. Seitdem er seinen Citroën vor drei Jahren gekauft hat, kennt er sich mittlerweile auch mit Vorkriegswagen aus. Mangels Alternativen baut er Ersatzteile einfach selber. Zugleich ermutigt er dazu, sich bei Interesse an dem Hobby nicht von dem Aufwand und dem Geld abschrecken zu lassen: „Mit so einem Oldtimer ist weitaus weniger Zeit und Geld verbunden, als man erst mal denkt.“ Dieses Jahr habe er erst 200 Euro für Ersatzteile ausgeben müssen. Eine Investition, die sich für ihn alleine schon wegen des Austausches lohnt. So konnte er dieses Jahr auf dem Frankreichfest zum 100-Jährigen von Citröen Henri Jacques Citroën treffen – den Enkel des Firmengründers André.