Nachruf Düsseldorfer Malereiprofessor Eberhard Havekost starb im Atelier

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Malereiprofessor Eberhard Havekost ist tot. Er wurde nur 52 Jahre alt. Seine Kollegen an der Kunstakademie sind tief betroffen.

Der Künstler Eberhard Havekost in seiner Ausstellung „Eberhard Havekost“ in Berlin. 

Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Eberhard Havekost ist tot, Düsseldorfs berühmtester Malereiprofessor, Shootingstar der Kunst auch im Ausland. Für seine Ausstellungen in Los Angeles und New York hatte er sich ein Freisemester genommen, wollte aber am Montag zurückkehren und die Prüfungen zum Sommerrundgang abnehmen. Dazu kam es nicht mehr.

Nach Auskunft von Rektor Karl-Heinz Petzinka ist er am Freitag in seinem Berliner Atelier leblos gefunden worden. „Dass ein Kollege so früh, mit 52 Jahren, stirbt, ist in der Akademie noch nie passiert. Wir alle sind tief betroffen“, so der Rektor.

Die Nachricht von seinem plötzlichen Ableben sprach sich in Windeseile weltweit herum. Sein Dresdner Galerist Frank Lehmann stellte prompt sein Handy ab. Und Petzinka rief die Kollegen zusammen. Denn nun ist Not am Mann in der Akademie, zumal sich Herbert Brandl im Februar verabschiedet hat und Siegfried Anzinger seine letzten Prüflinge vor der Pensionierung betreut. Die ersten Bewerbungen für eine neue Malereiprofessur laufen.

Der Mann aus Dresden, der alles  hinterfragte

Dennoch ist Havekost kaum zu ersetzen, als Künstler wie als Lehrer. Er wuchs in Dresden-Hosterwitz in einem Küstlerhaushalt auf, besuchte die berühmte evangelische Kreuzschule und erlernte den Beruf des Steinmetz. Für ihn war Dresden kein Tal der Ahnungslosen. Er pflegte alles zu hinterfragen, auch die Kunst seines Landsmanns Gerhard Richter. Und er reagierte wie Richter mit leisem Humor, wenn er das Abkupfern damit erklärte, dass er ihn nicht verstanden habe.

30 Jahre lang lebte er in Dresden,  der Pilgerstätte der klassischen Moderne. In Düsseldorf war er oft erschrocken über die Unwissenheit der Anfänger. „Mich erstaunt, dass es jetzt junge Leute gibt, die neu anfangen und die gar nichts wissen. Ich frage mich, wo die ihre Bezüge hernehmen. Sie haben keine Referenzbilder. Wenn ich den Studenten einen Namen wie Werner Heldt nenne, googeln sie sofort und klicken anschließend das Bild wieder weg. Wenn ich sie das nächste Mal frage: „Na, Werner Heldt angeguckt“, dann heißt es: ‚Wer ist das.’ Der Name war also nur kurz im Gedächtnis.“

Havekost, der Mann mit der Ost- und der Westerfahrung, der 1989 über Ungarn die DDR verlassen hatte, ist ein Bilderforscher. Seit 2010 setzte er als Professor in Düsseldorf Maßstäbe. Er stellte den Erstsemestern Aufgaben, damit sie erst einmal lernen, konzentriert zu arbeiten. Er sorgte dafür, dass die jungen Leute zu sich selbst kommen, und er stärkte sie in ihren eigenen Angeboten. Nur durch das Wiedererkennen der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten könne man sich in der Welt der Kunst behaupten, so seine Devise.

Die Kunst in Düsseldorf war ihm ein Quell der Inspiration

Er hat aber auch, wie er erstaunlich offen zugab, von der Atmosphäre am Eiskellerberg gelernt. Im persönlichen Gespräch lobte er, wie viel Malerei, wie viele Angebote man hier habe. Sie seien manchmal interessant, manchmal auch nicht. Aber das Ergebnis für ihn sei: „Meine Malerei hat sich seit Düsseldorf extrem geöffnet.  Das ist eine Inspiration, die von Düsseldorf zu mir zurückkommt“, meinte er.

Er erlebte zugleich in der Akademie eine extreme Verunsicherung, wenn er all die Stapel von Bildern in den Gängen sah. Das zwinge zur Reflexion, zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Werk. Denn bis zuletzt ging es ihm darum, „über die Realität neu nachzudenken“, wie Walter Smerling als Museumsleiter der Küppersmühle einmal sagte.

Havekost bewegte sich zwischen figürlicher und gegenständlicher Malerei. Man war sich nie sicher, ob man in einem Bilderzylus einen Urwald oder ein Motiv aus dem Internetzeitalter sah.

Er selbst blieb bei all seinen Äußerungen cool, gab sich gern hemdsärmlig. Er habe nie gesprayt, habe keinen Assistenten gehabt, sondern alles selbst gemacht. 

Sein Werkzeug war ein sogenannter Vertreiberpinsel. Er erklärte: „Das ist ein Pinsel mit relativ dünnen, starken Haaren. Der schiebt die Pigmente oder die halbtrockene Farbe so ineinander, dass der Farbauftrag unsichtbar wird. Man weiß nicht mehr, ob das Bild gesprüht oder gemalt ist. Es verschließt sich und wird für mich wieder frei interpretierbar, obwohl ich ja eigentlich der Autor bin.“