Neu in den Programmkinos Roadmovie mit Moritz Bleibtreu als Alt-Hippie

Roads

 Kommentarbild, Philipp Koep

Kommentarbild, Philipp Koep

Foto: Judith Michaelis

Nach seinem Erfolg mit „Victoria“ hat sich Sebastian Schipper etwas Zeit gelassen. Wie in „Absolute Giganten“ konzentriert er sich wieder auf Jungmännerfreundschaft. Diesmal ist der Film jedoch international ausgerichtet und im Verlauf des Roadmovies führen die „Roads“ des transeuropäischen Initiationsabenteuers schlussendlich nach Calais und hin zur Flüchtlingsthematik.

Gyllen ist mit seiner Familie in Marokko, aber er hat genug von seinem Stiefvater und haut ab – mit dessen Wohnmobil. Unterwegs trifft er William, der aus dem Kongo kommt und auf dem Weg zu seinem Bruder „irgendwo in Frankreich“ ist. Da Gyllen und William gewissermaßen illegal sind, Gyllen ohne Führerschein und William ohne EU-Einreisegenehmigung, tun sich die beiden mit dem Althippie Luttger (Moritz Bleibtreu) zusammen, doch der will die Lage der Jungs für sich ausnutzen...

Cinema, tgl. 16.45, 19 u. 21.15 h (Mo. nur 17.30, Di./Mi. 21.15 h im engl. OmU)

Rocketman

Mit dem Künstlernamen „Elton John“ beginnt die Metamorphose des dicklichen, eher unscheinbaren Reginald Dwight zu einer schillernden Bühnenfigur, die mit ausgefallenen Kostümen und extravaganten Brillen ebenso Aufsehen erregt, wie mit einem Raketenstart am Pophimmel. Doch die Turbo-Karriere verlangt bald Tribut, nach spektakulären Erfolgen kommt der Absturz in Drogen, Suff und Einsamkeit... und schließlich wieder das Comeback. Mit Anleihen beim Musical werden einige Dialoge sogar musikalisch erweitert. Doch was hier an Gefühlen hinzugefügt werden soll, fehlt in diesem seltsam sterilen Starporträt weitgehend. Von Reginald Dwight ist eigentlich nur Elton John zu sehen.

Atelier, tgl. 16.30, 19 u. 21.30 h

High Life

Himmelfahrtskommando. Welchen Sinn hat das Leben, wenn die Endlichkeit vorprogrammiert ist? Diese Frage stellt sich das Science-Fiction-Drama von Claire Denis bei dem das Genre den Schauplatz der höchst irdischen Erörterung lediglich ins Weltall verlegt.

In der Tiefe des Weltraums bewegt sich ein ramponiertes Raumschiff einsam und unaufhaltsam auf sein Ende in einem Schwarzen Loch zu. An Bord ist ein letzter Passagier (Robert Pattison) mit seiner Tochter. In Rückblicken erzählt der Film die Geschichte des todgeweihten Fluges: Die Erde gab hier zum Tode Verurteilten eine Bewährungschance, wenn sie ihr Leben für ein riskantes Experiment aufs Spiel setzten. Der Versuch, die Energie eines Schwarzen Loches für den Menschen nutzbar zu machen schlägt jedoch fehl. Immer wieder springt die Erzählung zwischen Szenen dieser fatalen Reisegesellschaft, die zwischen Sinnlosigkeit, Hoffnung, Gewalt und Sehnsucht schwankt.

Metropol, tgl. 21.15 h (Di./Mi. im engl. OmU)

Zwischen den Zeilen

Eine Gesellschaftskomödie über den Literaturbetrieb? Zumindest im Film hat Literatur noch gesellschaftliche Relevanz, sind Autoren Stars und ihre Bücher begehrt. Doch die Digitalisierung kratzt auch hier an die Türen der Verlage. Gut, dass für Alain dabei wenigstens die junge attraktive Digital-Beraterin Laure herausspringt und sein einstiger Erfolgsautor Léonard ohnehin nur seine echten Liebesaffären wieder zwischen die Buchdeckel bannt. So lässt Olivier Assayas mit französisch-leichtem Wortfluss die Themen Literatur, Autofiktion und Digitale Medien vermischt mit allerlei charakterlichen Schwächen, Eitelkeiten und sonstigem Durcheinander passieren.

Vorpremiere am Mo. um 19 h im Bambi (frz. OmU)

Ramen Shop

Familienrezept. Mit der Alterung des Kinopublikums nimmt die Kulinarik auf der Leinwand zu und die Erotik ab. Bestes Beispiel ist diese Mischung aus – einmal salopp formuliert - Kochshow und Reiseromanze. Nach dem Tod seines Vaters bemüht der junge Nudelsuppen-Koch das Rezeptbuch seiner Mutter für die Trauerarbeit. Auf den Spuren dieser Gerichte reist Masato nach Singapur, dem Heimatland der Mutter. Dort, im Ursprungsland der „Ramen“ lernt er die Food-Bloggerin Miki kennen, die ihm hilft weitere Verwandte (und deren Kochkünste) zu finden. Über das kulinarische Beisammensein kommen sich Miki und Masato näher...

Vorpremiere am Mo. um 19 h im Bambi mit Ramen-Verköstigung

Oray

Scheidung auf muslimisch. Wenn der Mann seine Frau verstoßen will, dann – so sagt die Scharia – soll er dreimal „Taláq“ aussprechen. Das hat Oray voller Wut getan. Der junge Mann lebt zwar in Hagen, aber er ist trotzdem konservativer Muslim. Und nun ist er in einem Dilemma. Denn kaum ist die Wut verraucht, da bereut er die islamische Scheidung, er will Burcu zurück und sie liebt ihn auch. Oray erkundigt sich bei seinem Imam... und hier beginnen die feinen Unterschiede, ist der Fatwa-Bann unumkehrbar? Hat Oray wirklich dreimal Taláq gesagt, oder nur zweimal? War das Taláq wirklich deutlich, oder war es unverständlich gebrüllt? Zunächst soll Oray sich für drei Monate trennen...

Nachdem sich der Film „Nur eine Frau“ mit der Unterdrückung der Frau im Kontext eines Ehrenmordes sehr kritisch mit dem islamischen Eh(r)e-Verständnis auseinandergesetzt hat, differenziert der Film des deutsch-türkischen Regisseurs Mehmet Akif Büyükkatalay das Thema. Sein Protagonist versucht die strengen Glaubensregeln und die Herzensangelegenheit zu vereinbaren und trifft schließlich eine Entscheidung außerhalb des Klischees.

Premiere am Do. um 19 h mit Gästen im Metropol, Fr. – Mi. 21 h