Neu in den Programmkinos Pedro Almodóvar blickt auf sein Leben zurück

Düsseldorf · Düsseldorfer Programmkinos: Die neuen Filme der Woche

Kommentarbild, Philipp Koep

Foto: Judith Michaelis

Pierre-Paul ist schlichtweg zu intelligent, um erfolgreich zu sein. Von Hausa us Philosoph, hält er sich gradezu prädestiniert für ein Leben als Loser. Dem kommt er mit seinem Job als Paketfahrer schon sehr nahe, schließlich verachtet er den Kapitalismus. Doch dann fallen im unversehens zwei Geldsäcke vor die Füsse und er packt instinktiv zu. Doch die Nummer ist eigentlich zwei Nummern zu groß für den Denker: hinter der Beute eines Überfalls ist nicht nur die Polizei sondern auch die Mafia von Montreal her. Und überhaupt, was macht man mit ein paar Millionen, wenn man Besitz verachtet?

Dreißig Jahre nach seinem Debüt mit “Der Untergang des amerikanischen Imperiums” präsentiert der franko-kanadische Regisseur Denys Arcand nun eine Ganovenkomödie der unkonventionellen Art: sein Anti-Ganove findet schließlich eine originelle Lösung, wie man den Kapitalismus mit seinen eigenen Waffen schlägt.

Atelier, Vorpremiere am Montag um 19 Uhr (frz. OmU) 

Ein ganz gewöhnlicher Held

Es ist kalt in Cincinnati, bitter kalt. Und sind überhaupt Bücher kostbarer als Menschenleben? Tagsüber drängen die Obdachlosen in die Stadtbibliothek und benutzen sie unter dem Vorwand der Leselust als Wärmestube. Der Bildungstempel hat sich zu einem Refugium der Dropouts, der Berber und der psychisch Kranken verwandelt. Aber abends werden sie in ein ungewisses Schicksal auf den eiskalten Straßen, der Großstadt geschickt, die seit Tagen unter arktischen Temperaturen leidet. Aus Verzweiflung widersetzen sich die Männer den Anordnungen des Bibliothekspersonals. Als sich die Mitarbeiter Stuart Goodson und Myra mit ihnen solidarisieren, kommt eine Bewegung in Gang, die bald das nationale Fernsehen beschäftigt. Auch Staatsanwalt Josh Davis sieht in der Aktion eine Möglichkeit für sich als Law&Order-Mann Wahlkampf zu machen. Während die Geschichte in den sozialen Medien hohe Wellen schlägt, soll Polizeivermittler Bill Ramstead, die Lage deeskalieren…

Nein, keine wahre Geschichte. Aber sie könnte natürlich wahr sein und so wirft das Sozialdrama von Emilio Estevez einige brennende Fragen auf, in einem Land, dass zunehmend von sozialer Kälte geprägt wird.

Bambi, Do. – So. um 21.15 Uhr, am Di. um 21.15 Uhr im engl. OmU, Metropol, tgl. 19 Uhr (am Mi. im engl. OmU)

Leid und Herrlichkeit

Mit (fast) Siebzig schaut Pedro Almodovar zurück auf die Stationen seines Künstlerlebens und präsentiert eine Autobiographie mit fiktionalen Freiheiten. Wie bereits in seinen früheren Filmen “Das Gesetz der Begierde” und “La mala educacion – Schlechte Erziehung” greift er Motive seines Lebens auf. Aus der Rückschau des gealterten Regisseurs Salvador Mallo, unschwer als alter ego von Almodovar zu erkennen, erzählt der Film von seinen Lieben. Zunächst gibt es da einmal seine Mutter (gespielt von Penelope Cruz) und später seine Geliebten und seinen Bruder Augustin.

Salvador Mallo, gespielt von seinem Stammschauspieler Antonio Banderas, droht in Selbstmitleid über seine Alterswehwehchen zu versinken, da holt ihn das Vorhaben einer Kinemathek aus dem Tief: sein Film “Sabor” soll restauriert wieder ins Kino kommen. Mallo besucht seinen einstigen Hauptdarsteller Alberto, mit dem er sich vor 30 Jahren heftig überworfen hatte. Ein gemeinsamer Drogentrip wird zu Reise in die eigene Kindheit der 60er Jahre und seinem ersten schwulen Verlangen.

Almodovars/Mallos Lebensrückblick springt durch die Jahrzehnte und verbindet Tragik und Komik mit jenem knallbunt-melancholischen Flair aus Almodovars früheren Filmen. Der bisher persönlichste Film Almodovars, der hier keineswegs schonend mit sich selbst umgeht.

Cinema, tgl. 16.30, 19/21.30 Uhr (So. 19, Di./Mi. 21.30 Uhr span. OmU)