Stadtteile Die Löricker Heide wird ein Naturraum für Kinder

Düsseldorf · Lörick Wo einst die Tongrube im linksrheinischen Düsseldorf lag, soll der Nachwuchs die Natur erfahren.

 BUND-Sprecher Michael Sueßer (links) und Grünen-Sprecher Markus Loh in der linksrheinischen Bezirksvertretung 4 erklären, wie Kinder in der Löricker Heide die Natur erfahren.

BUND-Sprecher Michael Sueßer (links) und Grünen-Sprecher Markus Loh in der linksrheinischen Bezirksvertretung 4 erklären, wie Kinder in der Löricker Heide die Natur erfahren.

Foto: Helga Meister

Am Grevenbroicher Weg führt der sogenannte „Rote Weg“ in ein vier Hektar großes Biotop. Hundehalter kennen das Gelände, denn hier lassen sie ihre Vierbeiner ungestört laufen. Ein Meer von Brombeersträuchern macht sich breit, ohne dass jemand die reifen Früchte erntet. Silberpappeln, Feld- und Bergahorn dehnen sich neben jungen Hölzern aus. Dieser fast schon paradiesische Flecken Erde soll ein „Naturerfahrungsraum“ für Kinder und Jugendliche werden.

Der Geoökologe Michael Sueßer, Sprecher der Düsseldorfer BUND-Kreisgruppe, hatte die Idee. Das Gartenamt griff sie auf. Und die linksrheinische Bezirksvertretung war bei der Vorstellung der Pläne Feuer und Flamme. Ziel ist es, den Nachwuchs spielerisch und pädagogisch an die Natur in der Stadt heranzuführen. Also raus aus den muffigen Computer-Räumen und rein in die frische Luft. Ideal dafür geeignet ist die Löricker Heide. Hier startet ein Pilotprojekt, für das auch Bundesgelder winken.

Kinder sollen ohne Wippe und Sandkasten in der Natur spielen

Wir trafen uns mit dem BUND-Sprecher und dem Bezirksvertreter der Grünen in der Bezirksvertretung 4, Markus Loh, in dem kleinen Paradies. Nichts als Wiesen, wuchernde Brombeersträucher, Silberpappeln, Feld- und Bergahorn. Das Gelände ist den Hundehaltern bekannt, die ihre Vierbeiner frei herumlaufen lassen. Aber wie will man die Kinder mit nichts als Pflanzen beschäftigen? Ohne Wippe und Sandkasten? Sueßer widerspricht vehement.

Er verweist auf die ehemalige Tongrube, aus der die Projektentwickler Lueg, Bagel & Co die Ziegelhäuser am Kaiser Wilhelm- und Kaiser-Friedrich-Ring vor über hundert Jahren gebaut haben. Noch heute liegt das Gelände tiefer. Die Erdschicht ist also abgetragen, der Sand vom Rhein liegt offen. Der Fachmann nennt es einen „Magergrund“ und erklärt: „Hier wächst wenig, weil es fast reiner Sand ist, der keine Nährstoffe hat. Es kommen nur Pflanzen und Tiere vor, die auf solche Standorte spezialisiert sind.“

Eine Lübecker Heide also im Kleinformat. Sueßer lobt den „trocken-warmen und nährstoffarmen Standort“ und denkt schon an die Zukunft, wenn hartes Gras wie in den Alpen oder in den Heiden wachsen wird, das die Trockenheit überdauert.

Es gebe nur noch ganz wenige magere Böden, weil so viel Stickstoffdünger durch die Luft in den Boden komme.

Ein Boden also für Wildbienen. Sueßer erklärt: „Wildbienen brauchen den offenen Boden, um ihre Niströhren anzulegen. In einer fetten grünen Wiese könnten sie das nicht. Die Tiere leben einzeln, legen Pollen, Nektar und Ei ab und schließen die Zelle. Dann kommt die nächste Zelle an die Reihe. Im Frühjahr schlüpft die fertige Biene und beginnt ihrerseits, neue Röhren anzulegen.“ Für die Bienen, Schmetterlinge, Schwebefliegen und Käfer gebe es aber auch in Lörick Johanneskraut, Odermennig und Wilddistel.

Wie aber soll der „Naturerfahrungsraum“ überhaupt aussehen? Sueßer, selbst Familienvater, erklärt: „Im Gegensatz zum Abenteuerspielplatz gibt es keine pädagogische Betreuung und keine Öffnungszeiten. Hier ist das Gelände rund um die Uhr geöffnet, und die Kinder sind sich selbst genug. Sie wissen genau, was sie alles machen können. Sie bauen mit den weggeschnittenen Ästen Hütten und legen im Knöterich Höhlen und Wege zum Versteckspiel an, ohne dass jemand etwas gesagt hat. Kinder wollen und machen das, wenn man sie lässt.“

Früher hätte es Hinterhöfe oder alte Industrieanlagen gegeben. Das sei längst vorbei. Hier in Lörick könnten sie noch frei und unbeobachtet in der Natur spielen. Es gehe um elementare Naturerfahrungen.

Aber selbst eine Löricker Heide ist nicht ohne Geld zu haben. Die Planergruppe Oberhausen entwickelte auf Kosten des Gartenamts ein Konzept, um den mageren Boden mit den offenen Wiesen nicht überwuchert zu lassen.

Konkret geht es um Roden und Rückschnitt. Die Brombeerbüsche müssen großenteils dran glauben. Der Staudenknöterich wird zurückgedrängt. Teilweise wird mit dem Bagger die Krautschicht abgeschoben. Damit die Vögel brüten können, bleiben einzelne Sträucher und große Bäume erhalten.

Um diese erste Phase zu finanzieren, steht eine ökologische Ausgleichszahlung von 28 000 Euro zur Verfügung, die ein Autohaus zahlen muss.

Für barrierefreie Rundwege sowie Wegverbindungen zu den Löricker Sportplätzen hofft die Stadt auf den neuen „Masterplan Stadtnatur“ des Bundesumweltministeriums. Im 50 Millionen-Euro-Paket ist auch von neuen Naturerfahrungsräumen die Rede, so dass das Gartenamt einen Förderantrag stellen wird. Denn 167 000 Euro sind noch offen.