Schulfach Astronomie Düsseldorfer Schüler beobachten die totale Mondfinsternis

Düsseldorf · Es war ein ganz besonderes Schauspiel. Ab kurz nach halb fünf Uhr in der Früh schob sich der Mond am Montagmorgen in den Kernschatten der Erde. Viele Düsseldorfer Schüler verfolgten das in der Sternwarte ihrer Schule.

Manfred Heise, der stellvertretende Schulleiter des Benrather Schloß-Gymnasiums und der elfjährige Achrat schauen fasziniert in den Himmel.

Foto: Lepke, Sergej (SL)

Die Lieblingsbeschäftigung von Schülern ist sicherlich nicht das Aufstehen um 4.30 Uhr. Doch um eine besondere Gelegenheit zu erleben, krochen viele schon so früh aus den Federn und machten sich auf in die Sternwarte ihrer Schule: Ab kurz vor halb fünf schob sich der Mond in den Schatten der Erde und leuchtete deshalb blutrot. Und das Wetter war perfekt. Es war zwar ziemlich kalt, doch kein Wölkchen trübte den Blick in das Weltall. Vor den Temperaturen schützten sich die Kinder mit heißem Kakao und dicken Winterjacken.

Die meisten von ihnen gehören dem Projektkurs Astronomie der Benzenberg-Sternwarte des Schloß-Gymnasiums in Benrath an, den Valentin Sgibnev seit mehr als zehn Jahren leitet. Seit 1959 gibt es die Sternwarte, die früher noch in den alten Gebäuden im Benrather Schloss untergebracht war. Und mit einer Ausnahmegenehmigung ist es seit 1973 sogar möglich, sein Abitur im Fach Astronomie zu machen. Bis zu 20 Schüler eines Jahrgangs belegen die Astro-Kurse.

„Erst seit etwa sechs Jahren ist das auch an anderen Schulen in Deutschland möglich. Allerdings hat keine andere Schule eine so große Sternwarte mit einem eigenen Gebäude und so einer guten Ausstattung wie wir. Zudem werden wir von der Stadt Düsseldorf bei der Wartung und bei Reparaturen unterstützt“, sagt Sgibnev ganz stolz. Es gibt drei Teleskope, eines ist sogar ein großes Linsenteleskop. Das kostet immerhin 70 000 Euro in der Anschaffung ohne Montage.

Blutrot strahlte der Mond am Montagmorgen.

Foto: dpa/Johnny Horne

So eine Mondfinsternis ist natürlich ein besonderes Ereignis. Daher warten schon etwa 30 Schüler bevor es losgeht ganz gespannt vor ihren Ferngläsern und Teleskopen. Gesprochen wird eigentlich nur sehr wenig. Die meisten schauen gespannt in den Himmel und genießen den Ausblick schweigend.

Dann färbt sich der Mond langsam rot. Eine der Beobachtenden ist Jule Kremer aus der 5b. „Der Mond fasziniert mich einfach, weil man ihn so gut sehen kann, obwohl er so weit weg ist. Und diese rote Farbe finde ich auch wunderschön.“ Doch nicht nur den Mond, das gesamte Weltall findet sie spannend. Und die Elfjährige ist sicher: „Wir sind bestimmt nicht die einzigen Lebewesen in diesem Universum.“ Ob sie später aber einmal Astrologin wird kann sie heute noch nicht sagen. Zu Hause hat sie auch ein Teleskop stehen. Und auch der elfjährige Achrat kann seine Augen kaum von dem Teleskop nehmen: „Es ist einfach nur schön anzusehen.“

Astronomie als Abifach

Warum der Mond so leuchtet, erklärt Manfred Heise, stellvertretender Direktor der Schule. Er war 1974 einer der ersten, die ihr Abitur im Fach Astronomie am Schloß-Gymnasium gemacht haben. „Weil die Erde sich zwischen Mond und Sonne schiebt, bekommt er nicht mehr das Licht der Sonne ab, sondern nur noch das durch die Atmosphäre gestreute rote Licht. Auf dem Mond würde man die Sonne nun nicht mehr sehen können.“

Astronomie hat für Valentin Sgibnev auch etwas Philosophisches. „Da sieht man, wie klein die Erde im Verhältnis zum Weltall ist. Und wir haben nichts anderes als diesen kleinen Felsbrocken. Es sollte uns nachdenklich machen, denn wir sind aus uns allein gestellt und müssen unsere Probleme selber lösen.“

Das All und seine Möglichkeiten sind nicht umsonst häufig der Stoff fürs Kino. Wer kennt nicht die ganzen Star-Wars- und Star-Trek-Filme, die so viele Menschen begeistern. „Die sind gar nicht so schlecht gemacht. Denn Zeitreisen sind theoretisch möglich und wenn man mit Lichtgeschwindigkeit reist, dann wird man auch nicht älter“, sagt der Lehrer.

Der Projektkurs Astronomie ist bei den Schülern sehr beliebt. Es beeindruckt sie, wenn sie durch das Teleskop schauen und etwa eine Sternenexplosion sehen, die vor vielen tausend Jahren stattgefunden hat, aber durch die riesigen Entfernungen erst jetzt zu sehen ist. „Es ist unglaublich spannend, weil man die Weiten des Weltraums und ihre Abstände kaum fassen kann. Die Mondfinsternis heute hätte man allerdings auch mit bloßem Auge beobachten können. So gut war die Sicht“, sagt der siebzehnjährige Luke Ortlam.

Der letzte Blutmond war erst Ende Juli vergangenen Jahres zu sehen.  Allerdings gab es auch viele Wolken, so dass das Spektakel nur von wenigen Plätzen aus gut zu sehen war. Die nächste totale Mondfinsternis ist vom 15. auf den 16. Mai 2022 zu sehen.