Kultur Schumann-Museum mit „Lästerkammer“

Sanierung im Schumann-Haus hat begonnen. Im ersten Quartal 2021 soll der Umbau fertig sein.

Von 1852 bis 1855 war das Haus Bilkerstraße 15 in Düsseldorf Wohnsitz des Musikerehepaars Robert und Clara Schumann und ihrer Kinder. Künftig wird ein Erweiterungsbau im Hinterhof die Tordurchfahrt überspannen. Er wird den Zugang zur Treppe und zum Aufzug umfassen.

Foto: Michael Gstettenbauer/Gstettenbauer

Archäologen und Restauratoren sind in den letzten Wochen im Wohnhaus Bilker Straße 15 ein- und ausgegangen. Schließlich ist es das einzige komplett erhaltene Domizil des Komponisten Robert Schumann und seiner Familie. Aus der ihm und seiner Frau Clara gewidmeten Gedenkstätte soll in den nächsten rund eineinhalb Jahren ein Museum werden, das einerseits modernsten Anforderungen, wie einem barrierefreien Zugang, gerecht wird. Andererseits soll die durchaus noch gut erhaltene Bausubstanz restauriert werden, um die Wohnung der Schumanns so weit wie möglich im ursprünglichen Zustand zeigen zu können.

Im Innenhof wird ein Anbau mit Aufzug entstehen, der einen barrierefreien Zugang zu den Museumsräumen in der ersten und zweiten Etage ermöglichen soll.

Im nächsten Schritt werden die erhaltenen Türen mit Originalbeschlägen aus der Zeit, als die Schumanns die Räumlichkeiten mit ihren Kindern bewohnten, ebenso wie die historischen Holzdielen im Fischkeller, der einst von der Händlerfamilie Maassen gebaut wurde, für die Dauer der Restaurierung zwischengelagert. „Wir werden sie später ebenfalls restauriert wieder einfügen. Denn die zukünftigen Museumsbesucher bekommen nicht zuletzt dadurch ein Gefühl für die Zeit und Aura der Schumanns. Sie werden dann durch Räume und Türen gehen, wie einst Robert und Clara.“ Die Türen sind erstaunlich dünn, die Original-Beschläge noch erhalten. Die Fenster hingegen werden ausgetauscht durch Exemplare, die der Zeit um 1850 näher kommen als die derzeit noch zu sehende Verglasung.

3.2 Millionen Euro wird die Restaurierung und Sanierung die Stadt kosten. Für das Interieur des Museums, wie beispielsweise die Vitrinen, übernimmt der Förderverein Schumann-Haus Düsseldorf die Finanzierung. „Wir sprechen hier von rund 730 000 Euro“, erklärt Kulturdezernent Hans-Georg Lohe und zeigt sich „überaus dankbar für so viel bürgerliches Engagement, das sich zuletzt auch bei der Sanierung des Schauspielhauses gezeigt“ habe. Die Baumaßnahmen sind bis Herbst 2020 geplant. Danach wird es an den Innenausbau gehen. Wenn alles gut läuft, rechnet Hans-Georg Lohe mit der Eröffnung des Schumann-Museums im ersten Quartal 2021.

Für die Konzeption der Ausstellung zeichnet Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin des Heine-Instituts, verantwortlich. Acht Räume sollen jeweils einem Thema gewidmet sein. „Wir werden natürlich einen Raum jeweils für Robert und für Clara Schumann reservieren“, erklärt sie das Konzept. Auch den Kindern des Paares, ihren Weggefährten und dem Verhältnis zu den Düsseldorfern werden Zimmer gewidmet. Letztere bekommen eine so genannte „Lästerkammer“. Dort erhalten die Besucher zukünftig einen Eindruck davon, wie die Bürger über das Komponistenpaar dachten und diese wiederum über die Düsseldorfer. „Wir werden auch eine Schatzkammer einrichten, dort wo ursprünglich Küche und Bad gewesen sind“, verrät die Kuratorin.

Natürlich würden auch die Themen Krankheit, Abschied und Tod nicht ausgespart. Aber: „Es wird keiner traurig das Museum verlassen“, verspricht Brenner-Wilczek. Es solle vielmehr um eine Einordnung des Werks der Schumanns und ihre Bedeutung im Heute gehen.

Die Verkabelung für Technik und Licht wird in den Decken verborgen. Das Haus bekommt auch keine moderne Klimaanlage, sondern eine natürliche Belüftung. „Es ist ja unser Ziel, alles so ursprünglich wie möglich zu erhalten bzw. wieder herzustellen“, umreißt Architekt Stephan Strauß diese Vorgehensweise. Schließlich wirke das Haus, als sei darin die Zeit stehen geblieben, diese besondere Atmosphäre wolle man nutzen. Dennoch soll es auch moderne Technik geben, beispielsweise um Aufnahmen von Schumann-Kompositionen hören zu können. Dafür wird es beispielsweise eine Schreibtisch-Installation geben, deren ausziehbare Schubladen als Hörstationen dienen.

Das in den oberen Etagen des Hauses Bilker Straße 15 lebende Musiker-Ehepaar Thomas Beckmann und Kayoko Beckmann-Matsuhita wird für die Dauer der Baumaßnahmen ausziehen, um im Anschluss weiter dort wohnen bleiben zu können.