Gastkommentar Schumann-Haus: Der guten Sache keine Knüppel zwischen die Beine werfen

Düsseldorf · Unser Gastautor Wolfgang Rolshoven ist der Meinung, dass es dem Schumann-Haus auf dem Weg zum Museum von einigen zu schwer gemacht wird. Damit meint er jetzige Mieter.

Um das Schumann-Haus in der Carlstadt gibt es derzeit viel Ärger.

Foto: picture alliance/dpa/Horst Ossinger

Im Jahr 1999 war das Lied vom Maschendrahtzaun (Stefan Raab) Hit und Lacher. Dahinter stand eine nachbarschaftliche Fehde, die zwar objektiv lächerlich war, doch nicht aus Sicht der unmittelbar Beteiligten. Streitende zogen vor Gericht.

Von einem Großen und Ganzen ist in einem Beschluss des Stadtrates die Rede: An der Kulturmeile Bilker Straße soll ein weiteres Museum entstehen. Dort, wo die Familie Robert und Clara Schumann nebst Kindern im 19. Jahrhundert vier Jahre gewohnt hat. Mehr als drei  Millionen Euro wird die Sanierung des Hauses kosten; die Ausstattung des Museums wird mit bürgerlichen Spenden, die der Förderverein Schumann-Haus Düsseldorf e. V. sammelt, zum großen Teil privat finanziert. Leider hat die Stadt ihr Wohnhaus zunehmend verfallen lassen und erst auf Initiative des Förderkreises der Sanierung und künftigen Nutzung als Schumann-Museum zugestimmt.

Mit Händen und Füßen hat sich Mieter Thomas Beckmann gegen einen Auszug gewehrt – jetzt wird um ihn herum gebaut. Es ist schon schlimm genug, dass Thomas Beckmann die ihm angebotene „schönste Wohnung“ in Düsseldorf, nämlich das Ratinger Tor (Südflügel) mit einer Fläche von 130 Quadratmetern und einer Terrasse am See, zu einem Spottmietpreis abgelehnt hat. Für die Stadt ist es ein teurer Spaß, um ihn herumzubauen, ganz zu schweigen von der fehlenden Fläche für das neue Museum.

Wolfgang Rolshoven ist der Baas der Düsseldorfer Jonges.

Foto: Judith Michaelis

Das Schumann-Haus liegt nicht nur den Düsseldorfer Jonges und dem Förderverein Schumann-Haus Düsseldorf e. V., sondern allen kulturinteressierten Bürgerinnen und Bürgern in Düsseldorf sehr am Herzen. Das beweisen die vielen positiven Reaktionen, die mich immer wieder erreichen. Und die allgemeine Aufbruchstimmung ist nach dem lange ersehnten und nun einstimmig gefassten Ratsbeschluss zur Sanierung des Hauses sehr groß.

Ärger kommt nun auch von einer weiteren Mieterin des Hauses. Mit einer Petition kämpft sie für das Grün in dem Hinterhof, der von ihr gar nicht angemietet wurde. Auch hier wird bereits ein Anwalt aufgeboten.

Mit großer Verwunderung habe ich wahrnehmen müssen, dass eine Tageszeitung unkommentiert die Meinung einer Mieterin höher stellt als die Pflege der Reputation unserer Stadt durch den berühmten Komponisten Robert Schumann. Dabei stehen die Blumentöpfe auf einem städtischen Grundstück, das nicht an die Inhaberin der Töpferei im Erdgeschoss vermietet ist. Die Stadt als Eigentümerin der Liegenschaft hat nur ihre Eigentümerrechte umgesetzt. Insofern ist jedes Wehklagen fehl am Platz und geradezu verwerflich und irreführend.

Es kann nicht sein, dass das Interesse einer Mieterin die Reputation der Stadt als Kulturstadt beschädigt. Das denkmalgeschützte Haus muss unzweifelhaft dringend saniert werden und soll dann der Öffentlichkeit mit einem Schumann-Museum zur Verfügung gestellt werden.

Die Stadt stützt sich überall in vielfältiger Weise auf die herausragende Stellung von Clara und Robert Schumann, was auch durch die Namensgebungen deutlich wird: Robert-Schumann-Hochschule, Schumann-Saal, Clara-Schumann-Musikschule, Schumann-Gesellschaft. Und sie verfügt über eine der größten Sammlungen zu den Schumanns im Heinrich-Heine-Institut, die nun endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll.

Auch ist zu berücksichtigen, dass die Stadt frühzeitig den Kontakt mit der Mieterin aufgenommen hat und mit ihr seit Monaten in Kontakt steht. Die Baumaßnahme wurde ihr bereits 2018 präsentiert. Seit Monaten liegt ihr eine Vereinbarung mit der Stadt vor, die eine Übergangsregelung für ihre Wohnung vorsieht. Diese ist meines Wissens sehr großzügig ausgestaltet. Immer wieder gab es in den letzten Monaten persönliche Kontakte zwischen ihr und dem Kulturamt – auch Herrn Lohe. Deshalb überrascht es, dass sie sich trotz dieser engen Kontakte nun plötzlich an die Presse und Öffentlichkeit wendet.

Zur Zeit finden akribische archäologische Untersuchungen des Bodens im Hinterhof statt. Das im Zeitungsartikel angesprochene Fischbecken steht wohl schon unter Denkmalschutz. Der Architekt ist für die Belange des Denkmalschutzes im Haus und im Hinterhof ausgesprochen sensibilisiert.

Die Angelegenheit mit den Mietern im Schumann-Haus obliegt einzig der Stadt als Eigentümerin. Das Bestreben des Fördervereins Schumann-Haus Düsseldorf ist nun, möglichst bald die Schumann-Gedenkstätte mit all ihren Exponaten zu eröffnen. Hierzu trägt eine Vielzahl Düsseldorfer Bürgerinnen und Bürger mit kleinen und großen Spenden bei. Das bürgerschaftliche Interesse an diesem Haus und an der dauerhaften Nutzung ist unbestritten groß. Einzelinteressen ohne rechtliche Grundlage können dies nicht leugnen.

Kein Zweifel: Die öffentliche Hand tut sich oft schwer, wenn es um außergerichtliche Lösung von Streitfällen geht. Manchmal sind Außenstehende verwundert über die Qualität solcher Auseinandersetzungen. In den letzten Tagen haben wir gelesen, dass Schiedsmänner und Schiedsfrauen immer weniger zu tun haben, und dass verbiesterte Kontrahenten gleich vor Gericht ziehen. Das freut zumindest die Anwaltschaft.

Ich kann mich darüber nicht freuen und bin erstaunt darüber, wie viele Knüppel den Weg der Vernunft blockieren können. Ich freue mich auf und über das neue Museum und wünsche auf dem Weg dorthin bessere Einsichten auf allen Seiten. Verstärkend mache ich mich auf zum Stoffeler Kapellchen und lege dort meine Wünsche ab. An den Wänden der Kapelle lese ich, dass viele Wünsche in Erfüllung gegangen sind und sich die Petenten herzlich bedanken. Auch ich möchte Danke sagen können.

Wolfgang Rolshoven ist Baas der Düsseldorfer Jonges. Archivfoto: JM