Soziales Dahin gehen, wo Not ist: Der SKFM besinnt sich auf seine Wurzeln

Düsseldorf · Der katholische Sozialdienst hilft Menschen in Düsseldorf seit 115 Jahren in Notlagen — alten und neuen.

Heinz-Werner Schnittker ist seit 1983 beim SKFM Im WZ-Gespräch sagt er auch, was sich der Verein für die Zukunft vorgenommen hat.

Foto: Lepke, Sergej (SL)

115 Jahre alt wird der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer 2018 — und ist damit ein Jahr älter als der Caritasverband. Auf diese kleine Klarstellung legt der SKFM an der Ulmenstraße schon Wert. Zwar ist der Verein, der als soziale Bewegung von unten, als Bürgerinitiative entstand, Mitglied im deutschen Caritasverband, aber doch vollkommen unabhängig von der großen Caritas, bei der die Kirche das Sagen hat und der Bischof den Vorstand einsetzt.

Der katholische Charakter des SKFM provoziert durchaus schon mal skeptische Nachfragen, etwa als 1995 die erste „Partnerschafts-Trennungs- und Scheidungsberatung in Düsseldorf eingerichtet wird. Trennung, Scheidung: Darf man „dazu“ (be)raten als kirchlicher Träger. „Ja, natürlich, sagt SKFM-Geschäftsführer Heinz-Werner Schnittker, denn man wolle ja vor allem dazu beitragen, dass sich eine Familie oder Partnerschaft neu und besser organisieren kann: „Manchmal ist dafür eine Trennung die Voraussetzung.“

Den von Rom geforderten Ausstieg aus der Schwangerschaftskonfliktberatung, genauer: das Verbot, Beratungsscheine auszustellen, musste der SKFM seit 2001 mitvollziehen, bis heute jedoch wird bei „Esperanza“ beraten, oft kommen sogar Frauen, die den „Schein“ schon haben.

„Wer Menschen hilft, macht sich die Hände dreckig“

Wenn Schnittker, der seit 35 Jahren beim SKFM arbeitet, auf eine Kurzformel bringen soll, was sein Verein macht, dann sagt er: „Konkrete Hilfe in konkreten Notlagen geben.“ Im Einzelfall, aber gepaart mit dem Versuch, die (politischen) Rahmenbedingungen für die Hilfsbedürftigen zu verbessern. So haben es auch die ersten „Fürsorgerinnen“ nach der Jahrhundertwende gemacht, als sie Frauen in Not ganz praktisch beisprangen und sich zugleich — etwa bei Haushaltshilfen — für Arbeitsverträge einsetzten.

Heute komme es darauf an, glaubt Schnittker, dass ein Wohlfahrtsverband vor allem dahin gehen müsse, wo es wirklich wehtut, wo die Not der Menschen groß ist. Auch und gerade in Abgrenzung zu anderen, mittlerweile auch gewerbsmäßigen Anbietern auf dem „Sozialmarkt“. Worum es nicht gehe, sei, hier noch eine neue Kita, dort noch ein Heim zu eröffnen. Nun betreibt auch der SKFM mittlerweile ein paar Kitas, aber auf dieses Feld begab man sich zuerst an der Metzer Straße Mitte der 90er Jahre aus sozialen Gründen: Ein von der EU gefördertes Projekt für arme Familien und alleinerziehende Frauen in Derendorf war ausgelaufen, aber es war klar, dass diese Mütter danach vor allem Kinder-Betreuungsplätze brauchten, um sich aus dem Gröbsten herauszuarbeiten. 2005 übernahm man dann weitere Kitas, die die katholische Kirche abgab.

„Wer Menschen hilft, macht sich die Hände dreckig“, hat der frühere Limburger Bischof Franz Kamphaus mal gesagt. Das Motto will der SKFM in Düsseldorf weiter beherzigen. Und in diesem Sinne steht auch so manches Zukunftsprojekt wie die Schaffung einer (ausstiegsorientierten) Beratung für Prostituierte, was gleichwohl an ein Gründungsangebot des Vereins 1903 anknüpft. Oder die Etablierung einer neuen Notschlafstelle für junge Männer und Frauen, die kein Dach über dem Kopf haben (in Kooperation mit der Awo). Der SKFM-Chef hofft, dass es 2019 mit Unterstützung der Stadt Räume dafür gibt.

Schnittker will die soziale Lage in Düsseldorf nicht dramatisieren, sagt aber klipp und klar:: „Es gibt hier nicht wenig Armut. Und dass wir in Düsseldorf so etwas wie eine Kinder-Armenküche haben, ist ein Skandal.“ Woran es mangele, seien aktiv aufsuchende Hilfsangebote. Vor allem in sozialen Brennpunkten, bei verarmten alten Menschen sei es mit noch so guten Anlaufstellen nicht getan, weil sich solche Menschen oft zurückziehen: „Wir müssen wieder einfach mehr zu ihnen gehen, bei ihnen schellen, nach ihnen sehen und helfen. wenn sie es möchten.“ Dieser Geist sei bei den Mitarbeitern durchaus verbreitet, „wir ticken so“, sagt Schnittker, das zeige sich immer wieder, etwa als viele von sich aus 2015 zum Flughafen-Bahnhof gegangen seien, um dort Flüchtlingen zu unterstützen.