Gastkommentar Sieben Gründe für Frauen, Altweiber als Möhne zu feiern

Düsseldorf · Die diesjährige Düsseldorfer Tonnenbäuerin erklärt, warum sie den Altweiber-Brauch seit Jahren pflegt.

Eine Möhne mit ihren Trophäen, zwei abgeschnittenen Krawatten.

Foto: Ja/Bischof, Andreas (abi)

Altweiber feiern? Und das als Möhne? Natürlich! Seit einigen Jahren feiere ich Altweiber, und das immer als Möhne. Dieser Tag und speziell dieses Kostüm sind für mich so besonders, denn:

Erstens lebt man die Traditionen. Gerade in unseren schnelllebigen Zeiten ist es ein gutes und beruhigendes Gefühl, Traditionen aufrecht zu halten und sie weiterzuführen.

Anna Lederer ist in diesem Jahr ausnahmsweise keine Möhne, sondern Tonnenbäuerin. Archivfoto: JM

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Zweitens macht es unheimlich viel Spaß, in einer Gruppe von Freundinnen in diesem gemeinsamen Kostüm zum Rathaus zu ziehen. Jede von uns setzt die Möhne individuell um und findet in Omis Truhe das ein oder andere alte Schätzchen, das längst in Vergessenheit geraten war, sei es die alte Perlenkette, das Pelzjäcken oder der Muff. Wichtig ist, dass man als alte gutbürgerliche Frau, früher oftmals die Witwe, das Haus verlässt, für die in alten Zeiten der Tag an Altweiber die einzige Gelegenheit war, mal richtig unter ihresgleichen zu feiern.

Drittens: Altweiber ist der Startschuß in die närrische Hochphase und markiert den Übergang vom Sitzungs- in den Straßenkarneval. Und gerade für uns Vereinsmitglieder, die schon mehrere Wochen Karneval hinter sich haben, ist es schön, gemeinsam mit so vielen Jecken unterschiedlichen Alters, Religionszugehörigkeit oder Herkunft, die an Altweiber erst in die tollen Tage einsteigen, eins gemeinsam zu zelebrieren: den Spaß an der Freud!

Viertens trägt dieser Tag speziell für die Frauen viel bei zum Gemeinschaftsgefühl unter uns. Dieser Tag ist das verbindende Element zu den anderen gleichgesinnten Mädels, die zu zweit oder in einer größeren Gruppe unterwegs sind und die ebenfalls viel Mühe in die Gestaltung ihrer Kostüme, oftmals als Gruppenkostüm, gelegt haben, die sich morgens schon zum gemeinsamen Frühstück und zu einem Gläschen für den Kreislauf getroffen haben.

Fünftes übernehmen die Frauen für diesen Tag das Rathaus und haben damit das Sagen, auch, wenn das in der heutigen Zeit eher symbolische Bedeutung hat.

Sechstens macht kollektive Fröhlichkeit einfach Spaß!

Siebtens: Obwohl wir Niederkasseler Möhne diesen Tag für uns genießen und unter uns beginnen, lassen wir ihn zu späterer Stunde gemeinsam mit unseren Männern, mit unseren Familien ausklingen, was ihn dann vollkommen werden lässt, denn obwohl das der Tag für uns Frauen ist, genießen wir es, ihn mit den Menschen zu verbringen, die uns wichtig sind.

In diesem Sinne freue mich schon wieder auf Altweiber, auf den Schlagabtausch zwischen Venetia und Oberbürgermeister, auf die vielen tollen Mädels, die zum Feiern aus Düsseldorf und Umgebung in unsere schöne Stadt kommen, um dem Alltag, dem Winter und den Reglements die lange Nase zu zeigen – auch, wenn ich in diesem Jahr als Tonnenbäuerin nicht in die graue Perücke und das Pelzjäckchen schlüpfen werde. Ein wenig werden sie mir fehlen!