Hilfsprojekt Wollengel in Düsseldorf stricken und häkeln für Menschen in Not

Düsseldorf · Vor drei Jahren begannen Tanja Elle und Sabine Schmitz, Selbstgestricktes für Obdachlose und Bedürftige zu sammeln. Inzwischen ist daraus ein umfangreiches Projekt geworden – und die Nachfrage wächst ständig.

Tanja Elle und Sabine Schmitz sind für ihr Engagement schon mehrfach ausgezeichnet worden.

Foto: Anne Orthen (orth)

Als die Mitglieder des Vereins Wollengel 2020 anfingen, Selbstgestricktes für Obdachlose und Bedürftige zu sammeln, hätten sie nie damit gerechnet, dass ihre Idee so einschlagen würde. „Erst haben wir die gespendeten Teile zu Hause in unseren Schränken gelagert, dann hatten wir ein Regal in einem Lager“, erzählt Sabine Schmitz, Zweite Vorsitzende des Vereins. Mittlerweile hat der Verein im Keller des Lagers in Reisholz zwei große Räume gemietet und auch diese sind prall gefüllt.

In großen Plastikboxen liegen Wolle und handgefertigte Sachen. „Die Motte ist unser Todfeind. Da müssen wir sehr aufpassen“, erklärt die Erste Vorsitzende Tanja Elle. Kartons voll neuer Spenden warten darauf, einsortiert zu werden. Die einzige freie Wand ist komplett mit Briefen von Spendern bedeckt. Und auf einem Regal thronen der „Ehrwin“, der Ehrenamtspreis des WDR, und der von der Wempe Niederlassung. „Die Preise sind schön, und wir sind auch stolz darauf. Aber wirklich wichtig ist uns das nicht. Die Wertschätzung der Menschen bedeutet uns mehr“, meinen die Freundinnen.

Von Herbst bis April verteilen die Wollengel mit Unterstützung von Hilfsorganisationen handgearbeitete Sachen an Obdachlose und Bedürftige, hauptsächlich in Düsseldorf, aber auch in der Umgebung. Seit Vereinsgründung haben ihnen fleißige Handarbeiter – nicht nur aus Deutschland – schon 31 000 Teile geschickt. Der Bedarf sei damit aber noch lange nicht gedeckt, denn die Zahl der Abnehmer wachse. Und auch die Inflation habe viele in Schwierigkeiten gebracht – wie die alleinerziehende Mutter, die sich eine Decke holte, damit ihr Kind im Winter in der kühlen Wohnung nicht friert.

Einmal die Woche sind Elle und Schmitz auch mit dem Gute-Nacht-Bus unterwegs und verteilen wärmende Kleidungsstücke. „Es ist schön, mit den Menschen in Kontakt zu kommen und etwas über ihre Schicksale zu hören. Sie sind oft sehr dankbar, dass ihnen jemand zuhört und ihnen Wertschätzung schenkt. Und diese Wertschätzung geben sie auch zurück, indem sie sehr sorgsam mit den Spenden umgehen“, erzählen die Freundinnen.

Und für alle, die gerne gemeinsam handarbeiten, gibt es einmal im Monat ein Treffen. „Da hat sich schon eine richtige Gemeinschaft gebildet. Viele würden das gerne noch öfter machen. Aber dafür fehlt uns die Zeit“, sagt Elle. Auch die während der Pandemie gestarteten Zoom-Treffen wolle niemand mehr missen.