Nachhaltigkeit Wie Haushalte in Düsseldorf klimafreundlicher werden
Düsseldorf · In einem Modellprojekt wird unter anderem in Düsseldorf untersucht, wie sich klimafreundliche Verhaltensweisen in den Alltag integrieren lassen. Das soll der Stadt auch neue Ansätze für Förderungen und Unterstützung geben.
Wie gut können Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den Alltag eingebaut werden? Dieser Frage gehen aktuell 13 Haushalte in Düsseldorf nach. Sie wurden für das städteübergreifende „Reallabor Klimaschonende Entscheidungen“ ausgewählt. Dabei sollen sie darin unterstützt werden, klimafreundliche Verhaltensweisen auszuprobieren und im Alltag zu festigen. In dem Zusammenhang können Unternehmen, Dienstleister und Initiativen, die als Themenpaten für das Projekt gewonnen wurden, spezielle Angebote bewerben und die Haushalte mit gezielter Beratung unterstützen.
„Wir sind froh, dass wir mit den Haushalten die Stadtgesellschaft in weiten Teilen abbilden können“, erklärt Stefan Ferber, Leiter des Umweltamtes. Es gebe Single-Haushalte, Familien mit Kindern, vom Geschäftsführer bis zum Krankenpfleger seien verschiedene Berufsgruppen vertreten. „Leider konnten wir keine Studierenden gewinnen, aber der jüngste Haushaltsvorstand ist 34, der älteste 72 Jahre alt“, sagt Ferber. Einziges „Problem“ bei der Auswahl: „Wir haben niemanden finden können, der noch gar nichts zum Klimaschutz beiträgt.“ Für die Stadt wären gerade solche Teilnehmenden interessant, um so herauszufinden, wie man diese Menschen erreichen und motivieren kann.
Seit dem 16. Juni läuft das Projekt, begonnen hat es mit einer Auftaktveranstaltung in der Zentralbibliothek. „Dort konnten sich die Teilnehmenden einander vorstellen und einen Ausblick auf die kommenden Monate erhalten“, sagt Silke Scheiber, die beim Umweltamt für das Projekt verantwortlich ist. Seither erhalten die Haushalte nacheinander ein erstes Coaching, in dem eine Bestandsaufnahme gemacht wird und Schwerpunkte festgelegt werden können.
Wie ein solches Coaching ablaufen kann, zeigt Petra Moogs erster Termin, sie sprüht vor Ideen und Tatendrang. „Ich freue mich zu sehen, was noch möglich ist“, meint sie direkt. Für Coach Andreas Hübner, Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft Gertec und Dozent an der TU Dortmund, gibt es nur wenige Ansatzpunkte: Petra Moog hat kein eigenes Auto, vieles erledigt sie per (Lasten-)Rad, zu Fuß oder mit dem ÖPNV. „Selten nutze ich Carsharing-Angebote, die sind in Rath aber noch nicht so gut ausgebaut“, erzählt sie.
Auch langfristige Ziele werden von den Probanden formuliert
Ihre Nachbarn seien noch nicht überzeugt von privat geteilten Autos. „Bis wir dahin kommen, wird es noch dauern“, ist sich auch Hübner sicher. Auch für ihre Geschäftsreisen, die durch die ganze EU führen, ist Petra Moog nie mit dem Flugzeug unterwegs: „Ich nutze fast immer die Bahn, auch wenn es oft gar nicht so leicht ist, pünktlich und einfach am Ziel anzukommen.“ Ähnlich sieht es mit ihrem Konsumverhalten aus, auch da hat der Experte kaum Verbesserungsvorschläge. Was allerdings optimiert werden könnte: Ihr Stromverbrauch. Andreas Hübner empfiehlt ihr, sich nach energiesparenden, neuen Geräten umzusehen. „Ich denke halt oft, dass die Sachen ja noch gut funktionieren – warum sollte man sie dann wegwerfen?“, fragt Petra Moog. Der deutlich bessere Energieverbrauch kann hier jedoch einige Einsparung bringen – sowohl finanziell als auch bei der CO2-Bilanz. Neben Mobilität, Konsum und Energieverbrauch stehen auch langfristige Ziele im Fragebogen von Andreas Hübner und hier ist auch ein Ansatzpunkt für Petra Moog: Sie möchte ihr Reihenhaus in nächster Zeit sanieren und umbauen. Dabei will sie so nachhaltig wie möglich vorgehen – und bekommt von Andreas Hübner und Sabine Scheiber direkt einige Tipps für Fördermöglichkeiten durch die Stadt im Rahmen des Programms „Klimafreundliches Wohnen und Arbeiten“. Als nächster Schritt steht ein sechs-seitiger Fragebogen an, anhand dessen Petra Moogs CO2-Bilanz berechnet wird. Am Ende des Projektes soll dann geschaut werden, wie sich diese verändert hat. „Für uns gibt das Reallabor einen spannenden Einblick, wo wir Optimierungsbedarf haben und welche Stellen schon gut laufen“, so Stefan Ferber.