Corona-Krise Die City leert sich – doch einige Unbelehrbare gibt es noch
Düsseldorf · Angedrohte Ausgangssperre zeigt Wirkung. Doch nicht alle halten sich an die neuen Regeln.
Obwohl das bundesweite Kontaktverbot noch gar nicht in Kraft war, verhalten sich die meisten Düsseldorfer schon zuvor den neuen Regeln entsprechend. Trotz des schönen Wetters bleiben am Wochenende viele Menschen entweder gleich zu Hause, sind allein oder nur mit der Familie unterwegs. Die Corona-Krise sorgt für leere Straßen und Plätze wie sonst nur bei WM-Spielen der deutschen Mannschaft. Doch nicht alle halten sich an die Vorsichtsmaßnahmen, wie ein Rundgang durch die Innenstadt zeigt.
Auf der Kö drängen sich samstags normalerweise die Menschen über den Boulevard und bei Sonnenschein sind die Straßencafés bis auf den letzten Platz besetzt. In Zeiten des Coronavirus ist die Flaniermeile wie leergefegt, nur vereinzelt schlendern Menschen paarweise oder alleine im Sonnenschein über die Kö. Auch die Altstadt wirkt wie ausgestorben. Auf der Berger Straße in der Altstadt haben am Mittag zwar noch einige Restaurants ihr Terrassengeschäft geöffnet. Die Verlockung, dort in der Sonne Platz zu nehmen ist so groß, dass ihr einige Spaziergänger nicht widerstehen können. „Ich sitze hier mit meinem Mann und wir halten ja immerhin fast zwei Meter Abstand zu den Gästen am nächsten Tisch“, sagt die Dame, die im Restaurant Palito Latino speist.
Einige Meter weiter im Fischhaus sagt ein Kellner, dass es nur noch wenige Gäste gebe, die an diesem Wochenende hier essen. „Die Leute haben Angst und auch ich habe ein erhöhtes Ansteckungsrisiko, wenn mir ein infizierter Gast Geld gibt!“. Die Treppe am Burgplatz ist beinahe leer. Wo sonst im Sonnenschein dicht gedrängt die Menschen nebeneinander sitzen und auf den Rhein schauen, sitzen nur hier und da einige versprengte Paare. Gegenüber auf der Oberkasseler Seite gehen viele Menschen spazieren, fast immer paarweise und mit reichlich Abstand zum Vordermann. Im Hofgarten sind einige Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern unterwegs und im Ehrenhof sind alle Parkbänke besetzt – einzeln oder maximal paarweise.
Liegt das nun an den Maßnahmen der Regierung oder an der Eigenverantwortung der Menschen, die vernünftig sind und Abstand halten oder zu Hause bleiben? Wer mit denen spricht, die trotz aller Appelle noch in kleinen Gruppen unterwegs sind, kommt zu dem Schluss, dass es bei einigen aber immer noch an Vernunft fehlt: An der Rheinterrasse sitzen vier Mädchen auf der Mauer und tratschen vergnügt. Sorgen um das Virus machen sie sich nicht: „Wir gehören ja nicht zur Risikogruppe“, rufen sie mir entgegen. „Wir brauchen keine Angst zu haben.“
Und auf dem Carlsplatz sitzen und stehen ebenfalls viele Männer und Frauen bei Bier und Suppe dicht nebeneinander und diskutieren. Natürlich gibt es auch hier nur ein Thema. „Seuchen gab es schon immer, die Frage ist, wie man damit umgeht. In Holland wurde sogar die Herdenimmunität als Strategie gegen Corona diskutiert“, wird in feucht-fröhlicher Runde diskutiert. „Je mehr Menschen sich infizieren, je mehr trainieren ihr Immunsystem im Umgang mit dem Virus“, führt ein Mann aus der Gruppe aus und alle hören interessiert zu. Dass Orte wie diese, an denen man in Notzeiten Ablenkung und Trost sucht, nun wegfallen müssen, wollen die letzten Unbelehrbaren offensichtlich nicht akzeptieren: „Soll die Regierung doch eine Ausgangssperre verhängen, dann können wir uns hier ja eh nicht mehr treffen.“