Ein Blick in die Gedankenwelt von Terroristen
Martin L. Fuller hat mit „Zwietracht“ seinen ersten Roman für Erwachsene geschrieben. Auch Düsseldorf ist Schauplatz der Story.
Romane sollen in erster Linie unterhalten. „Stimmt“, sagt Martin L. Fuller. Das gelte auch für seinen ersten Roman für Erwachsene. Und dennoch reicht dem 57-Jährigen das nicht ganz, der Autor möchte noch einen Schritt weitergehen, seinen Lesern einen „Mehrwert“ bieten, wie er sagt. Doch was heißt das überhaupt? Der Duisburger erklärt es am Beispiel seines Romans „Zwietracht“, der auch in Düsseldorf spielt.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Deutsch-Türkin Azra. Die junge Frau arbeitet als Polizistin in einer LKA-Einheit und verfolgt gemeinsam mit ihren Kollegen eine Gruppe von IS-Terroristen. Ein großer Anschlag ist in Düsseldorf geplant, so viel wissen die Ermittler. Auch an welchem Tag. Die Frage ist nur, wo etwas passieren soll. Denn es gibt gleich drei mögliche Ziele, die in Frage kommen.
Azra und ihre Kollegen sind den Terroristen auf der Spur, doch die Verbrecher sind ihnen immer wieder einen kleinen Schritt voraus. In Düsseldorf, und später auch in Berlin, wo die Ermittler einen Anschlag auf die Bundeskanzlerin zu verhindern versuchen. Zum Showdown kommt es schließlich in Biblis, wo die Terrorzelle ein Kernkraftwerk unter ihre Kontrolle gebracht hat.
Eine für sich schon spannende Handlung, die Martin L. Fuller aber noch mit Hintergrundwissen und interessanten Einblicken, etwa in die Gedankenwelten der Terroristen, kombiniert. Genau das ist der Mehrwert, den er meint. Nicht nur Action, nicht nur Hintergrund, sondern eine ansprechende Mischung aus beidem möchte er bieten. „Und ich finde es schön, wenn die Leser etwas für sich mitnehmen, etwas lernen.“
Etwas lernen über die Brücke, die Menschen mit ausländischen Wurzeln in ihrem Leben in Deutschland schlagen müssen, etwa. So wie auch Protagonistin Azra, der es gar nicht so leicht fällt, sich selbst und ihre Identität zu finden. Sie fühlt sich klar als Deutsche und möchte mit ihrer Arbeit bei der Polizei auch den deutschen Staat beschützen. Doch auch ihre türkischen Wurzeln sind ein Teil von ihr.
Und etwas lernen zum Thema Islamismus und zur Gefahr durch Terrorismus. Ein Thema, mit dem der Autor sich schon lange beschäftigt und zu dem er viel recherchiert hat. „Wir sind doch quasi schon mitten in einem Kulturkampf, und nun sind alle Seiten gezwungen, Position zu beziehen“, sagt er. Der Islam treffe dabei auf eine christliche Kultur, die sich längst von ihrer Religion verabschiedet habe.
Bei seinen Recherchen befasste sich Fuller ausgiebig mit der Terrormiliz Islamischer Staat, für den er lieber das arabische Synonym „Daesch“ verwendet. „IS klingt, als gäbe es einen offiziellen Staat, und den gibt es eben nicht.“ „Daesch“ bedeutet übersetzt „Zwietracht säen“, der Begriff findet sich auch im Titel des Buches wieder.
Fuller hat aber nicht nur viel zum IS gelesen, sondern auch mit Polizisten und Profilern gesprochen. Gekoppelt mit seinen eigenen psychologischen Kenntnissen, die er sich in seinem Studium aneignete, zeichnet er so ein umfassendes Bild der Terroristen und versucht, deren Handlungsmuster verständlicher zu machen. „Durch den LKA-Profiler in meinem Buch schauen die Leser direkt in die Köpfe der Terroristen“, erklärt Martin L. Fuller.
Trotz der fundierten Recherche bleibe der Thriller letztlich aber reine Fiktion, betont der Autor, der bislang fast nur positives Feedback für einen ersten Erwachsenenroman bekommen hat. Zuvor hatte Fuller bereits Bücher für Kinder und Jugendliche veröffentlicht.
Sein zweites Buch für Erwachsene ist nun fast fertig, darin wird es um einen Kunstraub gehen. Derzeit recherchiert der Autor schon wieder am nächsten Werk. „Zwietracht“ ist als 660 starkes Werk im Self-Publishing-Verlag Tredition erschienen, es gibt es als Taschenbuch, mit Hardcover und als E-Book online und im stationären Buchhandel.