Musik Ein Chor ohne Vorstrafen: Hier singt für Sie — die Polizei

Chorrage schlägt musikalische Brücken zu den Bürgern. Zum Tag des Kriminalitätsopfers am Mittwoch gibt es eine Premiere.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. „Wo man singt, da lass dich nieder. Böse Menschen haben keine Lieder“. Für die bunt gemischte Truppe, die sich einmal in der Woche im Griechischen Gymnasium trifft, hat das Sprichwort eine besondere Bedeutung. Denn alle müssen ein lupenreines polizeiliches Führungszeugnis haben. „Dass man nicht vorbestraft ist, gehört zu den Voraussetzungen für alle, die bei uns mitmachen wollen“, sagt der zweite Vorsitzende Frank Dupont. Schließlich ist Chorrage der junge Chor der Polizei, und da muss man nicht nur singen können. Dupont: „Wir sind eine Art Bindeglied zwischen der Polizei und den Bürgern.“

Heike Lammersen leitet den Chor als erste Vorsitzende.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Inzwischen sind die wenigsten Mitglieder des Chors, der sich vor einigen Jahren vom traditionellen Düsseldorfer Polizeichor gelöst hat, Polizeibeamte. Das sei wegen des Wach- und Wechseldienstes auch kaum möglich. „Sonst könnten wir manchmal gar nicht auftreten“, so Frank Dupont. Was die 70 Sänger und Sängerinnen vereint, ist die Liebe zum gemeinsamen Musizieren. Der Chor als Gemeinschaftserlebnis hat Konjunktur. Das Interesse ist so groß, dass Chorrage im Moment keine weiteren Mitglieder aufnimmt. Mit unter 50 Jahren hat der Chor zudem einen vergleichsweise niedrigen Altersdurchschnitt.

Einen großen Anteil daran hat Chorleiter Stefan Scheidtweiler, der es geschafft hat, dass Chorrage seit 2015 als Leistungschor anerkannt ist. Der 39-Jährige ist nicht nur ein brillanter Musiker, sondern mit Leib und Seele dabei. „Ein Polizeichor ist schon etwas Besonderes. Das fängt beim Repertoire an“, verrät Scheidtweiler. Provozierende Titel sind eher nicht gewünscht: „Stattdessen geht es viel um Freundschaft.“

Zum Tag des Kriminalitätsopfers am Mittwoch wird es zum Beispiel die Premiere des Beatles-Klassikers „With a little help from my friends“ geben. Rund 150 Titel hat Chorrage im Programm. Das reicht von Stimmungsmachern wie „Dynamite“ bis zu Hits wie „Listen to the music“. Wichtig ist dem Chorleiter, dass immer auch ein klassisches Werk dabei ist. In diesem Jahr sind es „Die Minnesänger“ von Robert Schumann, vor einigen Jahren war es auch mal der Gefangenenchor. Neben den zwei großen Konzerten im Frühling und vor Weihnachten tritt Chorrage bei vielen verschiedenen Anlässen auf, vom Blaulicht-Tag bis zum Weihnachtsmarkt oder eben wie am Mittwoch zum Tag des Kriminalitätsopfers.

Viele der Mitglieder sind übrigens nach Konzerten zu Chorrage gestoßen. Wie Monika Jonas: „Ich habe den Chor gesehen und sofort gedacht: da musst du mitmachen.“ Sie hat es nicht bereut.