Herr Spiller, die wichtigste Frage vorab: Wie war’s?
Porträt Ein Düsseldorfer springt zu seinem 100. Geburtstag mit dem Fallschirm
Düsseldorf · Herbert Spiller machte einen Skikurs mit 91, einen Tauchschein mit 92 und seinen ersten Fallschirmsprung mit 95. Spiller sagt: „Ohne Action geht es nicht.“
Einen Fallschirmsprung hatte sich Herbert Spiller zum runden Geburtstag am 18. Mai gewünscht. Zugegeben, kein alltäglicher Wunsch. Aber Herbert Spiller würde ja auch nicht zum ersten Mal aus einem Flugzeug in die Tiefe springen. Das letzte Mal gönnte er sich dieses besondere Erlebnis für fünf Jahren. Da war der Düsseldorfer gerade 95 Jahre alt geworden. Nun zum Hundertsten wollte er noch einmal in die Vollen gehen. Was ihn antreibt und welchen Rat er für die Jugend hat, verrät Herbert Spiller im Gespräch.
Herbert Spiller: Es war sagenhaft. Unglaublich. Ich bin tatsächlich durch die Wolken geflogen, es war so ein unbeschreibliches Erlebnis.
Sie haben viele Fotos von Ihrem Sprung bekommen.
Spiller: Ja, die sind herrlich. Ich kann es immer noch kaum glauben, dass ich das erleben durfte. Wir hatten so ein Glück mit dem Wetter. Die Sonne schien für Herbert (schmunzelt).
Sie haben fleißig trainiert vor dem Sprung, oder?
Spiller: Ach, ich habe nur jeden Tag meine Übungen gemacht. Ich musste ja sicher gehen, dass ich wieder runterkomme.
Das war ja nicht Ihr erster Fallschirmsprung.
Spiller: Vor fünf Jahren bin ich zum ersten Mal gesprungen. Als ich runterkam, hat man mich gefragt, wie es war. Ich habe gesagt, das war so schön, wenn ich Hundert werde, spring ich noch einmal. Ich hätte im Traum nicht daran gedacht, dass wir es noch einmal schaffen würden. Ich bin dankbar dafür, dass ich wieder in die Luft gehen durfte. Ich bin schon ein bisschen stolz auf mich. Wissen Sie, ich habe so viele Menschen getroffen, junge und alte, keiner hat mir gesagt, das mache ich auch. Deshalb unterhalten wir uns heute darüber.
Das heißt, Sie möchten anderen Mut machen, sich ihre Träume und Wünsche zu erfüllen?
Spiller: Ja, und man muss auch selbst etwas dafür tun. Aber immer mit einem Lachen auf den Lippen. Sie kennen doch den Schlager? (singt). Immer nur lächeln und immer vergnügt, aber wie es im Inneren aussieht, geht niemanden was an. So muss man leben.
Würden Sie es denn noch einmal machen wollen?
Spiller: Alle guten Dinge sind drei.
Sie sind ja nicht nur als Fallschirmspringer am Start, sondern auch sonst sehr aktiv.
Spiller: Ich brauche einfach Action. Ich habe mit 91 einen Skikurs gemacht, mit 92 dann den Tauchschein. Bis letztes Jahr bin ich dreimal pro Woche schwimmen gegangen und habe im Zakk Rock n‘ Roll getanzt.
Waren Sie schon immer so aktiv oder kam das erst mit dem Alter?
Spiller: Nach dem Tod meiner Frau 1980 bin ich nach Düsseldorf gezogen. Mit 60 bin ich in Rente gegangen und habe mich 20 Jahre lang um einen 1000m² großen Garten gekümmert. Das war für mich das Schönste und hat mich fit gehalten. Nebenbei habe ich dann kleine Ausflüge gemacht, zum Beispiel nach Peking, Thailand, Marokko, Tunesien, Griechenland, ich habe eine Nilkreuzfahrt in Ägypten gemacht und mir die Niagarafälle angesehen. Ich habe so viel erlebt, an das ich mich heute gern erinnere.
Welchen Rat haben Sie für alle, die gern wie Sie bis ins hohe Alter aktiv bleiben möchten?
Spiller: Nicht zu Hause in der Ecke sitzen. Immer in Bewegung bleiben. Ohne Action geht es nicht. So wie man in der Schule nicht faul sein darf, um nicht sitzen zu bleiben. So muss man auch bis ins Alter aktiv bleiben. Man darf nie vergessen, was einem vom Leben geschenkt wird und man sollte dafür dankbar sein. Wissen Sie, ich konnte es selbst kaum glauben, dass ich Hundert geworden bin. Was für ein Geschenk.
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