Gesundheit Ein gebrochenes Herz ist lebensgefährlich
Mit dem Broken-Heart-Syndrom lag Paula Kusmin auf der Intensivstation. Ein Patiententag informiert am Samstag auch zu anderen Herz-Erkrankungen.
Düsseldorf. Anhaltender Schmerz hinter dem Brustbein, in Armen, Oberbauch, Rücken, Hals oder Kiefer — das sind typische Symptome für einen Herzinfarkt. Diese Alarmsignale können allerdings auch eine andere Ursache haben: Das Broken-Heart-Syndrom zeigt, wie intensiv sich Trauer oder Freude auf den Körper auswirken können.
Paula Kusmin (65) ist gerade zwei Tage aus ihrem Skiurlaub zurück, als sie ein „vernichtender Brustschmerz“ überkommt. Mit Verdacht auf Herzinfarkt wird sie ins Rather Augusta-Krankenhaus eingeliefert. Die ersten Untersuchungen deuten darauf hin, dass es sich um einen Herzinfarkt handelt.
Laborwerte und Ultraschall bestätigen zunächst den Verdacht, erst die Herzkatheter-Untersuchung liefert einen überraschenden Befund: Die Herzkranzarterie ist weder verengt noch verstopft, dafür entpuppt sich bei der Darstellung der linken Herzkammer eine andere Diagnose: Das Broken-Heart-Syndrom, auch Tako Tsubo genannt. Dabei ist die Kontraktion an der Herzspitze vermindert und die linke Herzkammer hat ihre Form verändert. Sie ist am Hals verengt und ausgebuchtet wie ein Krug. Daher heißt die Erkrankung auch Tako Tsubo, wie die Tonkrüge, mit denen in Japan Tintenfische gefangen werden. Drei Tage liegt Paula Kusmin auf der Intensivstation, wird mit Betablockern und gerinnungshemmenden Medikamenten therapiert. Nach einer Woche ist die akute Phase überstanden und die Patientin kann das Krankenhaus verlassen.
Das Broken-Heart-Syndrom trifft hauptsächlich ältere Frauen nach den Wechseljahren, die starkem psychischen Stress ausgesetzt sind, erklärt die Oberärztin am Augusta-Krankenhaus, Anamaria Wolf-Pütz. So war es auch bei der 65-Jährigen: „Die letzten Monate im Job waren für mich sehr stressig gewesen und als ich dann in Rente ging, wurde meine Schwiegermutter, der ich sehr nahe stand, schwer krank und verstarb innerhalb eines Jahres“, berichtet Kusmin. Und dann stand kurz nach dem Verlust des nahestehenden Angehörigen auch noch die Hochzeit ihrer Tochter an - alles zusammen war offensichtlich eine extreme Belastung für sie. „Die Krankheit ist erstmalig in den 90er Jahren beschrieben worden und noch nicht vollständig erforscht“, erklärt Wolf-Pütz. „Emotionaler Stress kann eine massive Ausschüttung von Stresshormonen in das Blut bewirken. Diese überreizen wohl die Herzwand und führen wahrscheinlich zur Verkrampfung des Herzmuskels und der Gefäße.“ Rund 550 Patienten mit Infarkten werden jährlich in der Kardiologie des Augusta-Krankenhauses behandelt, knapp 30 davon haben das Broken-Heart-Syndrom. Paula Kusmin hat von ihrer Erkrankung keine Langzeitschäden zurück behalten: „Ich kann nur jedem dringend raten, bei Beschwerden sofort einen Arzt zu kontaktieren“, sagt sie. „Wenn das Herz nicht richtig pumpt, kann es zu irreparablen Schäden kommen von Herzschwäche, Herz-Rhythmus-Störungen, Kammerflimmern bis hin zum Schlaganfall“, warnt Wolf-Pütz und fügt hinzu: „Ins Augusta-Krankenhaus können Patienten mit Infarkt-Symptomen rund um die Uhr kommen.“