Bürgerhaus Reisholz Ein Haus als Anlaufpunkt für die Bürger seit 1982

Düsseldorf · Seit 1982 belebt das Angebot des Bürgerhauses das Industrieviertel. Ein Gespräch mit Sozialpädagogin Petra Lenhard, die seit 29 Jahren im Bürgerhaus arbeitet.

Petra Lenhard, Leiterin des Bürgerhauses, und Rolf Drüen, pädagogischer Mitarbeiter.

Foto: Lepke, Sergej (SL)

„Hier hat sich einiges verändert“, sagt Petra Lenhard. Sie arbeitet als Sozialpädagogin seit 29 Jahren im Bürgerhaus Reisholz. Als sie in der städtischen Einrichtung anfing zu arbeiten, war die Henkelstraße eine ganz normale Einkaufsstraße mit zwei Bäckereien und zwei Blumenläden. Bei Kaiser’s erledigte man die Einkäufe und im Drogeriemarkt Schlecker gab es Kosmetikprodukte und Reinigungsmittel. Die Zeiten sind längst vorbei: Die Geschäfte auf der Straße spiegeln die Veränderungen in dem Stadtviertel wieder. Lidl ist der einzige Nahversorger, dazu gibt es einen Getränkemarkt, einen Imbiss und einen türkischen Friseur. Nur eins scheint sich kaum zu verändern: das Bürgerhaus Reisholz. Es ist seit 1982 ein fester Ankerpunkt für die Nachbarschaft und bietet für jede Altersgruppe kulturelle Angebote. „Unsere Zielgruppe ist zwischen 0 und 99 Jahre alt“, sagt Lenhard. Vor allem das Angebot für Kinder und Familien ist groß: Einmal im Monat gastiert ein Kindertheater im Bürgerhaus. In den Herbstferien findet immer eine ganze Woche lang die Puppenspielwoche statt.

Jeden Donnerstag können Kinder ab sechs Jahren in der Kinderwerkstatt unter Anleitung von Künstlern und Studenten der Kunstakademie basteln. „Zuletzt haben sie aus einem Pizzakarton das Spiel ‚Schiffe versenken‘ gebastelt“, sagt Ralf Drüen. Der Sozialpädagoge kümmert sich um die Angebote für Kinder im Bürgerhaus. Dieses steht auch Kindern in einer AG der Offenen Ganztagsschule der St. Elisabeth-Schule offen.

Einmal in der Woche geht es auf den Abenteuerspielplatz

Mit einer weiteren AG der OGS geht Drüen jede Woche auf den Abenteuerspielplatz in Eller. Hier können die Kinder Stockbrot am Lagerfeuer machen, Tiere füttern oder Buden bauen. „Da treffen Kinder aus unterschiedlichen Milieus aufeinander“, sagt Drüen. Kinder aus den Reihenhäusern in Reisholz treffen auf Kinder aus der Hochhaussiedlung in Hassels Nord, da sie beide auf die gleiche Schule gehen. Der Abenteuerspielplatz sei ein guter Ort, um grundlegende Dinge zu lernen, „zum Beispiel wie gehe ich mit anderen Kindern um? Was machen die Tiere, wenn ich sie ärgere?“

Ein Highlight ist das Angebot „Chance Tanz“, das das Bürgerhaus Reisholz in Kooperation mit der Grundschule und dem Tanzhaus NRW realisiert. Ein Jahr lang studieren die Kinder einen Tanz ein, mit dem sie zum Abschluss im Tanzhaus NRW auftreten. „Das ist eine tolle Chance für Kinder, deren Eltern es nicht finanzieren können oder kein Interesse dafür aufbringen“, sagt Lenhard. Die Kinder seien selbst überrascht, wie viel Applaus sie bekommen. „Die waren so stolz“, berichtet Lenhard.

Aber auch die älteren Bewohner des Stadtteils finden zahlreiche Angebote, um sich zu treffen. „Wir haben ein treues Publikum. Es gibt viele, die schon ewig hierher kommen“, sagt Lenhard. Teilweise kommen mehrere Generationen ins Bürgerhaus Reisholz. Das liegt auch am Engagement des Freundeskreises des Bürgerhaus Reisholz.

Der Freundeskreis hilft vor allem mit Ehrenamtlichen

Der Verein unterstützt zum Beispiel die Kinderwerkstatt finanziell. „Dadurch erreichen wir auch Kinder mit Migrationshintergrund, deren Eltern sich das Angebot nicht leisten wollen oder könnten“, sagt Drüen. Der Freundeskreis hilft aber vor allem mit Ehrenamtlichen bei Veranstaltungen wie dem Morgencafé. An der großen Frühstückstafel mit Buffet sitzen dann auch viele, die ihren Ehepartner verloren haben und sich über einen Treffpunkt freuen.

Die Kleinkunstreihe Café Kult findet jeden Monat im Café des Bürgerhauses statt. „Manchmal platzt der Raum aus allen Nähten“, sagt Petra Lenhard. Deshalb gebe es die Überlegung, in den großen Saal umzuziehen. Hier findet ebenfalls einmal im Monat das Jazz-Frühstück statt. „Das kommt auch super an.“ Gut laufen auch der Kindersachenmarkt und die Schallplattenbörse, in denen alle zwei Monate Privatleute und Händler ihre Sachen feilbieten.

Obwohl sich das Viertel verändert hat, schafft es das Bürgerhaus Reisholz immer noch, die Menschen im Stadtteil mit seinem großen Angebot zu erreichen.