Falschparker Zugeparkte Fahrradwege: „Falschparken ist zu günstig“

Düsseldorf · Interview Falschparker sind ein großes Ärgernis - vor allem für Radfahrer und andere Verkehrsteilnehmer. Doch rücksichtsloses Parken zu unterbinden, ist nicht so einfach, weiß Ordnungsamtsleiter Michael Zimmermann. 

Eine Radfahrerin umfährt ein auf dem Radweg stehendes Auto. Auch in Düsseldorf sind solche Situationen alltäglich.

Foto: dpa/Alexander Heinl

Ein zugeparkter Radweg, ein Wagen in zweiter Reihe, eine Feuerwehreinfahrt, die blockiert ist - Falschparken ist in vielen Fällen ärgerlich, manchmal aber sogar gefährlich. Doch warum wird in Düsseldorf so hartnäckig falsch geparkt? Wird etwa zu wenig kontrolliert? Kontrollen, so sagt Michael Zimmermann, Leiter des Ordnungsamts, reichen nicht aus.

Herr Zimmermann, wer häufig mit dem Fahrrad unterwegs ist, ärgert sich regelmäßig über zugeparkte Radwege. Wie schlimm ist die Lage in Düsseldorf wirklich?

Michael Zimmermann: Bis November 2018 gab es in Düsseldorf etwa 450 000 Park-Knöllchen. Davon waren etwa 68 000 für Parken auf Geh- oder Radwegen. Im Vergleich zu 2017 ist diese Zahl um etwa zehn Prozent gestiegen. Man muss aber immer im Hinterkopf behalten: Falschparken ist ein Kontrolldelikt. Höhere Zahlen bedeuten nicht immer, dass es mehr Delikte gab - nur, dass mehr entdeckt wurden.

68 000 - das sind am Tag mehr als 180 Menschen, die dabei erwischt werden, dass sie den Rad- oder Gehweg blockieren. Woher kommt diese Rücksichtslosigkeit?

Zimmermann: Das ist auch historisch gewachsen. Düsseldorf ist eine der Städte, die lange autofreundlich gedacht und geplant wurden. Und die anderen Verkehrsteilnehmer - nicht nur Radfahrer, sondern auch Fußgänger - haben das lange klaglos hingenommen. Daran muss sich etwas ändern. Die Stadtbevölkerung wächst und damit kommen auch mehr Autos. Wenn wir hier nicht umdenken, drohen wir, in Blech zu ertrinken.

Ordnungsamtsleiter Michael Zimmermann.

Foto: Michael Zimmermann

Was macht das Ordnungsamt, um das Falschparken einzudämmen?

Zimmermann: Wir versuchen natürlich, durch Kontrollen, die verkehrspolitischen Ziele umzusetzen. Eine gute Sache ist, dass wir zu den 123 Stellen, die wir bisher haben, nun noch 22 weitere besetzen können. Die setzen wir auch unterschiedlich ein. Es gibt eine Roller- und jetzt auch eine Fahrradstaffel. Die haben natürlich eine andere Perspektive und nehmen Störungen auf den Radwegen am eigenen Leib wahr.

Es gibt mittlerweile auch Apps, mit denen Bürger selbst Parksünder anzeigen können. Wie verändert das Ihre Arbeit?

Zimmermann: Man merkt, dass das Selbstbewusstsein derer, die sich durch Autos gestört fühlen, steigt. Mal zum Vergleich: 2013 gab es noch 4344 Drittanzeigen, 2017 waren es schon 11 500 und 2018 hatten wir allein bis November 22 056. Unsere Arbeit verändert das nur zum Teil. Wenn in einem Gebiet sehr viele Anzeigen eingehen, kontrollieren wir dort natürlich auch verstärkt. Wir können aber unser Personal nicht jederzeit dorthin dirigieren, wo gerade etwas gemeldet wird. Dazu stehen die, die etwa den Radweg blockieren meistens auch zu kurz dort.

Merken Sie an den Zahlen eine Wirkung, wenn Sie ein Gebiet verstärkt kontrollieren?

Zimmermann: Die Wirkung ist sehr kurzfristig. Das ist wie Wind um die Ecke schaufeln. Wenn die Kontrollen wieder weniger werden, stellt sich auch das Falschparken wieder ein. Auf Straßen wie der Friedrichstraße, wo der Ärger sehr groß ist, ist es ein richtiges Katz-und-Maus-Spiel. Da fährt der eine weg, schon steht der nächste da. Das ist sehr mühsam. Auch weil bei vielen der Eindruck entsteht, es tue sich nichts. Aber wir können einfach nicht jeden aufschreiben.

Was müsste getan werden, damit sich die Lage verbessert?

Zimmermann: Ich denke, zwei Faktoren haben Einfluss darauf, ob jemand das Risiko eingeht und falsch parkt. Die Entdeckungswahrscheinlichkeit und die Höhe des Bußgeldes. Am ersten können wir selbst arbeiten, auf das zweite haben wir als Stadt keinen Einfluss. Und hier müsste dringend etwas getan werden. Seit zehn Jahren wurden die Bußgelder nicht erhöht. Falschparken ist einfach zu günstig.

Wenn ein Knöllchen zehn oder 20 Euro kostet, ein privater Stellplatz aber mehr als 200 Euro im Monat, kann sich das Risiko schon rechnen.

Zimmermann: Genau. Wir haben eine Spitzenreiterin auf der Friedrichstraße, die hat 2018 schon mehr als 80 Knöllchen bekommen. Und die bezahlt sang- und klanglos - und parkt kurz darauf wieder, wo sie nicht darf. Die zehn bis 35 Euro, die man fürs Falschparken bezahlt, schrecken einfach nicht genügend ab.