Düsseldorf Ein Kaufhaus wird zerschreddert
Der Ex-Kaufhof an der Berliner Allee ist nur noch ein Betongerippe, die oberen Etagen werden abgerissen.
Düsseldorf. Kaum vorstellbar, dass hier vor einigen Monaten noch Kleidung, Handtücher und Kochtöpfe verkauft wurden — riesige Hallen aus Beton, in denen es von der Decke tropft wie in einer Höhle, Dunkelheit, aus dem Dach ragt ein riesiger Kran mit einem 70-Meter-Arm, daneben tut sich ein Loch auf, das 25 Meter bis ins Untergeschoss führt. Manchmal bebt der Boden unter den Füßen, dann hat wieder einer Bagger auf dem Dach sein zerstörerisches Werk fortgesetzt.
Der einstige Kaufhof an der Berliner Allee soll sich in ein Kaufhaus mit Hotel und Gastronomie verwandeln, doch davon ist im Moment noch nichts zu sehen. Der Umbau des Gebäudes sieht im Moment eher nach einem Abriss aus. Tatsächlich haben die Arbeiter in den vergangenen Monaten das Gebäude fast komplett entkernt. Nun werden drei Obergeschosse abgetragen.
Hätte man die nicht in den Neubau integrieren können? „Das Problem sind die Höhenunterschiede zwischen dem Kaufhaus und dem Parkhaus“, erläutert Bauleiter Ferdinand Wagemann. Dazu kommen aktuelle Auflagen etwa an Dämmung. Das bedeutet für den Abriss aber auch: Man kann nicht brachial mit der Birne arbeiten, sondern muss behutsam.
Innerhalb von drei Tagen wurde ein Kran von außen eingebaut. Zuvor wurde ein Stahlrahmen maßangefertigt, der an den tragenden Streben des Gebäudes ausgerichtet ist, damit der Kran mit seinem Gewicht nicht durch den Boden bricht und in die Tiefe rauscht. Den Wert der Konstruktion beschreibt Wagemann so: „Dafür kann man schon ein paar Pkws kaufen.“
Mit Schutt beliefert wird er von einem 30-Tonnen-Großbagger, der sich im Obergeschoss buchstäblich durch den Beton beißt. Auch der Bagger wird mit Stahlplatten gegen das Einbrechen geschützt. Für die sensiblen Stellen und Teile am Rand des Geschosses hat er einen kleinen unbenannten Helfer. Bedient wird er von einem Baggerführer, der ein paar Meter weiter steht und eine Fernbedienung in der Hand hat.
Was die beiden Fahrzeuge an Stahl und Beton freilegen, wird mit dem Kran dann in die Tiefe befördert. Dort, wo einst die Rolltreppen waren, gähnt nun ein Loch, das dem Kran quasi als Mülleimer dient. Am unteren Ende wurde ein großer Metalltrichter installiert. „Da können Sie ein Auto reinwerfen“, sagt Ferdinand Wagemann.
Beim Gang durch das Gebäude staunt Wagemann hin und wieder. Manches würde man heute nicht mehr so machen. Er zeigt auf Holzverschalungen von Betonteilen, die man einfach mit verbaut hat. So etwas sei heute aus Brandschutzgründen nicht mehr möglich. Aber auch Umbauten lassen sich nun ablesen, wo alle Wandverkleidungen verschwunden sind.
Das Untergeschoss war schon zu Kaufhof-Zeiten ein Labyrinth, mit Lagern, Kühlräumen, Umkleiden, technischer Infrastruktur, Wassertanks für Sprinkleranlagen. Damit die Mitarbeiter sich nicht verirrten, hatten Flure Namen wie Graf-Adolf-Straße. „Mittelstraße“ hat nun ein Arbeiter mit einer Spraydose an eine Wand geschrieben. Ein Loch in der Wand entpuppt sich als einstiger Aufzugsschacht: „Vorsicht!“, warnt Wagemann die Fotografin, als sie einen Blick in den Schacht nach oben wagt. „Da kann Schutt runterkommen.“
Rund 5000 Kubikmeter Baustoff werden in diesen Monaten von der Berliner Allee abtransportiert, rund ein Dutzend Lkw werden täglich im Untergeschoss vollgeladen. Die einzelnen Baustoffe werden säuberlich getrennt und zerkleinert und größtenteils wiederverwendet: für neue Gebäude, Straßen. Im Herbst soll der Abbruch fertig sein. Dann wird mit dem Neubau begonnen.