Karneval Und wenn das „Trömmelche“ nicht aufhört

Düsseldorf · Seit 39 Jahren ist Günter Korth Präsident der Radschläger — was gar nicht sein Plan war.

Bei der KG Düsseldorfer Radschläger ist Günter Korth kaum wegzudenken. Zwar denkt er schon lange ans Aufhören, doch ein geeigneter Nachfolger ist weit und breit nicht in Sicht.

Foto: David Young

Normalerweise kann man den Werdegang von Günter Korth durchaus als steile Karriere bezeichnen. Mit 14 Jahren trat er den Düsseldorfer Radschlägern bei und nahm das erste Mal an einem Rosenmontagszug teil. Mit 33 Jahren stand er schon ganz oben auf der Hierarchie-Leiter und wurde zum Präsidenten des Karnevalsvereines gewählt. Ein Job, den er, bis auf eine kurze Unterbrechung, 39 Jahre später immer noch ausübt. Und das ist auch das Problem. Denn Günter Korth wird am 23. April 72 Jahre alt. Eigentlich sollte im kommenden Jahr Schluss sein, denn vor zwei Jahren hat er sich schon zum „allerletzten Mal“ wählen lassen.

Ein geeigneter Nachfolger sprang bald wieder ab

Eigentlich, denn so wie es aussieht, steht er auch im nächsten Jahr wieder auf der Kandidatenliste - ohne Gegenkandidat. „Was bleibt mir anders übrig, als mich wieder zur Wahl zu stellen. Es findet sich ja niemand anders“, sagt Günter Korth schon fast verzweifelt. 2018 hat er sich mit einem potenziellen Nachfolger unterhalten. „Doch als ich ihm gesagt habe, was er alles zu tun hat, wollte er auf einmal nicht mehr. Repräsentieren wollte er zwar, aber er hat nicht gedacht, dass das so viel Arbeit ist“, sagt Korth.

So muss Korth alle Künstler verpflichten, die Gespräche mit den Agenturen führen, Verträge prüfen und unterschreiben. Der Auf- und Abbau wird auch in Eigenregie durchgeführt und die Verpflegung muss auch organisiert werden. Gerade hat der Präsident die Session 2020/21 unter Dach und Fach gebracht. Durch seine Kontakte ist es ihm auch möglich, viele Künstler zu günstigeren Preisen zu verpflichten. „Bei unseren Sitzungen haben wir Platz für 210 Jecken. Wir brauchen sieben Künstler und die Sitzungs-Musik. Bei 25 Euro Eintritt kann man sich ausrechnen, was wir für einen Künstler ausgeben können. Aus alter Verbundenheit kommen einige sogar nur für ein bisschen Benzingeld.“ Nur deshalb ist es auch möglich, dass die Räuber bei seinen Sitzungen auftreten. In den vielen Jahren ist eine enge Freundschaft entstanden. Auch bei seiner Silberhochzeit 2013 haben die Jungs um Charly Brand gespielt. Daher auch sein Spitzname „Et Trömmelche“, weil die Band dieses Lied geschrieben hat.

In seinen 39 Jahren als Präsident hat Korth 195 Sitzungen, 34 Vatertags-Open-Air-Partys, zehn Oktoberfeste und sechs Räuber-Konzerte in der Vereinskneipe Haus Gantenberg auf die Beine gestellt. Bei 160 Mitgliedern sollte sich die Arbeit eigentlich auf viele Beine verteilen. „Doch es sind immer die selben, die sich aktiv beteiligen“, meint Korth. Dabei ist er gesundheitlich angeschlagen. Einen Darmdurchbruch, Stimmbandkrebs und einen Herzinfarkt hat er schon überstanden.

2008 gab es schon einmal einen Nachfolger. „Doch nach vier Sitzungen habe ich die Reißleine gezogen. Die Mitglieder haben den kompletten Vorstand abgewählt und ich war wieder im Amt. Die Sache ging auch vor Gericht, weil es finanzielle Unregelmäßigkeiten gab.“

Korth ist aber auch streitbar und manchmal unbequem. 1994 hatte der Ex-Prinz nach einem halben Jahr seine Mitgliedschaft im Prinzenclub aufgekündigt. „Ich bin mit meiner damaligen Truppe von Radio Eller im September nach Mallorca geflogen. Dort habe ich in den roten Lackschuhen und der Prinzen-Pumphose das Trömmelche-Lied gesungen. Und zwei Ex-Prinzen, die auch auf Mallorca waren, haben das dem Comitee Carneval und dem Prinzenclub gesagt.“ Das gab mächtig Theater und ging als „Skandal vom Ballermann“ in die Karnevalsgeschichte ein.