Unterbilk Ein Wiedersehen - 60 Jahre nach der Schulentlassung
Ehemalige der Volksschule an der Neusser Straße veranstalten Treffen.
Düsseldorf. Hans Faustmann kann sich noch gut an seine Einschulung und die ersten Schuljahre erinnern: „Damals gab es noch tägliche Schulspeisungen, die von den Engländern organisiert wurden“, erzählt er. „Auf dem Speiseplan standen süße Nudeln, Kakao und Ähzesupp.“
Hans Faustmann lebt seit vielen Jahren in der Schweiz. Doch für das Klassentreffen hat er die weite Reise nach Düsseldorf aufgenommen. 60 Jahre ist es her, dass Wahl-Schweizer und seine Mitschüler die Schulbank der Volksschule an der Neusser Straße gedrückt haben. Anlässlich des runden Jubiläums trafen sich nun 15 Ehemalige zu einem Klassentreffen in der Altstadt. Bei strahlendem Sonnenschein war die Wiedersehensfreude aller Beteiligten riesengroß. Schnell wurden alte Erinnerungen wach und Anekdoten aus der Schulzeit machten unter den Beteiligten die Runde.
An die ersten Zeugnisse erinnert sich Herbert Esch noch gerne. Aufgrund der Materialknappheit mussten diese auf recycltem Zeitungspapier geschrieben wurden. „Tinte vertrug das Papier aber nicht, weshalb die Zeugnisse mit Bleistiften geschrieben wurden“, weiß Esch.
Auch die Moralvorstellungen waren damals noch andere, denn an der Volksschule herrschte eine strikte Geschlechtertrennung. Über den Schulhof wurde ein Seil gespannt, dass Jungen und Mädchen trennte. Doch man wusste sich zu helfen: „Dann haben wir uns mit den Mädels eben über die Toillettenfester verständigt“, berichtet Bernhard Mugge.
Viele der Lehrkräfte waren äußerst autoritär und brutal. Der Rohrstock kam oft zur Anwendung, weiß Hans Fausthammer noch aus persönlicher Erfahrung. Aber es gab auch positive Beispiele. Gute Erinnerungen haben die Ehemaligen an ihren Klassenlehrer Paul Glatzel, der vor dem Krieg an der Kunstakademie angestellt war. Aufgrund der Personalknappheit unterrichtete er nach dem Krieg alle Fächer, wobei sein Lieblingsfach natürlich das Malen war. Auch nicht in Vergessenheit geriet der junge Lehrer Konrad Schmitz, zu dem viele ein gutes Verhältnis pflegten und der sich oft schützend vor seine Schüler stellte.
Nach acht Jahren verließ der Jahrgang 1955 die Volksschule. Viele gingen im Anschluss auf eine weiterführende Schule, oder absolvierten eine Lehre. Aus den Augen verloren sich viele der Schulkameraden aber nie. Alle fünf Jahre veranstalten sie ein Klassentreffen. Und wenn es die Gesundheit zulässt, findet 2020 das nächste Wiedersehen statt.