WZ-Schulserie Einblicke in die Vielfalt der Düsseldorfer Schullandschaft
Düsseldorf · Für unsere Schulserie besuchen wir jede Woche eine Schule und stellen sie vor. Im Gespräch mit der Schulleitung, mit Schülern und Eltern wird deutlich, was in den Schulen der Stadt rund läuft und was nicht. Ein Überblick.
27. So viele Schulen hat die Redaktion seit Januar besucht, wöchentlich, mit wenigen Ausnahmen, eine. Darunter Gymnasien, Berufskollegs, Real- Haupt- und Gesamtschulen, Grund- und Förderschulen. Die Autoren sprachen vor allem mit Schülern, Lehrern und der Schulleitung. Sie kamen auf den Schulfluren aber auch mit dem Hausmeister ins Gespräch, mit dem Caterer oder der Schulsozialarbeiterin. Sie nahmen an morgendlichen Besprechungen der Lehrer teil, würfelten mit dem Schulhund Mathe-Aufgaben, hörten beim Morgengebet zu oder tanzten in der Disco-Pause mit.
Nach jedem Termin, nach jedem geschriebenen Text blieb in erster Linie ein Eindruck hängen: Keine Schule ist wie die andere — auch wenn es einige Überschneidungen gibt.
Betreuung Ein Thema kam bei fast allen Besuchen zur Sprache: der wachsende Bedarf der Eltern nach Betreuung ihrer Kinder am Nachmittag. Immer mehr Grundschüler sollen in Angeboten der Offenen Ganztagsschule (OGS) betreut werden, doch Plätze fehlen.
Vor kurzem erläuterte Schuldezernent Burkhard Hintzsche die aktuellen Zahlen: Bislang lag die Versorgungsquote mit Betreuungsplätzen bei etwa 63 Prozent, zum neuen Schuljahr soll sie auf 65 Prozent angehoben werden — das entspricht etwa 27 zusätzlichen OGS-Gruppen. Gleichzeitig ist die Stadt dabei, die Schulen auch baulich entsprechend auszustatten, kommt an einigen Stellen aber nicht hinterher. Die Brehmschule beispielsweise wartet schon lange auf eine Mensa. Bis Herbst 2017 aßen die Kinder der Schule in ihren jeweiligen Klassenräumen. Bis das Gesundheitsamt aus hygienischen Gründen anordnete, nur noch in zwei Häusern essen zu dürfen, die an die Küche grenzen. Seitdem essen die rund 400 Kinder in drei Schichten, die Essensausgabe muss minutiös geplant werden, damit der Ablauf funktioniert.
Auch die Organisation verschiedener, parallel laufender Betreuungssysteme, bringt das Lehrpersonal an die Grenzen: Einzelne Kinder werden nach dem Unterricht abgeholt, andere nehmen noch die Hausaufgabenbetreuung mit, die restlichen Kinder sind im Ganztag und haben dementsprechend einen ganz anderen Unterrichts-Rhythmus (AG und Unterricht wechseln sich ab). Diese Systeme unter einen Hut zu bekommen, sei schwierig. Viele Grundschulleitungen würden deshalb komplett auf Ganztag umstellen. Aber allein an den baulichen Veränderungen, die dazu nötig wären, scheitert es. Und am Personal.
Personal Ende des Jahres fehlten insgesamt 74 Lehrer an Grundschulen. Bei den Schulbesuchen klagten viele Schulleiter über fehlende oder nicht ausreichend qualifizierte Bewerber auf vakante Lehrerstellen. Einige Schulen, die in der Not Seiteneinsteiger einstellten, zeigten aber auch, wie gut das in Fächern wie Sport und Musik funktionieren kann. Sie lobten das Engagement und dass die Seiteneinsteiger frischen Wind in das Team und den Unterricht bringen.
Tagesablauf Ausnahmslos alle Schulen zeigten, wie abwechslungsreich und facettenreich sie den Schulalltag der Kinder gestalten. Das Angebot an AGs, an Kooperationspartnern aus den Bereichen Schauspiel, Tanz, Musik und Gesang im Offenen Ganztag ist riesig. An vielen Schulen werden auch die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit in den Arbeitsgemeinschaften behandelt — nicht erst seit Fridays for Future. Und die Ideen, als Schulgemeinschaft den Ort, an dem die Kinder so viel Zeit verbringen, zu gestalten und zu verschönern, sind vielfältig.
Mitbestimmung Und da folgt schon der nächste Punkt, der den Autoren an vielen Schulen begegnete. Die Schüler werden in Entscheidungen eingebunden, sie bestimmen mit. An vielen Schulen hat sich neben dem Klassenrat das Schülerparlament etabliert. Dort werden Themen des Alltags besprochen, Ideen der Schüler diskutiert oder Lösungsansätze der Schüler für Probleme auf dem Schulhof vorgestellt. Schon früh lernen die Schüler also, dass sie es mit in der Hand haben, ihr Schulleben zu gestalten. Die Schüler lassen sich anmerken, dass sie sich ernst genommen fühlen, dass sie die Grundsätze demokratischen Zusammenlebens verinnerlichen und die damit verbundenen Regeln, die Rechte und Freiheiten der anderen zu achten, einhalten.
Mobbing Was aber, wenn Schüler diese Rechte und Freiheiten des anderen nicht achten? Ein Thema, das die meisten Schulen weit von sich wiesen, ist das Thema Mobbing. Wie wichtig es aber wäre, dieses Thema aufzugreifen und mit den Schülern zu besprechen, zeigt die Geschichte eines Zweitklässlers, der seit seinem ersten Schultag ausgegrenzt und von seinen Mitschülern verbal und physisch gedemütigt wurde. Die Mutter des Schülers suchte Ende Februar das Gespräch mit der WZ. Das Kind besuchte eine Schule, die nicht Teil der WZ-Serie ist. In den sozialen Netzwerken, aber auch in Zuschriften direkt an die Mutter des Kindes wurde deutlich, dass der Junge keine Ausnahme ist. Eltern berichteten von ähnlichen Fällen und davon, dass viel zu wenig gegen Ausgrenzung unter Schülern, massives Mobbing und systematische Demütigungen getan werde. Eltern wollen sich nun zusammenschließen, um als Gruppe gegen das „Wegschauen von Schulleitungen, Lehrern und sogar Schulamt“ vorzugehen.
Digitalisierung An allen Schulen wurde deutlich: Der Unterricht wird heute anschaulicher und digital unterstützt gestaltet. Zum Start des Schuljahres 19/20 werden alle städtischen Schulen in Düsseldorf mit W-Lan versorgt sein. Das Internet kann damit im Unterricht flexibel genutzt werden. Die Zeiten, in denen es an jeder Schule nur einen Computerraum gab, in dem online gearbeitet werden konnte, sind längst vorbei. Schon in den Grundschulen arbeiten die Schüler wie selbstverständlich mit ihren iPads. So bei unserem Besuch in der Regenbogenschule: Eine Gruppe Schüler rührte in Reagenzgläsern Flüssigkeiten zusammen, die andere Gruppe filmte mit dem iPad und erstellte in Rekordzeit einen kleinen Film.
Nach den Schulferien wird die Serie fortgesetzt.