Düsseldorf Einzelhandel im Wandel: Online ist mehr als nur der Webshop

Der Düsseldorfer Einzelhandel muss die digitale Herausforderung annehmen und für sich nutzen. Wie das geht, erklären die beiden Geschäftsführer des Küchenspezialisten Walgenbach in Eller.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Immer mehr Kunden nutzen das Internet, um ihre Einkäufe von zu Hause zu erledigen. Dabei machen sich vor allem große Konzerne wie Amazon oder Zalando bemerkbar. Für den stationären Einzelhandel in einer Stadt wie Düsseldorf ist das digitale Zeitalter eine Herausforderung, aber auch eine Chance.

„Wichtig ist, dass man sich zunächst einmal klar macht, dass das Internet nicht unmittelbar mit dem E-Commerce gleichgesetzt werden darf. Online gehen bedeutet nicht nur einen Webshop zu eröffnen. Über die eigene Homepage kann man informieren, Kontakte pflegen und das eigene Geschäft auch personalisieren“, sagt Elmar Fedderke, Geschäftsführer beim Küchenspezialisten Walgenbach in Eller.

Für den Einzelhändler bietet das Netz die Chance, das eigene Team dem Internetnutzer zu präsentieren und über Bilder auch einen ersten positiven Eindruck von den Geschäftsräumen zu bieten. Außerdem zeigt man bei Walgenbach online auch das umfangreiche Warenangebot. „Verkauft wird aber nicht online, sondern vor Ort bei uns im Geschäft. Wichtig ist gerade in der digitalen Zeit, dass wir im stationären Einzelhandel einen hervorragenden Job machen. Das ist die Grundvoraussetzung, um wirklich und nachhaltig erfolgreich zu sein“, erklärt Matthias Walgenbach seine Geschäftsphilosophie.

Entscheidender Faktor beim Wahrgenommenwerden im Internet ist die Suchmaschine Google, welche die Aufmerksamkeit im Web lenkt. „Man muss da einfach auftauchen. Das bedeutet in der Regel, dass man enorm viel Zeit braucht, um sich zu profilieren oder dass man sehr viel Geld investieren muss. Es gibt aber auch kleine, kostengünstigere Kampagnen, die Unternehmen hier voranbringen können“, erläutert Walgenbach.

Man müsse auch immer kontrollieren, wie sich die Nutzer online verhalten, was sie sich anschauen und wo sie ihre Klicks setzen, sagen Fedderke und Walgenbach. Danach müsse man die eigene Internetpräsenz entsprechen weiterentwickeln. „Die Mühe machen sich allerdings nur wenige Unternehmen“, ergänzt Fedderke.

Wenn bei Walgenbach das Sortiment online präsentiert wird, besteht für potenzielle Kunden auch die Möglichkeit, von zu Hause oder vom Schreibtisch im Büro aus eine Vorauswahl zu treffen, und diese dann nach Feierabend oder am Wochenende vor Ort im Geschäft in Augenschein zu nehmen bzw. abzuholen. „Das gilt vor allem für ein jüngeres Publikum“, weiß Fedderke.

Auch wenn manche Einzelhändler inzwischen schon individuelle Rundgänge im Netz anbieten, weiß man bei Walgenbach, dass dies letztlich nicht ausreichen kann. „Der erste Eindruck im Netz ist ein Appetithappen, aber er ersetzt nicht das eigentliche Einkaufserlebnis, bei dem man riecht, fühlt oder schmeckt“, sagt Fedderke.

Wichtig ist für den Einzelhändler nicht nur der eigene Webauftritt, sondern das Zusammenspiel auf Plattformen, wie der Internetpräsenz der Werbegemeinschaft Eller, bei der sich die Einzelhändler des Düsseldorfer Stadtteils zusammengeschlossen haben. „Da ist es wichtig, gut organisiert zu sein, und möglichst viele Händler dabei zu haben. Auf der Plattform kann man dem Kunden vor Ort alle Infos wie beispielsweise Öffnungszeiten oder Veranstaltungen auf einen Blick präsentieren“, sagt Fedderke.

Eine ähnlich wichtige Bedeutung hätten Initiativen wie „Buy Local“, die zeigen, dass der lokale Einzelhandel deutlich mehr ist als der Tausch von Ware gegen Geld. „Man muss deutlich machen, wie man sich lokal engagiert. Das gilt für die Gewerbesteuer, die der Stadt zugute kommt und die unter anderem Kindertagesplätze und anderes bezahlt, genauso wie die Unterstützung bei Schul- oder Schwimmfesten. Dafür sind überregionale, branchenübergreifende Initiativen wie ,Buy Local’ da, die helfen, am Kunden pfiffig und nachvollziehbar zu argumentieren.“ Jeder Kunde bestimme schließlich mit seinem eigenen Einkaufsverhalten die Infrastruktur vor Ort entscheidend mit. Daher seien Initiativen als Gegenbewegung zu den Großen im Onlinegeschäft gefragt.

Es gehe dabei nicht um die große Preisschlacht, bei der nur das billigste Produkt zählt. „Man muss auch vermitteln können, warum ein Produkt im stationären Einzelhandel vielleicht etwas teurer ist. Wir haben unsere Mitarbeiter am Produkt ausgebildet und bieten dem Kunden gerade bei Innovationen die beste und individuellste Beratung an. Das unterscheidet uns ganz zentral vom reinen Onlineshop. Und genau diese wichtige Dienstleistung müssen wir auch vor Ort und im Internet vermitteln und bekannter machen“, sagt Walgenbach.

Man müsse deshalb gerade beim Service professionell auftreten. „Wenn ein Kunde bei einem Toaster die ideale Beratung bekommt, kehrt er möglicherweise auch dann zurück, wenn er zu einem späteren Zeitpunkt eine komplette Einbauküche braucht“, erklärt Fedderke. Man habe bei Walgenbach seit 70 Jahren einen guten Job gemacht und der Kunde erwarte das auch.

Anders im Onlinegeschäft. Da freue sich der Kunde schon, wenn ein vorab bezahltes Produkt ohne große Verzögerung und Beschädigung auch tatsächlich zugestellt wird. „Da sind wir im stationären Einzelhandel wesentlich stärker gefordert. Wir wollen unseren Kunden stets die Möglichkeit geben, zu sagen ,Och, damit hätte ich ja nicht gerechnet!’“, betont Walgenbach.