Konzert Elektro-Mucke für die Vorschule

Drei Jungs mischen die Kindermusik auf: Die Gruppe „Deine Freunde“ lockte 800 Menschen ins Zakk.

Konzert: Elektro-Mucke für die Vorschule
Foto: N. Golsch

Düsseldorf. Drei Jungs definieren derzeit die Kindermusik ein Stückweit neu. Dudelte in deutschen Kinderzimmern jahrzehntelang Rolf Zuckowskis oder bestenfalls noch Nenas Gute-Welt-Musik übers Schlittenfahren und die Winterwunderwelt, ist der Hip-Hop und die Elektro-Mucke längst unterm Hochbett der Grund- und Vorschüler angekommen. Das hat die Gruppe „Deine Freunde“ offenbar vor vielen anderen erkannt: Mit pfiffiger Rapmusik und derben Beats begeistern sie derzeit die 4- bis 10-Jährigen der Nation. Mit ihren Texten sprechen sie das an, was die Erwachsenen von morgen in ihrem Alltag betrifft: Sie rappen über lästige Hausaufgaben und knallende Türen, nervige Eltern und höllisch gut schmeckende Schokolade. Und das ganz ohne vulgäre Sprache und Schimpfwörter, vor denen sonst längst kein Rapper mehr zurückschreckt im Jahr 2016.

Am Samstagnachmittag lockte die Gruppe, bestehend aus Florian Sump, Lukas Nimscheck und Markus Pauli 800 Menschen ins seit Monaten ausverkaufte Kulturzentrum Zakk an der Fichtenstraße. Davon rund die Hälfte Kinder, die ihren Idolen im extra für sie reservierten Bereich vor der Bühne endlich einmal ganz nah sein konnten.

Zu hören bekamen sie peppige Texte: „Schieb die Hausaufgaben weg, schieb sie noch ein kleines Stück“, rappten die drei Schwiegermutter-Lieblinge etwa ins Mikro. Zugleich steckt in jedem ihrer Songs aber auch eine Mahnung: „Später hast du leider Pech, denn dann kommen sie zurück“, geht der Song „Hausaufgaben“ weiter.

Anfänger sind die drei Jungs auf der Bühne nicht. Das merkt man sofort: Sump war einst Schlagzeuger der Popgruppe „Echt“, Pauli tourt als DJ mit der Gruppe „Fettes Brot“ durchs Land und Nimscheck hat schon für Künstler wie „Wir sind Helden“ oder die „Beatsteaks“ produziert. Die drei inszenieren sich gekonnt als Kinderversteher und schrecken nicht davor zurück, sich selbst als „ausgemachte Vorzeigepädagogen“ zu bezeichnen. Natürlich nicht ohne ein Schmunzeln auf den gut gepflegten Lippen.

Ein bisschen sind sie das für die ganz Kleinen, was der kanadische Teenieschwarm Justin Bieber für die 12- bis 16-Jährigen dieser Welt ist — mit dem Unterschied, dass diese drei Jungs wirklich einiges im Köpfchen zu haben scheinen. Eine Karte zu ihrem gut einstündigen Konzert im Zakk kostete deswegen auch rund 20 Euro. Zugabe und Autogrammstunde am Ende inklusive, das versteht sich von selbst.

Ein Preis, den Angela Schauenburg gerne zum dritten Mal bezahlt: Mit Tochter Flora (6) stand sie oben in der Galerie des Zakk und hatte einen hervorragenden Blick auf die drei Jungs da unten auf der Bühne. „Die haben einfach coole Texte, die den Lebensalltag der Kinder widerspiegeln“, sagt die Düsseldorferin. „Das ist was ganz Anderes, als die üblichen Kinderlieder.“ Auch sie selbst kann es sich nicht verkneifen, beim Konzert mitzusingen, die Hände in die Luft zu reißen und vielleicht ein kleines bisschen für die Gruppe zu schwärmen. Und Tochter Flora hat noch einen Grund auf Lager, warum sich auch beim dritten Mal noch ein Besuch des Konzertes lohnt: „Der Lukas ist einfach der Schönste von allen“, sagt sie.

Zuhause würden fleißig die CDs der Gruppe gehört, sagt auch Barbare Thome, die mit dem 6-jährigen Piet ins Zakk gekommen war: „Das sind die neuen Stars der Kleinen.“ Maria Jokisch sieht das so: „Das ist wie Deichkind für Kinder“, sagt sie. „Die drei Jungs verkaufen die Kinder nicht für dumm, sondern nehmen sie ernst und machen sich Gedanken, was die gerade beschäftigt.“ Und zuletzt mache das die Boy-Group auch für Jungs attraktiv.