Düsseldorf Eltern stehen vor leeren Regalen: Milchpulver wird wieder knapp

Die Nachfrage von Chinesen nach Babymilchpulver ist wieder extrem hoch. Anbieter haben inzwischen reagiert: mit erhöhter Produktion und Reservierungslisten.

Foto: Armin Weigel/dpa

Düsseldorf. Für die junge Mutter Nina M. ist der Einkauf zur Tortur geworden: Das Babymilchpulver, das sie zum Füttern ihrer drei Monate alten Tochter benötigt, ist knapp. Auf der Suche nach ihrer bevorzugten Marke Milupa klappert sie regelmäßig mindestens drei Drogerien ab. „Ich bin ständig in Sorge, dass ich meine Tochter nicht satt bekomme“, sagt die 33-Jährige. Wie ihr ergeht es zurzeit vielen Düsseldorfer Eltern, die im Drogeriemarkt das Pulver als Ersatz für Muttermilch kaufen wollen. Aptamil ist vielen zufolge dabei zurzeit das bevorzugte Produkt.

Grund für die leeren Regale sind Hamsterkäufe von Chinesen, die das Produkt in großen Mengen in ihre Heimat schicken. Dortigen Produkten vertrauen die Menschen nach einem Lebensmittelskandal nicht mehr: 2008 war ans Licht gekommen, dass in China das Milchpulver mit Melamin gestreckt wurde, eine Substanz, die bei der Herstellung von Klebstoffen zum Einsatz kommt. Die Folge: Vor zwei Jahren überrollte eine Kaufwelle die deutschen Hersteller von Kindermilchpulver. „Die Situation war extrem: Die Regale waren leer, Hersteller kamen mit der Nachlieferung nicht hinterher“, erinnert sich Stefan Stohl, Sprecher von Milupa. Damals seien wöchentlich etwa 3000 Anrufe von besorgten, aber auch verärgerten Eltern bei der Firma eingegangen.

Um der Nachfrage aller Kunden gerecht zu werden, reagierten die Drogerien mit einer Limitierung der Abgabemengen: In besonders frequentierten Filialen wie am Jan-Wellem-Platz dürfen dm-Kunden zurzeit nur eine Packung pro Einkauf mitnehmen, in anderen maximal drei. Verkäuferinnen vor Ort sehen das Problem dadurch aber nicht gelöst: „Jeden Morgen stehen chinesische Großfamilien bei uns vor der Tür. Sie kommen einzeln rein und halten sich an die Abgabemengen. So räumen sie nach und nach die Regale leer. Da können wir nichts machen.“ Seit einigen Wochen, so sagt die Verkäuferin, habe sich die Lage sogar noch verschärft.

Milupa-Sprecher Stefan Stohl hat eine Erklärung für die gerade zurzeit extrem große Nachfrage der Chinesen: Am 19. Februar feiern die Chinesen ihr Neujahrsfest. Zu diesem Anlass schicken die in Deutschland lebenden Asiaten ihren Verwandten Milchpulver in die Heimat. „Etwa drei Monate vor dem Fest und einen Monat danach merken wir die extreme Nachfrage, danach pendelt es sich wieder ein“, sagt Stohl.

Im Vergleich zu der Situation vor zwei Jahren sieht er aber eine deutliche Verbesserung für Eltern: Die Produktion von Milchpulver habe sich seit 2013 verdreifacht. 2016 werde zudem ein zweites Werk in Fulda in Betrieb genommen. Dann werden insgesamt jährlich rund 100 000 Tonnen Säuglingsnahrung produziert. „Schon heute können wir jeder Mutter in Deutschland mit einer individuellen Lösung weiterhelfen“, sagt Stohl. In den Drogerien können sich Mütter beispielsweise nach Vorlage einer Geburtsurkunde des Kindes in einer Reservierungsliste eintragen. Laut einer Verkäuferin werden so bis zu drei oder vier Packungen pro Monat für die Kundin zur Seite gelegt.

Im Zweifel, so das Versprechen von Milupa, werde der Mutter das Wunschprodukt auch per Post nach Hause geschickt. „Dass sich die Lage insgesamt entschärft hat, sehen wir auch daran, dass nur noch bis zu 150 Anrufe pro Woche von besorgten Eltern eingehen“, sagt Sprecher Stohl.