Ergo-Odyssee: Fünf Jahre von der Planung bis zum Einzug
Die von vielen kritisierte Erweiterung an der Fischerstraße wurde am Dienstag eingeweiht.
Düsseldorf. In einem Werbefilm wird der Erweiterungsbau der Ergo-Versicherungsgruppe in gerade mal drei Minuten hochgezogen. „Ganz so schön und einfach war das nicht“, bekennt Vorstandschef Torsten Oletzky. Und trotz der feierlichen Eröffnung des 168 Meter langen Domizils an der Fischerstraße gestern vor 300 Gästen wirkt sein Lächeln ein wenig angespannt — schließlich kamen vor dem Bauende noch der Bruch eines Doppelbodens und ein kapitaler Brand hinzu.
„Das war eine Zitterpartie für uns“, blickt Oletzky noch einmal auf den Februar 2008 zurück, als der Bürgerentscheid gegen das Erweiterungsgebäude am Golzheimer Friedhof scheiterte: Die Gegner erzielten immerhin 56 559 Stimmen statt der erforderlichen 91 501. Auch Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) erinnert in ihrem Grußwort an die Auseinandersetzungen. „Der ganze Streit verlief abstrus, wenn man bedenkt, dass hier eigentlich nur ein Parkplatz bebaut wurde.“
Sie selbst hatte sich bei der Bürgerinitiative „Rettet den Golzheimer Friedhof“ den Spitznamen Victoria Strack-Zimmermann eingehandelt — entsprechend dem Namen der einstigen Düsseldorfer Versicherung: Zusammen mit dem damaligen Oberbürgermeister Joachim Erwin hatte Strack-Zimmermann im Oktober 2007 den städtischen Parkplatz per Dringlichkeitsentscheid an die Versicherung verkauft. „Ich würde jederzeit wieder so handeln“, sagt sie. Vorstand Torsten Oletzky stellt die lokale Verbundenheit des Unternehmens heraus: „Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort Düsseldorf.“ Und das hat man sich rund 100 Millionen Euro kosten lassen.
IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann ist nicht nur beeindruckt von der Länge des Gesamtgebäudes, das er noch am Morgen bei der Vorbeifahrt mit dem Auto abgemessen hatte: „Das ist ein halber Kilometer.“ Viel wichtiger sei: „Auch Ergo hat unseren Ruf als stärkster Ausbildungsmarkt in Nordrhein-Westfalen nach Kräften gefestigt.“
Das neue Gebäude ist laut Ergo Voraussetzung für eine zukunftsweisende Informationstechnologie. In dem Neubau ist unter anderem eines der beiden Rechenzentren der Versicherung untergebracht. Etwa 4000 Mitarbeiter sind am Standort in Düsseldorf beschäftigt, 750 davon seit dem 21. April in dem Erweiterungsbau in einem „Open-Space-Konzept“: Die Beschäftigten arbeiten an kleinen Arbeitsinseln in großen, lichtdurchfluteten Räumen. Sie sind durch Stehtische, Besprechungsecken und offene Kaffeeküchen aufgelockert. So soll teamorientiertes Arbeiten gefördert werden.