Open-Air-Kunst in Düsseldorf Wie Pascal aus Düsseldorf ein Sprayer wurde

Oberbilk · Pascal Wiese bekam nach seiner Ausbildung keine feste Stelle. Nun sprüht der 25-Jährige erfolgreich bunte Motive auf Häuser.

Lebt sein Talent voll aus: Pascal Wiese.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Mit einem ersten erfolgreichen Bild hat es angefangen. Patrick Wiese hatte sich mit einigen Freunden getroffen, um eine Hauswand mit Farbe zu verschönern. Der jetzt 25-Jährige übertrug das gewünschte Motiv von einem Handy-Foto in mehreren Schritten auf die Hausmauer – wo es eine Größe von sechs Metern hatte. Das Bild kam gut an und sorgte für Aufmerksamkeit, sodass sich bald andere Hausbesitzer und Firmeninhaber an den Vennhauser wandten und fragten, ob er auch deren Fassaden gestalten könne.

Patrick Wiese konnte, denn er war zu dieser Zeit gerade ohne Job. Inzwischen ist er als Fassadensprayer gut im Geschäft und beendet zurzeit seinen bisher größten Auftrag: Eine mehr als 250 Quadratmeter große Hauswand in Oberbilk besprüht er mit Motiven aus dem Düsseldorfer Stadtgebiet.

„Ich war als Schüler schon fasziniert von Kunst und Malerei“, sagt er. Nach der zehnten Klasse begann er deshalb mit dem Fachabitur in Gestaltung und lernte unter anderem das Designen von Logos und die Grundlagen der Farbwirkung. An ein Studium in diesem Bereich dachte er nie, er wollte praktisch arbeiten und machte in einem Autohaus mit Werkstatt eine Ausbildung zum Fahrzeuglackierer. „Ein cooler Handwerksberuf“, sagt er auch heute noch, aber übernommen wurde er nach der Prüfung nicht. Die Corona-Krise begann in dieser Zeit gerade, und wie viele Firmen trat auch das Autohaus bei Neueinstellungen kürzer.

So beschäftigte sich Patrick Wiese mit der Kunst, Wände statt Autobleche zu besprühen – ein großer Unterschied, wie er erklärt. „Beim Fahrzeuglackieren geht es um eine Reparatur, die später möglichst unauffällig ist.“ Seine fertigen Motive auf Hauswänden sollen dagegen Aufmerksamkeit erregen, möglichst von jedem Passanten betrachtet werden. Seine Lieblingsmotive sind die Gesichter älterer Menschen. „Sie sind aussagekräftig, erzählen von einem langen Leben und stellen künstlerisch eine Herausforderung dar“, sagt er.

Die klassische Düsseldorfer Straßenbahn hat auch einen Parkplatz auf der Mauer gefunden.

Foto: Holger Lodahl

Sie von der Vorlage vom Minibildschirm des Handys auf einige Meter Größe auf eine Hauswand zu übertragen, sei eine tüftlige Handwerksarbeit. Das Motiv unterteilt er in viele Einzelquadrate, die er dann groß auf das Raster der Mauer überträgt.

Seine bis jetzt aufwendigste Arbeit ist die Fassade des Eckhauses an der Siemens- und Arminstraße. Die Eigentümerfirma wollte, dass die illegalen Sprayereien auf der Wand mit Motiven aus dem Düsseldorfer Stadtbild überdeckt werden. Ein Auftrag für Patrick Wiese, der sich unter anderem für eine alte Straßenbahn, das Düsseldorfer Sport-Maskottchen Tosi und die blechernde Drachenfigur vor dem Volksgarten entschied. Um zudem den Mieter des Gebäudes, eine Firma für Schläuche, Rohre und Verschraubungen, optisch mit in die Fassadengestaltung einzubinden, hat der junge Künstler auch einige der Produkte zu separaten Bildern verknüpft.

Dass er nun auf Leitern an Hauswänden steht und sprüht, statt maschinell die Reparaturen von Autokarossen unsichtbar werden zu lassen, hat er nie bereut. Zwar verrät er nicht, wie viel sein Auftraggeber für das große Wandbild zahlt, „aber es ist schon angemessen“, sagt er. Und hofft, dass der kommende Sommer noch viele Aufträge bringt.