Exklusiver Blick ins Sprinter-Werk

Auf Einladung der WZ erfuhren 30 Leser bei Mercedes Benz, wie ein Auto Stück für Stück entsteht.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Es wirkt wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Film: Schwere Roboter-Arme schießen aus dem Boden, umspielen die Karosserie. Keine Sekunde später sprühen Funken - Bolzen werden angeschweißt. Fasziniert sehen die rund 30 WZ-Leser zu, wie die Karosserie über das Förderband zum nächsten Produktionsschritt geschoben wird. Bei einer Führung durch die Werkshallen von Mercedes Benz in Derendorf erhielten sie auf Einladung der Westdeutschen Zeitung Einblick in die Produktion des Transportwagens Sprinter.

Das Mercedes-Benz-Werk Düsseldorf, gegründet im Jahr 1962, ist das weltweit größte Transporterwerk der Daimler AG. Auf einer Produktionsfläche von rund 175 000 Quadratmetern befinden sich die Produktionsbereiche Rohbau, Lackierung und Montage. 740 produzierte Sprinter verlassen täglich das Werk.

Das Material zur Fertigung der Sprinter wird angeliefert: 280 Lastwagen liefern täglich 2850 Tonnen Material an. Insgesamt wurden bisher mehr als vier Millionen Transporter in Düsseldorf produziert. 2015 war ein Rekordjahr: 179 500 Wagen rollten vom Band.

Daimler ist durchaus optimistisch, an diesen Erfolg anzuknüpfen. „Auch dieses Jahr hatten wir prall gefüllte Auftragsbücher“, sagt Mitarbeiter Lothar Reimann, der die WZ-Leser durch die Produktionshallen führte. Jeder Wagen, der in den Werkshallen zusammengebaut wird, ist bereits verkauft. „In den vergangenen Jahren sind die Stückzahlen so exorbitant gewachsen, dass wir mit der Produktion kaum noch nachkommen“, sagt auch Daimler-Sprecher Peter Smodej. Das sei auch ein Grund, weshalb die Produktion der baugleichen VW Crafter zum Jahresende eingestellt werde.

Dieser wurde bisher im Sprinterwerk mitproduziert. „Wir brauchen die Fabrik für die Produktion unserer eigenen Wagen“, sagt Smodej. WZ-Leser Dieter Guttmann hat selbst 26 Jahre bei Mercedes gearbeitet. „Ich war im Bereich Werkssicherheit tätig“, sagt er. Er wollte sich bei der Werksführung auf den neuesten Stand bringen. Die jüngsten Teilnehmer Benjamin (22) und Tobias (19) Bräuning aus Wuppertal hatten sich erhofft, auch mal einen Geländewagen über das Band rollen zu sehen. „Aber auch so ist es sehr interessant, wie so ein Wagen zusammengesetzt wird und wie viele Schritte nötig sind“, sagt Benjamin Bräuning,

In der Montagehalle werden die Teilnehmer der Werksführung schließlich Zeugen einer Hochzeit: So wird es genannt, wenn der Antriebsstrang mit Motor, Getriebe, Vorder- und Hinterachse mit der Karosserie verbunden wird. „Das ist das Herz der Montage“, kommentiert Lothar Reimann den Produktionsschritt.

Ob das Herz am Ende auch schlägt, erfahren die WZ-Leser am Ende ihrer Tour: In der letzten Halle nämlich entscheidet sich, ob der Sprinter am Ende seiner Reise auch anspringt. Der Mitarbeiter steigt in den Wagen, startet den Motor. Der stottert. Sekundenlang. Schließlich schnurrt er.

Der Wagen fährt ruckartig an, kommt einige Meter weiter wieder zum Stehen. Der Sprinter ist fehlerfrei und kann das Werk verlassen. „Dass der Motor etwas länger braucht, um anzuspringen, ist völlig normal“, erklärt Lothar Reimann anschließend.

Karl Kirchberg hat der Rundgang gut gefallen. „Ich finde die gesamte Technik einfach faszinierend“, sagt er. Auch Erika und Siegfried Betcher aus Krefeld haben die Werks-Tour genossen. „Es war toll zu sehen, wie ein Wagen vom Anfang bis zum Ende entsteht.“