Fahrradwege in Düsseldorf oft zugeparkt
Zugeparkte Spuren behindern Radfahrer in fast allen Teilen der Innenstadt. Das ist nicht nur nervig, sondern kann auch böse enden.
Düsseldorf. Radfahren in der Stadt hat viele Vorteile: Es ist gesund und macht Spaß, man ist unabhängig von Bus und Bahn, die lästige Parkplatzsuche fällt weg, und schneller als mit dem Auto ist man oft auch. Soweit die Theorie. In der Praxis kann man als Radfahrer in Düsseldorf kaum 500 Meter fahren, ohne sich zu ärgern - und sich in Gefahr zu bringen, kritisiert Jan-Philipp Holthoff vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Das Problem: Viele Radwege sind zugeparkt.
(Typische Szene an der Morsestraße/Ecke Fürstenwall. Foto: li)
Egal, ob an der Talstraße, Kirchfeldstraße oder Morsestraße — die Liste der Straßen, an denen immer wieder Radwege zugeparkt sind, ließe sich beliebig verlängern. Betroffen ist fast das gesamte Stadtgebiet, beobachtet Holthoff immer wieder. Vor allem, wenn es eine dichte Wohnbebauung gibt. Das Problem seiner Ansicht nach: Die Stadt kennt das Problem zwar, wiegelt aber ab und unternimmt nicht genug gegen die Falschparker.
Verhindern könne die Stadt das falsche Verhalten von Autofahrern nicht, sagt ein Stadtsprecher auf Anfrage. Der Kommune bleibe nur, Verstöße zu ahnden. 58 875 Autos, die auf Rad- oder Gehwegen parkten, registrierten Mitarbeiter des Ordnungsamtes im vergangenen Jahr. Mehr als 10 000 Mal musste der Abschleppwagen anrücken. Die Stadt kassierte Bußgelder in Höhe von rund 17,1 Millionen.
140 Mitarbeiter des Ordnungsamtes sind für die Überwachung des so genannten ruhenden Straßenverkehrs zuständig, die 100 Außendienstmitarbeiter des Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) achten hingegen auf die Einhaltung anderer Vorschriften, etwa die Straßenordnung oder das Landeshundegesetz.
Jan-Philipp Holthoff ist das nicht genug. Der ruhende Verkehr muss noch konsequenter überwacht werden, findet er. Ideal ginge das mit OSD-Mitarbeitern, die selbst mit dem Rad unterwegs sind. „Die Stadt muss den OSD personell ausreichend ausstatten und dazu auffordern, auch konsequent Autos an den Haken nehmen zu lassen.“ Und auch die Polizei, die für Gefahrenabwehr zuständig sei, müsse den ruhenden Verkehr mehr im Blick haben. In erster Linie sei die Stadt dafür zuständig, entgegnet eine Polizeisprecherin: „Fälle von zugeparkten Rad- oder Gehwegen werden bei uns auch gar nicht erfasst.“
(Auch auf der Aachener Straße gibt es keine freie Fahrt. Foto: ale)
Es sei durchaus möglich, Verstöße von Parksündern von vornherein zu verhindern, sagt Holthoff weiter. Hardware helfe, meint er. Betonabsperrungen etwa, oder Poller. Und wichtige Radrouten müssen zu „Protected Bikelanes“ werden, schlägt der ADFC-Vertreter vor. Dabei trennen zusätzliche Poller den Auto- vom Fahrradverkehr. Durch solche Poller würden zwar Parkplätze wegfallen. Aber, findet Jan-Philipp Holthoff, „es gibt kein Recht auf einen Parkplatz, und schon gar kein Recht auf einen kostenlosen Parkplatz vor jeder Tür“.
Das große Problem an Autofahrern, die Radwege als Parkplätze missbrauchen, sei ja nicht, dass es nervig ist, alle paar Minuten Schlenker fahren zu müssen, sagt Holthoff. Es geht ihm vielmehr um die Gefahr, die das Ausweichen in den fließenden Autoverkehr bedeutet. Gefahr durch Autofahrer, die den ausweichenden Radfahrer zu spät sehen, oder auch durch Bahnschienen, in die denen Reifen hängen bleiben könnten.
Es seien nicht nur private oder Firmen-Autos, die die Radwege in der Stadt immer wieder blockieren, sagt der ADFC-Mann. „Ich habe auch schon Autos der Polizei oder der Awista dort gesehen. Und die sollten doch ihrer Vorbildrolle gerecht werden.“
Nach dem Fahrradkongress und mit dem erklärten Ziel, Düsseldorf fahrradfreundlicher zu machen, hofft Jan-Philipp Holthoff auf ein Umdenken in der Stadt. „Bisher kann ich das aber, was das Parken auf Radwegen angeht, einfach nicht erkennen.“ Er rät den Verantwortlichen, mal nach Tübingen zu blicken. Dort können Autofahrer fast nirgendwo „mal eben“ parken, weil die Stadt konsequent mehrfach am Tag mit zahlreichen Ordnungsamts-Mitarbeitern kontrolliert. Zwar würden Falschparker mit geringen Geldbußen bestraft, dennoch sorge das System dafür, dass Autofahrer mehr in die Parkhäuser auswichen.
Bürgern empfiehlt Holthoff, Ordnungswidrigkeiten, die sie entdecken, der Stadt anzugeben. Das geht online über die Website der Stadt. Auch über die App Wegeheld sind Hinweise möglich.